Freimanner bei der »Geburt« des besonderen Geburtstagsgeschenks dabei

Freimann · Glocken für die Hoffnungskirche sind da

Die Glockengießerei beeindruckte nicht nur den siebenjährigen Jonathan.	F.: VA

Die Glockengießerei beeindruckte nicht nur den siebenjährigen Jonathan. F.: VA

Freimann · »Fest gemauert in der Erden / steht die Form, aus Lehm gebrannt. / Heute muss die Glocke werden. / Frisch Gesellen, seid zur Hand!« Was Friedrich Schiller 1799 im Lied von der Glocke beschreibt, haben 17 Frauen, Männer und Kinder am 8. September erlebt. Sie waren als Delegation der evangelischen Kirchengemeinde dabei, als in der Passauer Glockengießerei Perner zwei Glocken für den Turm der Hoffnungskirche gegossen wurden.

Ute Liepold, 41 Jahre, Chemikerin, staunte: »An der Vorgehensweise und Technik hat sich seit Schillers Zeiten nichts geändert!«

Um einen gemauerten Ziegelkern wird ein Lehmmantel in Form der zu brennenden Glocke geformt. Über diesen formen die Glockengießer mit einem Trennmittel, etwa Fett, die sogenannte »falsche Glocke« und bringen darüber wieder mehrere Schichten Lehm als Mantel an. Danach muss der Lehm mehrere Stunden lang bei 700 Grad Celsius hart brennen. Wenn die Form wieder erkaltet ist, heben die Glockengießer den Mantel ab, zerschlagen die »falsche Glocke« und setzen das Ganze zu einer fertigen Gussform wieder zusammen. Diese graben sie in die Erde ein. Am Tag des Gusses fließt auf 1.200 Grad erhitztes Metall von oben in die vergrabene Gussform.

Bei diesen Moment war die Gruppe aus Freimann dabei. Jonatan Benicke war der Jüngste und durfte deshalb ganz vorne stehen: »Wie ein Vulkan«, staunte der Siebenjährige, als sich die heiße Metallmasse zischend in die Gussform im Boden ergoss.

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde wird die zwei Glocken in den Turm der Hoffnungskirche hängen. Gemeinsam mit der Glocke aus der ehemaligen Samariterkirche wird sie zu Gebet und Gottesdienst laden. »Viele Menschen aus Freimann haben dies durch Spenden ermöglicht«, erklärt Pfarrer Norbert Ellinger. Darüber ist er zum 15. »Geburtstag« der Hoffnungskirche besonders froh: »Die Gesamtkosten von 29.000 Euro werden wir stemmen, ohne auf Kirchensteuermittel zurückgreifen oder bei sozialen Aufgaben kürzen zu müssen.« Kirchenvorsteher Christian Schwarzenberg ergänzt »Gerade, weil wir eine moderne Kirche haben und in ihr viele unkonventionelle Gottesdienste feiern, ist es schön, wenn die Glocke zum Gebet ruft. Was sich über Jahrhunderte bewährt hat, sollte auch eine junge und fröhliche Kirchengemeinde weiterführen.« Anwohner am Carl-Orff-Bogen müssten sich aber auch um ihre Ruhe keine Sorgen machen. Die Glocken würden nur zu Gebet und Gottesdienst läuten. Ein Stundengeläut sei nicht vorgesehen.

»Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Ehre«, sang die Delegation aus Freimann, als der Guss gelungen war. Danach mussten die Glocken zwei Wochen in der Erde abkühlen, bevor sie nach Freimann kamen. Stolz ist die Gemeinde auch auf die alte Glocke der Samariter-Kirche, die dort bis zum Zweiten Weltkrieg über 70 Jahre lang läutete. Sie hat als eine von zwei Glocken den Krieg überstanden und wurde nicht wie viele andere eingeschmolzen. Am Sonntag, 12. Oktober, werden alle drei Glocken – mit den Namen Glaube, Liebe und Hoffnung – in einem Festakt gesegnet und ihrer Bestimmung übergeben, in einem »musikalisch fetzigen Halleluja-Gottesdienst«, verspricht der Kirchenvorstand. Am Sonntag, 2. November, erklingen sie dann zum ersten Mal während eines Festgottesdienstes.

Artikel vom 07.10.2008
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