Spielhaus am Alten Botanischen Garten scheint gerettet: Kommt ein Neubau?

Maxvorstadt · Schwarzbau ist doch legal

Für die Jugendlichen im Viertel unersetzbare Anlaufstelle, die Leiterin Jutta Schneider durch die Diskussion um Sanierung oder Neubau gefährdet sieht: das Spielhaus im Alten Botanischen Garten am Stachus.	Foto: js

Für die Jugendlichen im Viertel unersetzbare Anlaufstelle, die Leiterin Jutta Schneider durch die Diskussion um Sanierung oder Neubau gefährdet sieht: das Spielhaus im Alten Botanischen Garten am Stachus. Foto: js

Maxvorstadt · Noch auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3) hatte der Kreisjugendring (KJR) 460.000 Euro für die Sanierung des Spielhaus im Alten Botanischen Garten beantragt, dem das Stadtteilgremium zustimmte. Jetzt teilte das Planungsreferat auf Anfrage des »Münchner Zentrums« mit, dass das Holzhaus inzwischen legalisiert sei.

Daher könne nun auch die kostengünstigere Variante eines Neubaus genehmigt werden.

Dafür hatte auf der BA-Sitzung auch die Architektin Susanne Nill plädiert, die den Kostenvoranschlag erstellt hat: »Es wäre wesentlich billiger, das Haus abzureißen und wieder neu zu errichten«, erklärte sie. Allerdings sei dies laut Nill nicht möglich, da für die Fläche im Alten Botanischen Garten keine Baugenehmigung zu bekommen sei. »Deshalb können wir das Haus nur für viel Geld in seinem Bestand erhalten.« Doch Michael Hardi, Sprecher des Planungsreferats, dementierte dies allerdings. Anfang des Jahres sei eine Genehmigung für einen Anbau auf dem Areal erteilt worden, berichtete er im Gespräch mit dem »Münchner Zentrum«. Damit sei der Schwarzbau legalisiert. »Einem Abriss mit anschließendem Neubau steht deshalb von rechtlicher Seite nichts entgegen«, versichert er.

Skeptisch bleibt Gerhard Mayer, der stellvertretende Geschäftsführer des KJR trotzdem: »Vielleicht hat das Planungsreferat bei dieser Zusage nicht bedacht, dass der Alte Botanische Garten ein unveränderbares Landschaftsensemble ist«, befürchtet er. Allerdings plädiert auch er für einen Neubau. »Wenn diese kostengünstigere Variante möglich ist, haben wir auch bessere Argumente gegenüber dem Stadtrat.« Errichtet wurde das Spielhaus übrigens 1947 von Fritz Krantz, dem Schöpfer des Prinzregentenstadions, als Andenken an seine Tochter Heloise. Sie hatte unter den Nazis Suizid begangen. Krantz übergab das Häuschen dann dem Kreisjugendring mit der Auflage, die Münchner Kinder dort zu Toleranz und Offenheit zu erziehen. Das funktioniert bis heute.

Um so schmerzlicher wäre ein Verlust der Räumlichkeiten, wenn doch nur die teure Sanierung in Frage käme. »Wenn es diesen Bau nicht mehr gibt, bedeutet dies das Aus für uns«, sagt Einrichtungsleiterin Jutta Schneider. In dem von der Stadt seit 60 Jahren geduldeten und baufälligen Schwarzbau hat die Einrichtung ihren Sitz. Und dort findet auch für den Stadtteil wichtige Jugendarbeit statt.

Die Verhältnisse seien zwar beengt, »in einem Raum von 26 Quadratmetern müssen wir manchmal ganze Schulklassen unterbringen.« Doch inzwischen habe sie sich gut mit der Situation arrangiert. Wenn es die Anlaufstelle im Alten Botanischen Garten – ein Schwarzbau, der seit mehr als 60 Jahren von der Stadt geduldet wird – allerdings gar nicht mehr gebe, könne in der Maxvorstadt keine offene Jugendarbeit mehr stattfinden.

Wirklichkeit werden könnte diese Befürchtung tatsächlich – das Häuschen entspricht längst nicht mehr den gängigen Sicherheitsbestimmungen und die Bausubstanz ist marode. Da setzt jetzt das grüne Licht des Planungsreferates für den Neubau genau das richtige Zeichen für eine erfolgreiche Zukunft für die Arbeit des Spielhauses. Julia Stark

Artikel vom 30.09.2008
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