21 Anträge: Kinder-Einwohnerversammlung in der Tumblinger Schule

Kein gescheiter Sportplatz im Viertel

Jana Frädrich. Foto: Privat

Jana Frädrich. Foto: Privat

Isarvorstadt · Der Schulhof soll schöner werden, der Sportplatz auch am Wochenende geöffnet haben und der Schulweg endlich sicherer sein. Das forderten die Kinder der Tumblinger Schule bei der zweiten Kinder-Einwohnerversammlung in der Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt vergangenen Freitag anlässlich des Weltkindertages am 20. September.

Neben BA-Mitgliedern und Eltern lauscht auch Stadtrat (und Brotzeitspender) Georg Schlagbauer (CSU) den Wünschen der Kinder. Die Mitglieder des Bezirksausschusses werden sich als Paten der Anträge annehmen, im Bezirksausschuss zur Abstimmung vorbereiten und bei Annahme an die Stadtverwaltung weitergeben. Bevor sie Politik wie die Großen machen durften, erklärten der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA 2) Alexander Miklosy (Grüne/Rosa Liste), und die Kinder- und Jugendbeauftragte Beate Bidjanbeg (SPD), wie das funktioniert: ob Redezeit und Abstimmung oder Anträge. 21 sind es am Freitag. Manuel (7) wünscht sich schönere Klettergerüste auf dem Pausenhof der Tumblinger Schule. »Die da jetzt stehen, sind schon ganz alt und morsch und langweilig.« Das finden auch Luca (7) und Sophie (8) sowie weitere Kinder, die ähnliche Anträge abgegeben haben.

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Schönere Plätze zum Spielen, das wünschen sich die meisten der Kinder, die zur Versammlung gekommen sind. David hat die Grundschule zwar schon hinter sich, ist aber immer noch gerne zum Fußball- und Basketballspielen auf dem Sportplatz an der Tumblinger Schule. Daher fordert er, den Sportplatz ganz offiziell am Wochenende zu öffnen. »Es kann doch nicht sein, dass wir so einen tollen Sportplatz nicht auch in unserer Freizeit nutzen können, es gibt ja sonst keinen gescheiten im Viertel!« Das finden auch Hannah und Niklas (7) und fordern in ihrem Antrag einen Kunststoffbelag für den Bolzplatz an der Schmellerwiese. »Der Boden, der da jetzt drauf ist, ist so hart, wenn man da hinfällt, kann man sich ganz schön weh tun«, meinen sie. Passiert sei den Kindern noch nichts, nur ein Papa habe mal Schrammen erlitten. Eine Reihe weiterer Anträge dreht sich um die Kreuzung vor der Schule, an der kurz vor den Sommerferien die Ampel abgebaut wurde. »Wir wollen wieder sicher zur Schule kommen«, fordert Emanuel (7) und beantragt einen Zebrastreifen für die Kreuzung. Andere Kinder wünschen sich eine Ampel, Liv (7) hätte am liebsten, dass Herr Taube, der Kontaktbeamte in der Polizeiinspektion 14, an der Kreuzung steht. Weil man, wie Alexander Miklosy vorsichtig zu Bedenken gibt, nicht über Herrn Taubes Dienstplan verfügen könne, sind Liv und die anderen Kinder auch mit einem anderen netten Polizeibeamten einverstanden. Mehr Sicherheit für ihren Schulweg fordern auch die Kinder der Grundschule an der Schwanthaler Straße. »Die Autos vor unserer Schule rasen. Über die Straße zu gehen, ist für uns sehr gefährlich«, erzählen einige Mädchen und wünschen sich Zebrastreifen oder Tempo 30. Maxi und Franziska aus der 4. Klasse wollen außerdem, dass der Bücherbus wieder zu ihrer Schule kommt, so wie in den letzten Jahren auch.

Und auch die Wittelsbacher Schule ist in der Versammlung vertreten. Drei Jungen finden, dass vieles an ihrer Schule ganz schön marode ist: Toiletten und Turnhalle sollen saniert werden. Natürlich fordern auch sie mehr Freiheit beim Fußballspielen, diesmal am Roecklplatz. Ein weiteres Mädchen wünscht sich dort eine Seilbahnrutsche – und erntet Kritik: »Da ist doch gar kein Platz dafür«, meint David und macht damit deutlich: Nicht alles, was man sich wünscht, ist auch sinnvoll. Die Anträge werden dennoch alle angenommen.

Jetzt sind die Erwachsenen dran: Nach der BA-Abstimmung sollte spätestens zu Weihnachten jeder Antragsteller eine Antwort von der Stadt bekommen haben. Beate Bindjanbeg warnt vor allzu großen Hoffnungen, macht aber trotzdem Mut: »Von den Anträgen aus dem letzten Jahr sind zwar viele gescheitert, aber das eine oder andere haben wir dennoch erreicht. Wenn Kinder einen unserer Anträge unterstützen, wirkt das manchmal Wunder!«

Ist München kinderfreundlich?

»Durch die hohe Lebensqualität, die vielen öffentlichen Spielräume, die Frei- und Grünflächen oder das ausgesprochen gute Kinder-Kultur-Angebot eigentlich schon«, erklärt die Kinderbeauftragte der Stadt, Jana Frädrich auf unsere Anfrage anlässlich des jährlichen Weltkindertages (20. September). »Aber man kann so viele kinderfreundliche Einrichtungen und Flächen haben, wie es geht. Wenn sie nicht oder nur konfliktbeladen genutzt werden können, bringt das nicht viel. Das gute Miteinander aller Generationen und unterschiedlicher Zielgruppen ist in München ein wichtiges Thema. München ist auch eine sehr teure Stadt. Das bekommen die Kinder sehr direkt zu spüren. Und zwar nicht nur Familien, die in Armut leben oder an der Armutsgrenze, sondern auch Familien, denen es finanziell noch relativ gut geht.«

Artikel vom 25.09.2008
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