Schüler greifen zur Selbsthilfe – und lernen dabei so manches fürs Leben

Hasenbergl · Bunter lernt sich’s besser

Tristes Grau wird bunt: Die Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Realschule greifen zu kreativer Selbsthilfe.Foto: em

Tristes Grau wird bunt: Die Schülerinnen und Schüler der Erich-Kästner-Realschule greifen zu kreativer Selbsthilfe.Foto: em

Hasenbergl · »Grauer Alltag« – davon haben die Schüler und Lehrer der Erich-Kästner-Realschule schon lange genug. Seit Herbst 2006 arbeiten sie daran, dass ihre Schule und vor allem der Schulhof, der bisher aus einer einzigen grauen Fläche besteht, schöner wird. Eine Projektgruppe wurde gegründet, die Schüler bastelten und malten Modelle, das Baureferat sicherte im Januar 2007 »schnelle Unterstützung« zu.

Kurz vor den Sommerferien 2008, also etwa eineinhalb Jahre später, ist der Schulhof – grau. Das geplante »grüne Klassenzimmer« in Form eines Amphitheaters existiert selbst in den Köpfen der Schüler kaum noch – zu lange ist es her, dass sie geträumt, geplant und gehofft haben. Den Tast- und Riechgarten, ebenfalls vom Baureferat befürwortet, kann sich bei so viel versiegelter Fläche ohnehin kaum noch jemand vorstellen.

Entsprechend verebbt ist auch der Enthusiasmus der Eltern, die noch im April 2007 bei einem »Tag der offenen Tür« zum Beispiel fleißig Waffeln kauften, um das Projekt finanziell zu unterstützen.

»So kann es nicht weitergehen«, dachten engagierte Lehrer – und beschlossen, selbst erste Maßnahmen gegen die Tristesse einzuleiten. Also nahmen sie etwas von dem Geld bisheriger Spendenaktionen des Elternbeirates und kauften Farben und Werkzeug.

Die »Handwerker« gab’s kostenlos – etliche Schülerinnen und Schüler der fünften, sechsten und neunten Klassen gaben vor kurzem begeistert einen freien Nachmittag her, um gemeinsam sauber zu machen, Hüpfspiele vorzuzeichnen und schließlich mit dicken Pinseln auszumalen. Das Besondere dabei: Die Verantwortung lag zu großen Teilen bei den Neuntklässlern – und die gingen so damit um, dass nicht nur die Ergebnisse stimmten, sondern auch das »Arbeitsklima«. Denn kaum offiziell zu »Tutoren« ernannt, wurden aus vor der Kamera posierenden Teenagern mit »großer Klappe« und wenig Selbstorganisation ernsthafte und liebevolle Vorbilder, die sich Überblick verschafften, zeigten, wie’s geht – und ganz viel lobten. »Als ich selbst in der siebten Klasse war, fand ich die damaligen Tutoren einfach cool – und wollte von da an auch so sein«, erzählt die 16-jährige Naomi von ihrer Motivation, Tutorin zu werden. »Inzwischen habe ich auch schon einem Schüler, der in Französisch schlecht war, zu einer eins und einer zwei in schriftlichen Tests verholfen.« Dieses Engagement wird im Zeugnis vermerkt – und besonders soziale Einrichtungen lesen davon mit großer Aufmerksamkeit.

So berichtet der 15-jährige Andi, dass ihm die Pfennigparade nach einem Praktikum bereits eine mögliche Lehrstelle als Krankenpfleger zugesagt hat – wegen guter Leistungen und viel Engagement, unter anderem nachgewiesen durch entsprechende Zeugnis-Hinweise auf seine Tutoren-Aktivitäten.

Und der Schulhof? Der ist jetzt wenigstens schon ein kleines bisschen bunter. Doch so richtig schön soll er nun endgültig im nächsten Jahr werden – inzwischen hat sich nämlich die Abteilung »Bau und Planung« des Schulreferats gemeldet. Nach dringenden Sanierungsmaßnahmen am Schulgebäude selbst noch in diesem Jahr, sollen nächstes Jahr die Außenanlagen endlich umgestaltet werden. Mit Amphitheater, Tast- und Riechgarten. Eva Mäkler

Artikel vom 10.06.2008
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