Kindertagesstätte Görzerstraße feiert 50-jähriges Bestehen

Ramersdorf · Pädagogik im Wandel der Zeit

Mit einem amüsanten Theaterstück blickten Erzieherinnen und Kinder auf 50 Jahre Entwicklungsgeschichte der Pädagogik  zurück.	Foto: Föll

Mit einem amüsanten Theaterstück blickten Erzieherinnen und Kinder auf 50 Jahre Entwicklungsgeschichte der Pädagogik zurück. Foto: Föll

Ramersdorf · Schafweiden und große Gärtnereien prägten das Bild von Ramersdorf vor rund 50 Jahren – daran kann sich Christa Stangl als kleines Mädchen erinnern. Mit der Entwicklung der Infrastruktur wurde 1957 die Balanschule eröffnet, 1958 die Kindertagesstätte (KiTa) an der Görzerstraße mit zwei Kindergarten- und zwei Hort-Gruppen.

Mittlerweile ist daraus eine der größten Kindertagesstätten Münchens geworden, mit sechs Kindergartengruppen – davon eine Integrationsgruppe – und zwei Hortgruppen. Und Christa Stangl leitet dieses »kleine Unternehmen« seit 1976. Den 50. Geburtstag feierte die KiTa letzten Mittwoch mit vielen Ehrengästen und einem Rückblick, unterhaltsam gestaltet von den 135 Kindern der KiTa und den 20 Fachkräften, und humorig moderiert von Hortleiter Andreas Wünnenberg.

Stadträtin Jutta Koller, die in Vertretung von Oberbürgermeister Christian Ude die Glückwünsche der Stadt überbrachte, erinnerte sich an ihre eigene Kindergartenzeit: »Wir mussten immer alles aufessen und mittags schlafen, ob wir müde waren oder nicht.« Mittlerweile habe sich vieles verändert. Unter dem Stichwort »Bildungsfenster« gebe es Bestrebungen, Kindern schon im Kindergarten Bildung zu vermitteln und sie auf die Schule vorzubereiten. »Wir sollten aber nicht vergessen, dass es sich um kleine Kinder handelt. Vorbereitung ist wichtig, aber die Kinder und deren Wohl müssen im Vordergrund stehen«, betonte Koller.

Sputnik- und Pisa-Schock

Die Geschichte wiederholt sich, denn als die KiTa Görzerstraße 1958 eröffnet wurde, stand die westliche Welt noch unter dem so genannten »Sputnikschock«, den der sowjetische Vorsprung in der Raumfahrt ausgelöst hatte. Von der »deutschen Bildungskatastrophe« war die Rede, die Tugenden Ordnung, Disziplin, Gehorsam, Fleiß und Sauberkeit wurden abgelöst von der »Curricu-lumtheorie«, bei der Lernziele nicht diktiert, sondern auf kreative und inspirative Weise erreicht werden sollten. Heute steht die Welt unter dem »Pisa-Schock«. Ob diesem wieder antiautoritäre Zeiten wie in den 60er-Jahren, einfühlendes Verständnis und ganzheitliche Erziehung (Antipädagogik) wie in den 70er Jahren folgen, bleibt abzuwarten.

Die Zukunft in einer globalisierten Welt sei eine Herausforderung, so Stangl. Ein wenig von allem sei wohl der beste Weg. Derzeit wartet die KiTa mit Spannung darauf, ob der Antrag auf Teilnahme an dem »Comenius-Projekt« befürwortet wird. Dies bedeute zwei Jahre lang Austausch mit Barcelona, Helsinki, Göteborg und Ankara. »Wir glauben an eine positive Zukunft und arbeiten daran – und hoffen, dass auch später erkannt wird, dass Kinder das ›Salz der Erde‹ sind«, so Stangl abschließend, bevor zu einem Stehempfang in die Görzerstraße geladen wurde. S. Föll

Artikel vom 03.06.2008
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