Der Bezirksausschuss Maxvorstadt will über Georg-Elser-Denkmal entscheiden

Maxvorstadt · Kunstvoller Streit

Der Georg-Elser-Platz ist ein beschauliches Idyll in der Maxvorstadt. Was ihm noch fehlt, ist ein Denkmal für den Namensgeber.Foto: js

Der Georg-Elser-Platz ist ein beschauliches Idyll in der Maxvorstadt. Was ihm noch fehlt, ist ein Denkmal für den Namensgeber.Foto: js

Maxvorstadt · Die Mitglieder des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3) sind verärgert: Hitler-Attentäter Georg Elser bekommt auf dem nach ihm benannten Platz ein Denkmal – doch die Stadtteilpolitiker dürfen nicht mitentscheiden, welcher Künstler das Werk erschaffen soll. »Der Stadtrat hält uns kulturell gesehen für unmündig«, klagt BA-Chef Klaus Bäumler (CSU). Im November will er erreichen, dass sein Gremium dennoch in Zukunft ein Stimmrecht bei Ausschreibungen zu Kunstprojekten bekommt.

Das Kulturreferat gesteht dem BA bei der Diskussion zum Elser-Denkmal lediglich eine beratende Funktion zu. »Wir brauchen den Bezirksausschuss, weil er sich mit den örtlichen Gegebenheiten am besten auskennt«, sagt Erwin Hartel, der bei der Stadt für Kunst im öffentlichen Raum zuständig ist. Karin Wittmann (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Kultur im BA, wird beratend bei der Auswertung des Kunstwettbewerbs dabei sein.

Den Stadtteil-Politikern aber ist das zu wenig: »Wir beschäftigen uns seit zwei Jahren mit dem Thema«, sagt Wittmann. Deshalb sei es angemessen, den BA in der Jury des Wettbewerbs sitzen zu lassen. »Anscheinend traut man uns in kulturellen Fragen kein Urteilsvermögen zu«, kritisiert ferner Bäumler. Der Kulturreferent der Stadt, Hans-Georg Küppers, habe Stadtteil-Kultur sogar als »Kultur light« bezeichnet. »Das können wir nicht hinnehmen.« Außerdem habe der BA bei Preisgerichten zu städtischen Bauvorhaben ein Stimmrecht. Weshalb das bei Kulturprojekten anders sein soll, kann Bäumler nicht verstehen: »Hier muss ein Grundsatzbeschluss her«, fordert er.

Im Magen liegt ihm ferner, dass ihn der Stadtrat nicht im Vorfeld darüber informiert hatte, dass dem BA bei der Entscheidung zum Georg-Elser-Denkmal lediglich eine Beraterrolle zugestanden wird. »Wie immer wurde das über unsere Köpfe hinweg entschieden und uns erst im Nachhinein mitgeteilt«, klagt er. Damit das Gremium künftig mitreden kann, will Bäumler das Stimmrecht in kulturellen Fragen offiziell beim Direktorium der Stadt beantragen.

Hartel vom Kulturreferat ist das gar nicht recht: »Wenn der BA mitentscheiden kann, wird er darauf hinwirken, dass Künstler aus dem Viertel die Aufträge bekommen«, befürchtet er. Die Wettbewerbe aber sollen aufgrund der Qualität der Kunst – und nicht aufgrund des Wohnorts des Künstlers entschieden werden.

Ein weiteres Problem sei, dass mit einem weiteren politischen Vertreter die Anzahl der Jury-Mitglieder um insgesamt drei Personen steigen würde. »Damit die Experten überwiegen, laden wir zusätzlich zu jedem Politiker zwei Leute aus der Kunstbranche ein«, erklärt Hartel. Außer den Fachleuten haben bislang nur die Fraktionen des Stadtrats Stimmrecht. »Stadträte haben zwar keinen besseren Kunstverstand als die Mitglieder des Bezirksausschusses«, räumt er ein. Trotzdem sei es sinnvoll, sie den Künstler mit auswählen zu lassen, weil der Stadtrat über die Finanzierung entscheide. Wenn zudem der BA in der Jury sitze, werde das Verfahren nur komplizierter und langwieriger. Julia Stark

Artikel vom 23.10.2007
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