Eröffnung der neuen Suchtberatungsstelle des Blauen Kreuzes im Hasenbergl

Hasenbergl · Der Sucht an den Kragen

Das Team vor seinem neuen Domizil: Franz Germ neben Beraterin Michaela Ruetz-Guzman, Leiterin Brigitte Wick und Berater Alexander Ottlik (links). Foto: wei

Das Team vor seinem neuen Domizil: Franz Germ neben Beraterin Michaela Ruetz-Guzman, Leiterin Brigitte Wick und Berater Alexander Ottlik (links). Foto: wei

Hasenbergl · Der Münchner Norden hat sich über Jahre ein gut funktionierendes Netzwerk an sozialen Einrichtungen aufgebaut. Eine Anlaufstelle für suchtkranke und -gefährdete Menschen fehlte jedoch bisher. Mit der Außenstelle München-Nord des Blauen Kreuzes hat nun eine Beratungsstelle seine Zelte im Hasenbergl aufgeschlagen, die keine Scheu hat, neue Wege in der Suchtbekämpfung zu gehen.

Schleißheimer Straße 487, an der Türfront prangt ein blaues Kreuz, innen eine wohlig warme Atmosphäre durch pastellfarbene Wände und sonnendurchflutete Zimmer. Nichts lässt erahnen, wie dieses Gebäude noch vor ein paar Monaten ausgesehen hat. »Teilweise sind hier Tiere rumgelaufen. Es sah wirklich übel aus. Wir mussten hier alles von Grund auf renovieren«, berichtet Pädagoge Alexander Ottlik, der mit der Suche eines Domizils im Münchner Norden beauftragt wurde. Auch Diplom-Sozialpädagogin Brigitte Wick, die Leiterin des Blauen Kreuzes München, weiß um die Schwierigkeiten der Suche: »Als wir das Gebäude sahen, hatten wir erstmal einen Schock. Erst sah es aus wie eine Sackgasse und jetzt herrscht hier eine so angenehme Atmosphäre«.

Neben der klassischen Suchtberatung zeigt die Aussenstelle München-Nord auch ganz neue Wege aus der Sucht auf. Das Projekt »Kaj« richtet sich vor allem an Heranwachsende, die sich unter Alkoholeinfluss Ärger mit dem Gesetz eingehandelt haben. Die Notwendigkeit dieses Projekts spiegelt sich im »Sicherheitsreport 2006« des Polizeipräsidiums München wider. Laut dieser Statistik waren 37 Prozent der 1.260 jugendlichen Tatverdächtigen bei gefährlichen oder schweren Körperverletzungen stark alkoholisiert. Dieser Anteil hat sich gegenüber des Jahres 1996 verdoppelt. Alexander Ottlik versucht mit seinem Projekt »Kaj« gegen diesen Trend sprichwörtlich »anzukämpfen«.

Eine Kombination aus therapeutisch geleiteten Gruppengesprächen und einem Boxtraining soll für die Jugendlichen eine Grenzerfahrung darstellen, von der sie im Umgang mit der Sucht profitieren können. In diesem Projekt steht Alexander Ottlik ein Mann mit viel Erfahrung zur Seite – Franz Germ ist langjähriger Amateurboxer mit Trainerlizenz. Da er früher auch mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte, weiß er, was in den Köpfen »seiner Jungs« vorgeht. Leicht sei seine Aufgabe jedoch nicht.

»Anfangs stoße ich schon auf großen Widerstand«, so der freiwillige Suchthelfer, der seit dem Jahr 2002 die Selbsthilfegruppe »Freimann Mohrvilla« leitet. Trotz der Eingewöhnungsschwierigkeiten sieht Germ aber auch Erfolge: »Die Jungs bekommen mehr Selbstwusstsein und es macht ihnen sichtlich Spaß. Einige, die aufgrund richterlicher Auflagen zu uns gekommen sind, boxen auch danach weiter.«

Am Freitag, 26. Oktober, lädt die Beratungsstelle in der Schleißheimer Straße 487 zum Tag der offenen Tür ein. Zwischen 11 und 18 Uhr können alle Interessierten die Einrichtung besuchen, das Beratungsteam kennen lernen und offene Fragen klären. Andreas Weiß

Artikel vom 23.10.2007
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