Bezirksausschuss und OB Ude streiten um Neubenennung der Meiserstraße

Maxvorstadt · Wer wird Namenspatron?

Das Landeskirchenamt soll bei der Neubenennung der Meiserstraße mitreden, findet die Stadt. Jene aber hat bis jetzt noch keinen Vorschlag geliefert. Foto: js

Das Landeskirchenamt soll bei der Neubenennung der Meiserstraße mitreden, findet die Stadt. Jene aber hat bis jetzt noch keinen Vorschlag geliefert. Foto: js

Maxvorstadt · Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) ist sauer: Der Bezirksausschuss Maxvorstadt hat auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Meiserstraße wieder nach ihrem ursprünglichen Namen Arcisstraße zu benennen; doch: einen neuen Straßennamen zu wählen, sei Aufgabe des Stadtrats. Dass die Straße nach 51 Jahren wieder umgetauft wird, ist seit Juli beschlossene Sache: ihr Namenspatron Bischof Hans Meiser, der unter den Nazis evangelischer Landesbischof war, hatte sich während seiner Amtszeit mehrfach antisemitisch geäußert.

»Ich empfinde das Vorgehen des Bezirksausschusses als Affront«, kritisierte Ude in einer Pressemeldung. Der Stadtrat habe Vorrang und arbeite aktuell an der Umbenennung. Dass ihre Entscheidung auf wackligem Boden steht, wussten die Mitglieder des Bezirksausschusses: »Zuständig sind wir nur, wenn die Straße keiner berühmten Persönlichkeit gewidmet wird«, erklärte Klaus Bäumler (CSU), Vorsitzender des Gremiums. Mitgeteilt hat ihm das auch das Direktorium der Stadt – und darum gebeten, das Thema von der Tagesordnung der Ausschuss-Sitzung zu nehmen. Es sei zwar noch nicht entschieden, ob die Meiserstraße nach einer berühmten Persönlichkeit benannt werde – der Stadtrat aber favorisiere diese Möglichkeit, hieß es in einem Schreiben an den Ausschuss.

Trotzdem ließ Bäumler darüber abstimmen. Er hält es für die beste Lösung, die Meiserstraße wieder Arcisstraße zu nennen, »so hat sie ja früher auch geheißen.« Nachdem der Bezirksausschuss lange und ergebnislos darüber diskutiert hat, welcher Würdenträger als Namenspatron fungieren könnte, sei es fraglich, ob der Stadtrat eine passende Persönlichkeit findet, ergänzte Kirsten Bärmann-Thümmel (Grüne). »Deshalb loten wir jetzt unsere Möglichkeiten aus«, sagte Bäumler. Der Bezirksausschuss solle künftig ohnehin mehr Kompetenzen erhalten. Die Debatte um die Meiserstraße sei ein guter Anlass für einen ersten Vorstoß: »Wenn die Stadt mit unserem Beschluss nicht einverstanden ist, soll sie ihn rückgängig machen«, sagte er. Ude sieht das anders, »eine bewusst rechtswidrige Entscheidung wäre für die geplante Übertragung von Rechten auf die Bezirksausschüsse eine denkbar schlechte Einleitung.«

Überhaupt sei es wichtig, auch die Geistlichkeit an der Namensgebung zu beteiligen, wie Reinhard Steinmetz, der das Büro des Oberbürgermeisters leitet, ergänzte: denn das evangelische Landeskirchenamt hat seinen Sitz in der Meiserstraße. Deshalb liege es auch nahe, die Straße wieder einem evangelischen Würdenträger zu widmen. Bislang gab es aber von der evangelischen Kirche noch keine Vorschläge. Der Landeskirchenrat werde sich wahrscheinlich bei seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen, sagte Pressesprecher Michael Mädler. Dass der Name Meiser aus dem Stadtplan verschwinden soll, hat der Münchner Stadtrat im Juli beschlossen.

Ausschlaggebend war die Entscheidung der Stadt Nürnberg, den antisemitischen Bischof, der sogar nach 1945 noch judenfeindliche Aussagen verbreitet hat, nicht mehr mit einer Straße zu ehren. In der Franken-Metropole trägt die Meiserstraße seit Januar wieder ihren ursprünglichen Namen Spitalgasse. Julia Stark

Das Landeskirchenamt soll bei der Neubenennung der Meiserstraße mitreden, findet die Stadt. Jene aber hat bis jetzt noch keinen Vorschlag geliefert. Foto: js

Artikel vom 18.09.2007
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