Gut gebrüllt, Bezirksausschuss: Stadtteilpolitiker fordern Ende der Leo-Parade

Zentrum · Löwen in Bedrängnis

Für manche Stadtviertelpolitiker sind sie »schwer entsorgbarer Plastikkitsch«, für manche Münchner eine wahre Freude – die Kunstlöwen. Foto: Elena Schott

Für manche Stadtviertelpolitiker sind sie »schwer entsorgbarer Plastikkitsch«, für manche Münchner eine wahre Freude – die Kunstlöwen. Foto: Elena Schott

Zentrum · In München tobt der Löwenkrieg: Während der Großteil des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA 1) zur Jagd auf die Münchner Löwenparade ruft (»das ist eine notdürftig karitativ kaschierte Vermüllung«), verteidigt Löwenparaden-Initiatorin Sieglinde Konrad das Projekt als »gute Sache für einen wohltätigen Zweck«. Hinter den bislang rund 400 Plastik-Raubtieren, die vor allem in der Innenstadt aufgestellt sind, steckt der Verein »Münchner Löwenparade Leo e.V.«.

Die Umsätze aus dem Verkauf der Löwen an Münchner Geschäftsleute gehen an Kinderhilfsorganisationen, die Oberbürgermeister Christian Ude im kommenden Jahr auswählt. Dass die karitative Idee nur ein Vorwand sei, mutmaßt dagegen Angela Horbach-Wilson (Grüne) vom BA 1, denn: »Vor allem Werbeagenturen und Löwenhersteller verdienen an der Aktion.« Der öffentliche Boden aber dürfe kein Gratis-Werberaum für Geschäftsleute werden. »Stellt dann der Metzger nächstes Jahr sein Plastikferkel aus?« Dagegen argumentiert Konrad, dass das Logo der jeweiligen Käufer nicht auf den bemalten Löwen prangt – »der Name des Sponsors ist lediglich im Sockel der Statuen eingraviert.«

Doch auch, weil die Löwen ein »stadtgestalterischer Albtraum« und »schwer entsorgbarer Plastikkitsch« seien, plädieren die ansonsten recht tierlieben Grünen aus dem Stadtviertel dafür, die Plastik-Raubtiere unmittelbar von öffentlichem Grund zu entfernen.

CSU-Fraktionschef Stefan Blum wirft zwar ein, dass ein Bezirksausschuss »nicht so eindeutig Stellung in Geschmacksfragen beziehen sollte«. Die Mehrheit des Ausschusses folgt jedoch der Linie von Horbach-Wilson – und verlangt das sofortige Ende der Aktion.

Vermutlich ohne Erfolg: »Bis Oktober 2006 sind 129 Standorte in der Innenstadt genehmigt, an denen bis zu zwei Löwen aufgestellt werden dürfen«, sagt Jürgen Marek, Sprecher des Baureferats. »Diese Erlaubnis werden wir nicht ohne weiteres zurücknehmen.«

Löwenparade-Initiatorin Konrad indes macht die Kritik aus dem BA richtiggehend wütend: »Ich wollte einmal im Leben etwas wirklich Wohltätiges tun«, sagt sie. »Ich hab meine gesamte Freizeit der letzten zwei Jahre dafür geopfert, die Parade auf die Beine zu stellen – und jetzt greifen die Leute das blind an, ohne zu sehen, wie viel Freude die Figuren in das Grau unserer Stadt bringen.« In der ganzen Welt werden solche Aktionen gefeiert: Beispielsweise die Parade von Plastik-Kühen in Zürich oder die Bären in Berlin. »Die Tiere heitern die Leute auf!« Und daher werde sie auch der Bezirksausschuss nicht davon abhalten, mit der Parade weiter zu machen. Im Gegenteil: »Wir hoffen, bis nächsten März 1.000 weitere Löwen aufstellen zu können.«

Ende 2006 übrigens sollen alle Tiere wieder versteigert werden. »Die Erlöse daraus fließen ebenfalls in die Aktion«, so Konrad. »Und wir hoffen, dass die ersteigerten Tiere dann dauerhaft vor Schulen, in Kindergärten und an Spielplätzen bleiben können.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 03.11.2005
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