Das Credo des Leiters des »theater… und so fort« lautet: Ausprobieren statt diskutieren

Isarvorstadt · Alleskönner Heiko Dietz und das Theatervirus

»Ein guter Schauspieler ist ein Magier«, findet Theatermann Heiko Dietz. Foto: Privat

»Ein guter Schauspieler ist ein Magier«, findet Theatermann Heiko Dietz. Foto: Privat

Isarvorstadt · Der Mann hat fast ein Dutzend Berufe, aber zur Arbeit geht er nie. Heiko Dietz, Leiter des »theater...und so fort« ist nicht nur Intendant des kleinen Privattheaters: Er spielt auch Fernseh- und Theaterrollen. Er schreibt und inszeniert seine eigenen Stücke. Er kümmert sich ums Marketing, leitet eine Schauspielschule, zimmert, wenn nötig auch nachts, die Bühnenbilder für Aufführungen, bei denen er am Abend persönlich die Technik bedient.

Eines seiner beiden Handys klingelt ständig, weil er irgendwo verlangt wird. Trotzdem sagt er: »Das ist für mich keine Arbeit. Das ist... Theater halt.«

Er mag sich nicht ausruhen. Deshalb spielt er auch lieber Theater als fürs Fernsehen zu drehen: »Da muss man zu lange warten und kann nichts tun.« Ausprobieren statt diskutieren, das ist sein Credo, im Theater und im Leben.

Er hat es zunächst mit der Bundeswehr probiert und das Abitur nachgemacht, um später Medizin zu studieren. In der Schauspielgruppe am Giesinger Abendgymnasium hat er sich dann infiziert – mit dem Theatervirus. Da war klar: Gegen den hilft auch kein Medizinstudium, und Dietz ging auf die Schauspielschule Zerboni. Doch auch dort hielt es ihn nicht lange. Bereits nach knapp zwei Jahren konnte er vorzeitig seinen Abschluss machen und wurde von der Schule weg an die Kammerspiele engagiert.

Dort spielte er fast vier Jahre in »Prinz von Homburg«, »Ithaka« und »König Lear«. Gleichzeitig begann er, an seiner ehemaligen Schule zu unterrichten. Als 1999 Ute Emmer das »Moderne Theater« in der Hans-Sachs-Straße aufgab, übernahmen es Dietz und sieben weitere Mitglieder der freien Gruppe »theater...und so fort«. Die Bühne, auf der schon Fassbinder und Botho Strauss inszenierten, wurde zur festen Spielstätte für die Gruppe. Abseits vom Termindruck der Stadt- und Staatstheater konnten neue Formen von Theater geschaffen werden.

»Ich kann völlig frei arbeiten«, sagt Dietz, der das Theater mittlerweile alleine leitet, »das ist das Schöne an so einem kleinen Haus, man hat zwar nicht die finanziellen Mittel, aber auch nicht die Zwänge eines Stadttheaters.« Dennoch ist er besonders stolz, dass das Theater mittlerweile vom städtischen Kulturreferat unterstützt wird.

Seit einem Jahr ist der Bühne auch eine Schauspielschule angeschlossen. In der Schule »Theaterraum München« will Dietz umsetzen, was er aus seiner eigenen Theatererfahrung gelernt hat und was seiner Meinung nach in anderen Schulen oft zu kurz kommt: Die Schüler stehen schnell mit Projekten auf der Bühne, vor echtem, zahlendem Publikum mit echten Erwartungen. Die Schule soll Individuen hervorbringen und ein Ort zum Experimentieren sein.

Dietz will seine Schüler dazu verleiten, Geschichten zu erfinden. Denn ein großer Schauspieler ist für ihn ein Erfinder, der zeigt, was nicht ist – ein Magier.

Artikel vom 31.08.2005
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