Zentrum · Sieger und Besiegte

Zentrum · Noch bis 29. Juli sind vor den Amtsräumen des Oberbürgermeisters im zweiten Stock des Münchner Rathauses die Fotografien »Amerikanisches München« aus dem Nachlass von Rudi Dix ausgestellt. Die Ausstellung ist Montag bis Donnerstag, von 8 bis 16 Uhr, Freitag, von 8 bis 13 Uhr, kostenlos zu berücksichtigen.

Am 30. April 1945 rückten Truppenkontingente der 7. US Army in München ein. Sie setzten der Nazi-Diktatur ein Ende und übernahmen nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands die volle Regierungsgewalt in München und Bayern. Von Anfang an gehörten dabei die Einleitung des Demokratisierungsprozesses in dem besiegten Land und die Erziehung der Bevölkerung zur Demokratie zu den erklärten Zielen der Siegermacht.

Die Soldaten der Invasionsarmee, die beispielsweise bei der Befreiung des KZ Dachau die Auswirkungen des unmenschlichen Terrorregiemes mit eigenen Augen gesehen hatten, nahmen noch eine distanzierte Haltung zur Münchner Bevölkerung ein. Sie wurden jedoch bald abgezogen und durch neue Einheiten ersetzt; und diese Soldaten gingen offener und neugieriger auf die Besiegten zu, von denen sie – wie sich schnell zeigte – keinerlei Gegenwehr mehr zu erwarten hatten.

Das zum Schutz der Truppen ausgesprochene, kaum je eingehaltene Fraternisierungsverbot wurde aufgehoben, und schon bald zeichneten sich auf vielen Ebenen vorsichtige Kontakte zwischen Siegern und Besiegten ab. Die Annäherung dieser Menschen aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen führte vom gegenseitigen Kennenlernen zur produktiven Zusammenarbeit beim Wiederaufbau der zerstörten Stadt und bei der Etablierung einer demokratischen politischen Kultur.

Der Pressefotograf Rudi Dix hat in den Anfangsjahren seiner Berufskarriere dieses Geschehen mit der Kamera begleitet. Seine ersten Fotoreportagen entstanden im Auftrag von amerikanischen Bildagenturen; so war es ihm möglich, aus geringer Distanz, dabei immer aus der Sichtweise eines Deutschen, mit wachen Augen das Auftreten der amerikanischen Soldaten in der besiegten Stadt zu beobachten. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes zeigt das Stadtarchiv München einige dieser einzigartigen Fotodokumente in einer kleinen Ausstellung im Rathaus vor den Amtsräumen des Oberbürgermeisters.

Artikel vom 12.05.2005
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