»Die Zwanziger Jahre« im Stadtmuseum

Münchner Zentrum · Jahrzehnt der Frauen

Titelbild der Modezeitschrift. Foto: VA

Titelbild der Modezeitschrift. Foto: VA

Zentrum · Vom Traum der Zwanziger Jahre geht heute eine neue Anziehungskraft aus. Aus der dunklen Vergangenheit leuchtet dieses Jahrzehnt und fasziniert unsere Gegenwart auf eine seltsame Weise, und zwar nicht allein die Älteren, sondern auch die Jüngeren, die geboren wurden, als die Zeit bereits vorüber war und ein ganz anderer Wind wehte.

Stepptanz, Charleston und Revuetanz erscheinen vor ihren Augen, eine glückliche Zeit, in der die Kunst und das Leben offensichtlich aus allen Nähten platzen.

Den Zwanziger Jahren widmet das Modemuseum im Stadtmuseum, Josephsplatz, eine neue Ausstellung (bis 5. März 2006). Frauenbeine sind aus der Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken, das weibliche Geschlecht stürmt die Hörsäle der Universitäten, die Frauen entdecken das Recht auf den eigenen Körper. Sie scheinen sich zu vermännlichen, verlieren Busen und Hüften, schneiden sich die Haare ab, tragen Topfhüte und Sackkleider, schmücken sich mit Monokel und überlangen Zigarettenspitzen – und sie treiben Sport!

Doch die Folgen des Ersten Weltkrieges, Inflation, Börsenkrach und Arbeitslosigkeit weisen in eine ganz andere andere Richtung. So zeigt sich, dass man sich gerade in Zeiten von Depression gerne in Träume flüchtet. Diese Träume – und nicht eine bereits mehrfach publizierte Aufarbeitung der politischen, sozialen und kulturellen Phänomene der Zwanziger Jahre – werden als kleine Suite im Modemuseum vorgeführt. Gezeigt werden Kleider aus München und aus dem übrigen Deutschland neben Kreationen aus englischen, italienischen und französischen Salons.

Auch das Kunsthandwerk dieser Zeit führt Träume vor, Träume von edel gedeckten Tischen, von luxuriösen Vasen oder schimmernden Leuchtern. So sind unter anderem Objekte von Münchner Entwerfern wie Josef Wackerle, Jean Beck oder Josef Hillerbrand zu sehen. Besonders in der Werbekunst spiegeln sich diese Träume als visuelle Kommunikation mit dem Betrachter.

So locken Künstler wie Josef Seché, Walter Schnackenberg, Ussy Engelhard oder Ludwig Hohlwein in die Cafés, Casinos, Theater, Bars und Varietés, inszenieren in höchster theatralischer Vollendung die Welt der Modebälle und Puderquasten, der Luxusschneider und Perlcolliers.

Artikel vom 03.05.2005
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