Bei Künstlerauftritten auf dem Königsplatz scheiden sich die Geister

Maxvorstadt · Kurioser Kulturstreit

Eine Kommission »Freie Musik« soll künftig entscheiden, ob etwa Dick Brave (l.) am Königsplatz auftreten darf. 	Fotos: Archiv

Eine Kommission »Freie Musik« soll künftig entscheiden, ob etwa Dick Brave (l.) am Königsplatz auftreten darf. Fotos: Archiv

Maxvorstadt · Wie sangen die Hardrock-Urgesteine von AC/DC einst so schön? »You can’t stop Rock’n’Roll« – der Rock’n’Roll lässt sich nicht aufhalten. Auch nicht von Münchens Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. Der hatte sich im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, dass die Konzertsaison am Königsplatz künftig den klassischen Klängen vorbehalten bleibt.

Aber nichts da: Die jetzt zur Abstimmung gestellte Beschlussvorlage erlaubt auch weiterhin rockige Töne an den Propyläen.

Das Kuriose daran: Die Vorlage hat Blume-Beyerles Haus zusammen mit dem Kulturreferat selbst ausgearbeitet. Kein Widerspruch, findet der Referent: Sein Plädoyer für die Klassik sei seine persönliche Meinung gewesen, »und die spielte am Ende natürlich nur eine unwesentliche Rolle«. Ganz allgemein werden die Konzerte am Königsplatz jedoch zurückgestutzt: Nur noch fünf statt bisher acht Musikveranstaltungen sollen ab dem Jahr 2006 möglich sein.

Damit will man einerseits den Anwohnern entgegen kommen, zum anderen soll sichergestellt werden, dass das Olympiagelände Konzertstandort Nummer Eins bleibt. Das Kino-Open-Air sowie das »Oben Ohne Festival« des Kreisjugendrings sind von der Neuregelung allerdings nicht betroffen. Die Landeshauptstadt will jedoch auch weiterhin sicherstellen, dass nicht »Hinz und Kunz« die Konzertbühne am Königsplatz entern, wie SPD-Stadtrat Sven Thanheiser es formuliert. »Eine Band wie Rammstein wird also auch in Zukunft nicht dort auftreten«, so Thanheiser. Die Kriterien bleiben dieselben: Erlaubt sind abseits der Klassik nur Pop, Rock und Jazz, dazu sollen die Künstler international bedeutend sein.

Bislang kontrollierte das Kulturreferat die Qualität der Konzertbewerber für den Königsplatz. Die Behörde möchte jedoch nicht mehr den musikalischen Scharfrichter spielen – zu sehr steckt ihr noch das Dick-Brave-Debakel in den Knochen. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr untersagte das Kulturreferat den Auftritt des Rockabilly-Barden, hinter dem sich in Wirklichkeit der deutsche Sänger Sasha verbirgt. Oberbürgermeister Christian Ude sprach allerdings ein Machtwort, so dass Dick Brave zusammen mit der Band Reamon doch auf die Bühne durfte.

Anstelle des Kulturreferats soll nach dem Willen von Rot-Grün in Zukunft eine Beratungskommission »Freie Musik« entscheiden, welche Künstler am Königsplatz auftreten dürfen. Wie das neue Gremium zusammengesetzt sein soll, ist noch offen. Das letzte Wort soll aber in jedem Fall der Stadtrat behalten.

Das »Windhundprinzip«, also dass die Veranstalter mit den schnellsten Anmeldungen den Zuschlag bekommen, ist jedenfalls vom Tisch: »Wir wollen schließlich nicht, dass die Konzertveranstalter mit ihren Schlafsäcken vor dem KVR übernachten«, meint Thanheiser. Martin Hoffmann

Artikel vom 24.02.2005
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