Teamtheater bringt Schnitzler-Charaktere zusammen

Isarvorstadt · Fräulein Else begegnet Gustl

Gustl und Else und ihre Dilemmas.	Foto: VA

Gustl und Else und ihre Dilemmas. Foto: VA

Isarvorstadt · Das Teamtheater in der Isarvorstadt (Am Einlaß 2a) feiert am Donnerstag, 17. Februar, die Premiere von »Lust und Frust« – einem Arthur-Schnitzler-Abend, der die beiden Monologe »Fräulein Else« und »Leutnant Gustl« zu einem Dialog verwoben. Beginn der Veranstaltung ist um 20.30 Uhr.

Weitere Vorstellungen gibt es am 18., 24., 25. und 26. Februar, jeweils um 20.30 Uhr. Der Eintritt kostet 14,50 Euro, ermäßigt 8,50 Euro.

Die von Schnitzler erdachten grundsätzlich unterschiedlichen Charaktere Fräulein Else (Julia Koschitz) und Leutnant Gustl (Nico Jilka) sind gleichermaßen in ihrer Unerfahrenheit der Situation nicht gewachsen. Durch das Verbalisieren ihrer Ohnmachts- und Allmachtsphantasien, versuchen sie ihrer Abhängigkeit zu entfliehen. Lust und Qual vermischen sich. Die Gegenüberstellung der beiden inneren Monologe Schnitzlers lässt einen erweiterten Blickwinkel auf die jeweilige Person zu und verstärkt den Eindruck des Traumas.

Else befindet sich mit der Tante im Urlaubshotel, als sie von zuhause die Nachricht ereilt, dass der Vater durch kriminelle Aktionen unmittelbar vor dem Bankrott steht. Im Hotel hält sich auch der reiche Dorsday auf. Ihn soll Else anpumpen, um den Vater vor dem seelischen und finanziellen Ruin zu retten. Dorsday stellt seine finanzielle Hilfe unter die Bedingung, Else für eine Nacht »haben« zu dürfen. Um ihrer Liebe zu ihrem Vater gerecht zu werden, sieht sie sich gezwungen, dieser Forderung nachzukommen, verzweifelt dabei aber an den moralischen Konflikten. Else ist überzeugt, dass der einzige Weg ihr Gesicht zu wahren, der Selbstmord ist.

Gustl wird nach einem Konzertbesuch von einem ihm bekannten Bäckermeister an der Garderobe während eines Streits zutiefst beleidigt. Gustls Trauma hat seinen Ursprung in der Angst zu versagen. Vor Jahren wurde er von der Kadettenschule gefeuert, eine Schande, die er von da an zu verbergen versucht. Die Beleidigung durch den Bäckermeister rührt an der alten Wunde bis zur Selbstaufgabe. In seiner panischen Angst davor, dass diese Erniedrigung nach außen dringen und seinen Ruf schädigen könnte, sieht er als einzigen Ausweg, sich erschießen zu müssen.

In der Verschmelzung der beiden Schnitzler-Werke begegnen sich die beiden Charaktere, was die Situation nicht weniger moralisch kompliziert macht.

Artikel vom 10.02.2005
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