Ausstellung zum Gedenken an engagierten Widerstand der »Weißen Rose«

Zentrum · Erinnern an die Vernunft

Prälat Josef Obermaier, Anneliese Knoop-Graf und Anette Schöningh (v. li.) halten das Gedenken an die »Weiße Rose« aufrecht.	Foto: sb

Prälat Josef Obermaier, Anneliese Knoop-Graf und Anette Schöningh (v. li.) halten das Gedenken an die »Weiße Rose« aufrecht. Foto: sb

Zentrum · Ganz sanft und langsam schwebten Meter um Meter die Flugblätter durch die Hallen der Münchner Universität Richtung Boden. Es war der 18. Februar 1943, und die mit Schreibmaschine beschriebenen Blätter der »Weißen Rose« kosteten ihre Verfasser das Leben. Die Gruppe um die Geschwister Scholl bleibt unvergessen, dafür sorgen auch Ausstellungen wie »Die Weiße Rose – Gesichter der Freundschaft«, die jetzt an der Ludwig-Maximilians-Universität gezeigt wird.

Man erfährt viel über die Menschen des Widerstandskreises, über die Lebensumstände jener Zeit und über München und seine Uni unter dem Hakenkreuz.

»Wir unterstützen die Aufarbeitung der Geschichte unserer Universität«, sagte LMU-Rektor Prof. Dr. Bernd Huber zur Eröffnung der Ausstellung am Dienstagabend, die noch bis zum 13. Februar in der Thomas-Mann-Halle im Uni-Hauptgebäude zu sehen ist. Wie wichtig das Erinnern an die Widerstandskämpfer ist, betonte auch Prälat Josef Obermaier, das zeige aktuell der von der NPD ausgelöste Eklat. In der Ausstellung dürfe man »in die offenen und guten Gesichter schauen, die sich gegen die Diktatur gewandt haben.«

Die 52 Wandtafeln mit zum Teil unveröffentlichten Fotos, Tagebuch- und Briefauszügen erlauben einen tiefen Blick in die Biographien der Widerstandskämpfer. Die lose Gruppe war von tiefer Freundschaft geprägt, ihre Mitglieder waren unterschiedliche Menschen, ihr Lebenshunger, ihre Liebe zur Kultur und die Ablehnung des Nazi-Regimes ihr gemeinsamer Nenner. Diese persönlichen Porträts wurden erst durch Zeitzeugen und Angehörige möglich, sagte Anette Schöningh vom Verein »Kulturinitiative Spuren«, der die Ausstellung auf die Beine stellte.

Eine dieser Angehörigen ist Anneliese Knoop-Graf. Ihr Bruder Willi Graf war Mitglied der Weißen Rose. »Es ist schon etwas Besonderes, heute hier zu sein und die Bilder auf sich wirken zu lassen.« An die Ereignisse vor über 60 Jahren kann sich Knoop-Graf deutlich erinnern. 1942 war sie zum Studium nach München gekommen. »Es wird Zeit, dass Anneliese mit vernünftigen Menschen zusammenkommt«, hatte ihr Bruder damals gesagt und sie lernte seinen Freundeskreis kennen, der später vor Freislers Volksgerichtshof stand.

In die Aktivitäten der Gruppe war sie nicht eingeweiht, aber als die Flugblätter im Februar 1943 an der Uni auftauchten, ahnte sie, wer dahinter steckt. Kurze Zeit später wurde sie mit ihrem Bruder verhaftet. »Wir hielten uns schweigend fest die Hand.« Anneliese Knoop-Graf wurde nach vier Monaten Haft in der Brienner Straße wieder entlassen, ihr Bruder wurde hingerichtet.

Die Geschichte der »Weißen Rose« ist für die überlebende Schwester nicht nur Teil ihres Schicksals. Die Erinnerung an den Widerstand der Freunde ist zur »Lebensaufgabe« geworden, ist »Vermächtnis und Verpflichtung«. Sebastian Beck

Artikel vom 03.02.2005
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