Was wird aus dem Deutschen Theater? – Diskussion

Ist die Show so gut wie vorbei

Zentrum · Wie marode die Bausubstanz des Deutschen Theaters tatsächlich ist, das hatte sich bis letzte Woche wohl kaum jemand ausmalen können.

Umso größer der Schock, als OB Ude den gigantischen »Kostenvorschlag« für die Sanierung des Gebäudekomplexes auf den Tisch legte: Ausgaben in Höhe von 138,7 Millionen Euro kämen nach Schätzungen des Baureferats auf die Stadt zu. Dass diese Summe in Zeiten leerer Kassen unmöglich aufzubringen ist, darüber herrscht im Stadtrat wie auch in der Verwaltung Einigkeit.

Uneins ist man sich dagegen in der Frage, was aus dem Deutschen Theater werden soll: Ursula Renner, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion, erklärte, eine »gute Mehrheit« in ihrer Fraktion trete für die Fortführung des Theaters ein. »Allerdings haben wir noch nicht den Königsweg gefunden«, so Renner. Alle Ausweichorte, die im Moment von der Stadtverwaltung geprüft würden, hätten nicht genug Zuschauerraum, um wie bisher rund 1.300 Personen Platz zu bieten.

Die CSU-Stadtratsfraktion, die ebenfalls auf den Erhalt des Theaters drängt, hält die bisherige Suche nach Ersatzstandorten allerdings nur für ein »vordergründiges« Manöver. »Meines Erachtens ist der Abriss bereits beschlossen«, erklärte Stadtrat Hans Podiuk. Unterdessen hat die FDP-Fraktion im Stadtrat einen konkreten Vorschlag für einen Ersatzstandort eingebracht: das ehemalige Radstadion im Olympiapark.

Die Grünen-Fraktion hat dagegen verschiedene mögliche Modelle zur Erhaltung des Theaters entwickelt: Entweder die Neueröffnung an einem anderen Standort, finanziert durch die Veräußerung der Liegenschaften an der Schwanthalerstraße, oder ein Neubau am bisherigen Standort, finanziert durch eine Teilveräußerung des Komplexes. Im Kulturreferat hingegen zeigt man sich bisher wenig motiviert, für die Rettung des Deutschen Theaters zu kämpfen.

Die Sparten Volkstheater und Operette könnten auch anderweitig abgedeckt werden, meinte Referatssprecherin Karin Sommer gegenüber den Münchner Wochenanzeigern. Bleibt noch der Bereich Musical, für den das Deutsche Theater vor allem bekannt ist. »Doch warum muss ein Musicaltheater heute noch in kommunaler Hand betrieben werden?«, gibt Sommer zu bedenken und verweist dabei auf viele andere Städte, die sich dieses Bereichs ebenfalls entledigt haben. Ein privater Investor, der das marode Theater an der Schwanthalerstraße sanieren würde, ist derzeit allerdings nicht in Sicht. Und so deutet die Referatssprecherin vorsichtig an: Ein Abriss des teilweise denkmalgeschützten Gebäudekomplexes sei »zwar sicher nicht leicht, aber auch nicht unmöglich.«

Letztlich hat jedoch der Stadtrat über die Zukunft des Deutschen Theaters zu entscheiden. Am 20. Dezember wird es auf Initiative der SPD-Fraktion hin zunächst eine ausführliche Aussprache mit der Verwaltung geben. Wer bei diesem Gespräch wen überzeugen wird, bleibt abzuwarten. rme

Artikel vom 20.11.2002
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