100 Jahre Pfarrkirche, 90 Jahre Pfarrei St. Joseph: Jubiläums-Chronik erschienen

Hier ist ein Stück Heimat

Dr. Franz Lurz (li.) und Siegfried Huber, Stadtpfarrer von St. Joseph, präsentieren die Chronik. 	Foto: rme

Dr. Franz Lurz (li.) und Siegfried Huber, Stadtpfarrer von St. Joseph, präsentieren die Chronik. Foto: rme

Maxvorstadt · »Ich werde nie vergessen, dass der Pfarrer von St. Joseph einmal mit mir seinen Kirschkuchen geteilt hat.« Dr. Franz Lurz, Herausgeber zahlreicher Kunstbücher, meint diese Bemerkung sehr ernst.

Denn ein Kirschkuchen – das war damals, Anfang der 50er Jahre, eine ganz seltene Köstlichkeit. Doch der geteilte Kuchen ist bei weitem nicht die einzige positive Erinnerung, die Lurz mit der Pfarrei St. Joseph und dem hier wirkenden Orden der Kapuziner verbindet: »Ich habe die Kapuziner in den 40 Jahren, die ich hier lebe, schätzen gelernt«, betont er. »Und ich hatte das Bedürfnis, etwas von dem zurückzugeben, was ich hier an Zuwendung erfahren habe.«

Das, was Lurz nun »zurückgegeben« hat, kann sich sehen lassen: eine 270 Seiten starke Chronik »Leben im Umkreis von St. Joseph«, zusammengestellt anlässlich des Doppeljubiläums 100 Jahre Pfarrkirche, 90 Jahre Pfarrei St. Joseph. Am Montagabend wurde das mit Spannung erwartete Werk zum Auftakt der »Oktober-Jubiläums-Wochen« in St. Joseph erstmals der Gemeinde präsentiert. Sogar frühere Gemeindemitglieder waren von weit her angereist, um sich ein Exemplar zu sichern - Ute Duschek zum Beispiel, die jetzt in Rott am Inn lebt.

Sie betrachtet St. Joseph immer noch als ihre »Heimatpfarrei«, denn hier hat sie 36 Jahre ihres Lebens verbracht. Das Wort »Heimat« fällt häufiger an diesem Abend. Während der Lesungen aus der Chronik wird immer wieder spürbar, wie sehr die Menschen an »ihrer« Kirche, an »ihrer« Pfarrei hängen.

Die Älteren haben sogar Tränen in den Augen, als Dias von der im Juni/Juli 1944 fast vollkommen zerstörten Kirche an die Wand geworfen werden. »Eine Ruine mit völlig zerstörtem Dach, die Außenmauern wie eine angefaulte Zahnreihe grinsend«, so beschreibt Reginald Huber, eines der langjährigsten Gemeindemitglieder, seine Erinnerungen an diese schwere Zeit. Dr. Franz Lurz legt in seiner Chronik großen Wert auf die persönliche Rückschau.

Er habe nicht nur Baugeschichte, sondern auch menschliche Schicksale, Lebensgeschichten rund um die Kirche schildern wollen, erklärt er. Und das ist ihm gelungen. Die Chronik liefert ein umfassendes, liebevoll entworfenes Bild von der Geschichte des gesamten Stadtviertels: vom Kirchenbau bzw. Wiederaufbau, vom langjährigen Wirken der Kapuziner und der Mallersdorfer Schwestern, vom Schulleben, von der Verkehrserschließung des Josephs- und des Elisabethplatzes, von den hier ansässigen Gaststätten und Geschäften.

Für viele Menschen dieses Viertels ist St. Joseph in den letzten 100 Jahren zu einer »Heimat« geworden, und so soll das künftig auch bleiben. Daher hat die Pfarrei St. Joseph bei ihren »Jubiläums-Wochen« auch an ihre jüngsten Gemeindemitglieder gedacht: Am kommenden Dienstag um 15 Uhr sind Kinder und Eltern zu einem geführten Spaziergang »Auf kleinen Füßen durch unser Pfarrgebiet« eingeladen. Treffpunkt ist die Vorhalle der Kirche.

Die Chronik kann an der Pforte des Kapuzinerklosters, Tengstraße 7, erworben werden bis Ende nächster Woche zum Jubiläumspreis von 15 Euro, danach für 19 Euro. rme

Artikel vom 10.10.2002
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