Doppeljubiläum für langjährigen Löwen-Funktionär

Robert Reisinger – der Präsident wird 60

Jubilar: Löwen-Präsident Robert Reisinger. Foto: Anne Wild

Jubilar: Löwen-Präsident Robert Reisinger. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Robert Reisinger feiert Geburtstag, wird am heutigen Montag ein echter Sechzger. Der 1964 im oberbayerischen Peiting geborene Ur-Löwe steht seit dem Sommer 2017 als ehrenamtlicher Präsident an der Spitze des TSV 1860. Nach dem Absturz der Profifußballer unter der Regie von Anteilseigner und Kreditgeber Hasan Ismaik, war Reisinger von Präsidium und Verwaltungsrat des Muttervereins übergangsweise ins Amt bestellt worden, um den Neubeginn in der Regionalliga Bayern zu organisieren. Danach wählten ihn die Vereinsmitglieder in den Hauptversammlungen 2019 und 2022 mit großer Mehrheit erneut zu ihrem Präsidenten.

Beruflich ist der gelernte Speditionskaufmann und Betriebswirt als Berater im Logistikbereich tätig. Reisinger wuchs als Kind in Mailand auf, spricht fließend italienisch. Sein Vater organisierte dort die Niederlassung einer internationalen Spedition. Aus dieser Zeit stammt die Zuneigung Reisingers zum AC Milan, dessen Spiele er heute noch ab und an besucht. Als die Eltern zurück in die bayerische Landeshauptstadt zogen, erwachte die Leidenschaft des fußballbegeisterten Buben für den TSV 1860 München, in dessen Jugendmannschaften er selbst die Fußballschuhe schnürte. Seit 1974 ist Reisinger ununterbrochen Mitglied bei den Löwen – ab 1996 als Lebensmitglied. Damit feiert der Jubilar 2024 nicht nur seinen sechzigsten Geburtstag, sondern auch ein halbes Jahrhundert Mitgliedschaft im Verein.

Reisinger sorgte zusammen mit Schatzmeister Heinz Schmidt und Vize-Präsident Hans Sitzberger vor sechs Jahren für die Rückkehr der Profifußballer ins Grünwalder Stadion. Eine Maßnahme, die dem Klub neuen Schub verlieh und manchen wie eine Wiedergeburt erschien. Um das bilanziell stark überschuldete Profifußball-Unternehmen vor dem wirtschaftlichen Untergang zu bewahren, engagierte der Verein gegen den Willen seines arabischen Gesellschafters HAM International mit Verweis auf »50+1« einen Spezialisten als Interimsgeschäftsführer. Zwischen den Gesellschaftern wurde eine Sanierungsvereinbarung getroffen. Sie mündete in einen Konsolidierungskurs, der dem kriselnden Unternehmen bis heute das Überleben sichert – in der Boulevardpresse häufig als »Reisinger-Kurs« bezeichnet.

Immer wieder prägen Auseinandersetzungen zwischen dem Mutterverein und Ismaiks Vertretern in München die Schlagzeilen. Speziell Reisinger wurde von HAM International stellvertretend für den Verein zum Feindbild erklärt. Ein investornahes Internetblog schießt seither unaufhörlich in Text und Bild gegen den gewählten Obmann der Vereinsmitglieder. Zugleich kämpfen Anwälte Ismaiks seit Jahren vor dem Bundeskartellamt mit allen Mitteln um die Aufhebung der 50+1-Regel im deutschen Fußball. Politischen Rückhalt erfährt der Präsident aus dem Verwaltungsrat des Muttervereins und aus der Fankurve. Aus seiner Sozialisierung auf den Stehplätzen in den 1970er und 1980er Jahren macht Reisinger kein Geheimnis. Sein persönliches Credo: Vereine gehören ihren Mitgliedern.

Unter der Ägide des Präsidiums Reisinger, Schmidt, Sitzberger begann ein rasanter Mitgliederzuwachs im Verein, der mittlerweile selbst die Zahlen aus der Zeit des TSV 1860 München in der Bundesliga übersteigt. Schon früher engagierte sich Reisinger im Ehrenamt für seinen Verein. Von 2009 bis 2013 vier Jahre lang als Abteilungsleiter Fußball. In der Fußballabteilung sind die Nachwuchsmannschaften bis zu den U17-Junioren und die Amateur-Mannschaften organisiert. Zwei Jahre lang, von 2015 bis 2017, war Reisinger Mitglied des e.V.-Verwaltungsrats.

Der Amateursport ist ihm ein ernstes Anliegen. Neue Abteilungen, ein stark erweitertes Sportangebot und ein erheblicher Anstieg aktiver Sportlerinnen und Sportler sind sichtbare Zeichen dafür. »Unserem erklärten Ziel, den TSV 1860 München im Breiten- und Leistungssport, aber auch mit gesellschaftlichem Engagement wieder tiefer in der Stadtgesellschaft Münchens zu verankern – getreu dem Motto ›a echter Münchner is a Sechzger‹ –, sind wir näher gekommen«, berichtete Reisinger den Mitgliedern vor einem guten Jahr.

Mit den Profifußballern gelang in Reisingers Amtszeit am Ende der Saison 2017/2018 der Aufstieg in die Dritte Liga. Seither verharrt der TSV 1860 München dort, landete zwei Mal hintereinander auf dem undankbaren vierten Platz. In der laufenden Spielzeit hängen die Löwen im unteren Tabellendrittel fest. Das vom Verein verantwortete Nachwuchsleistungszentrum erfüllt dagegen organisatorisch und fachlich bereits alle Anforderungen für einen Zweitligisten. Dort ist man für den Sprung nach oben gerüstet.

Seinen sechzigsten Geburtstag begeht Robert Reisinger auf einer dreiwöchigen Asienreise mit seiner Lebensgefährtin – feiert heute in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon, in Vietnam. Zurück in München wird er an einigen nachträglichen Ehrungen kaum vorbeikommen. Auch wenn er sich aus Personenkult nichts macht, wie er der Münchner Abendzeitung 2019 sagte: »[…] muss mein Gesicht nicht jede Woche in der Zeitung sehen, um zu wissen, dass ich der Präsident bin.«

(as)

Artikel vom 15.01.2024
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