Multimedia-Ausstellung zeigt weibliche Sündenböcke

Lehel · Moderne Hexen leben in Todesgefahr

In ihrer ganzen Verletzlichkeit, aber auch in ihrem ganzen Stolz zeigt die Fotoausstellung die als Hexen beschuldigten Frauen in Ghana. (Ann-Christine Woehrl, Porträt von Damu Dagon) Foto: © Ann-Christine Woehrl

In ihrer ganzen Verletzlichkeit, aber auch in ihrem ganzen Stolz zeigt die Fotoausstellung die als Hexen beschuldigten Frauen in Ghana. (Ann-Christine Woehrl, Porträt von Damu Dagon) Foto: © Ann-Christine Woehrl

Lehel · Immer wieder werden Menschen im Sinne eines vermeintlichen Gemeinwohles stigmatisiert und ausgegrenzt. Ab Freitag, 24. November, erfährt man im Museum Fünf Kontinenete (Maximilianstraße 42), in der neuen Sonderausstellung "Witches in Exile" wie der Glaube an Hexerei in einer abgeschiedenen Region im Norden Ghanas vornehmlich Frauen zu Sündenböcken werden lässt. Oft in Todesgefahr, wurden sie in sogenannte "witch camps" exiliert.

Die deutsch-französische Fotografin Ann-Christine Woehrl zeigt diese Frauen in einer eindringlichen Porträtserie, die von einer Multimedia-Installation der britischen postnationalen Künstlerin Senam Okudzeto begleitet wird. Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 9.30 und 17.30 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 6 Euro (ermäßigt 5 Euro). Besucher bis zum vollendeten 18. Lebensjahr haben ebenso freien Zutritt wie Schüler und Studenten. Weitere Informationen findet man auf der Homepage des Museums unter der Adresse www.museum-fuenf-kontinente.de

Glaube an Hexen existiert weltweit

Der Glaube an Hexerei und ähnliche Vorstellungen existieren in vielen Weltregionen und beschränken sich keineswegs auf ländliche oder bildungsbenachteiligte Kreise. Noch heute finden in mehr als 40 Ländern Hexenverfolgungen statt. Auf einer gemeinsamen Reise durch Ghana bis Burkina Faso im Jahr 2005 setzten sich die beiden Künstlerinnen mit der zeitgenössischen Hexenverfolgung auseinander.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Frauen, die der Hexerei bezichtigt wurden. Neid und Missgunst sowie der Vorwurf, für Krankheiten, Todesfälle, Dürren und andere Katastrophen verantwortlich zu sein, haben diese Frauen zu geächteten Außenseiterinnen gemacht. Die "which camps", Lager, von denen es in Ghana heute acht gibt, befinden sich in sehr abgelegenen Gebieten, weit entfernt von der Hauptstadt Accra. Aus diesem Grund wussten nur wenige Menschen in Ghana von ihrer Existenz. Ann-Christine Woehrl zeigt diese Frauen in ihrer ganzen Würde und Verletzlichkeit – und mit all ihrem Stolz.

Thema ist politisch brisant in Ghana

Die Arbeiten von Okudzeto und Woehrl veranschaulichen das soziale und wirtschaftliche Gefälle, welches zum damaligen Zeitpunkt zwischen den vom Volta-Stausee abgeschnittenen nördlichen Gebieten und dem sich rasch entwickelnden Zentrum Ghanas sowie den Küstenregionen mit der Hauptstadt Accra bestand. Dadurch wird versucht, die Porträtserie, die zwischen 2009 und 2013 in den Dörfern Gambaga und Gushiegu entstanden ist, in einen komplexeren Kontext einzubetten. Das Museum Fünf Kontinente nimmt die aktuelle politische Brisanz des Themas in Ghana, die dortige Kritik an der Hexenverfolgung und die Schließung der Hexendörfer zum Anlass, "Witches in Exile" zum jetzigen Zeitpunkt zu zeigen. Die ghanaische Historikerin Gertrude Nkrumah widmet sich hierfür den soziopolitischen Fragen der aktuellen Debatte.

Fotografin führt selbst durch die Ausstellung

Während der Laufzeit der Sonderausstellung bietet das Museum monatlich Dialogführungen mit der Fotografin Ann-Christine Woehrl und dem Kurator Dr. Stefan Eisenhofer an. Die erste Führung findet am Sonntag, 10. Dezember, um 11 Uhr statt. Weitere Termine findet man im Programmüberblick auf der Museums-Website unter der Adresse www.museum-fuenf-kontinente.de/veranstaltungen/programmüberblick/

Die Teilnahme kostet 4 Euro zusätzlich zum Eintrittspreis in die Sonderausstellung. Treffpunkt ist im Foyer. Anmelden kann man sich per E-Mail an kunstvermittlung@mfk-weltoffen.de

Artikel vom 23.11.2023
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