Hospizkreis Ottobrunn e.V. startet neue Ausbildungsreihe

Ottobrunn · Gut behütet sterben

Rosemarie Rieger ist seit 2008 bei Hospizverein Ottobrunn engagiert, sie und die übrigen Vereinsmitglieder freuen sich über weitere Helfer. Foto: hw

Rosemarie Rieger ist seit 2008 bei Hospizverein Ottobrunn engagiert, sie und die übrigen Vereinsmitglieder freuen sich über weitere Helfer. Foto: hw

Ottobrunn · Im Rahmen des weltweit gefeierten Hospiztages, der am 14. Oktober begangen wird, lädt der Hospizkreis Ottobrunn zu einer Filmvorführung im Filmstudio im Wolf-Ferrari-Haus ein. Gezeigt wird um 14 Uhr "Marias letzte Reise". Der Film will zeigen, dass die "Letzten Male" im Leben nicht weniger bedeutsam sind als die viel gefeierten "Ersten Male". Dafür, dass dieser letzte Weg von Menschen mit schweren Erkrankungen im südöstlichen Landkreis würdevoll gegangen werden kann, sorgen unter anderem die Hospizbegleiter des Hospizvereins Ottobrunn, der im vergangenen Jahr sein 20. Gründungsjubiläum feierte.

Rund 250 Personen werden pro Jahr von den ehrenamtlichen Helfern des Hospizkreises Ottobrunn e.V. betreut. Das bedeutet häufig Abschied zu nehmen, aber auch, den Wert des Lebens neu für sich zu entdecken. Es lohnt sich also, sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen, sich dem Tabu-Thema zu stellen. Idealerweise als Hospizhelfer beim Hospizkreis Ottobrunn, der lebt nämlich vom Mitmachen und das nun seit stolzen 21 Jahren.

Seit 2008 gehört auch Rosemarie Rieger zum Team der Hospizbegleiter. "Das Wichtigste, dass ein Hospizhelfer einem Schwerkranken oder Sterbenden schenken kann, ist Zeit und seine ungeteilte Aufmerksamkeit, so Rieger. Zuhören, die Hand halten, die Stille aushalten, all' das gehört zu den Aufgaben eines Hospizbegleiters, aber auch gemeinsam lachen, Karten spielen oder aus der Zeitung vorlesen. "Wir richten uns bei den Besuchen nach den Wünschen der Patienten", betont Rosemarie Rieger. Was draußen bleibt sind Beschwichtigungsfloskeln, die in der Regel kein Sterbender hören möchte. "Für Angehörige ist es oft schwer mit den Patienten über das Thema Tod und Sterben zu reden, es ist vielfach zu einem Tabu-Thema in unserer Gesellschaft geworden", berichtet Rosemarie Rieger weiter.

Aber nicht nur den Patienten gilt die Fürsorge der Hospizbegleiter. So hat Rosemarie Rieger nicht nur eine Hospizbegleiter-Ausbildung gemacht, sondern auch einen Kurs als Trauerbegleiterin. Hier gilt ihre Aufmerksamkeit vor allem den Angehörigen, die mit dem Verlust eines lieben Menschen konfrontiert wurden. Auch in Sachen Trauer stößt man in der Gesellschaft schnell an seine Grenzen. Derzeit betreuen rund 80 Ehrenamtliche die Patienten, aber auch deren Angehörige. Eine Arbeit, auf die die ehrenamtlichen Helfer mit gründlichen Schulungen vorbereitet werden. Themen der Ausbildung sind die Hospizidee, eigene Erfahrungen mit Verlusten, Lebens- und Sterbebegleitung, Kommunikation, Schmerztherapie und Palliativmedizin, Umgang mit Sterbenden und ihren Angehörigen – auch über den Tod hinaus, Wahrheit am Krankenbett, Spiritualität und Rituale in der Hospizarbeit.

Vier hauptamtliche Koordinatoren sorgen dafür, dass die Anfragen bearbeitet und die passende Begleitung gefunden wird. Wenn sich ein Betroffener oder seine Angehörigen beim Hospizkreis melden, machen die Koordinatoren die Erstbesuche zuhause oder in den Alten- und Pflegeheimen. Denn in den teilnehmenden Einrichtungen des Einzugsgebiets von Neubiberg bis Aying und von Ottobrunn bis Höhenkirchen-Siegertsbrunn schult der Hospizkreis nicht nur das Pflegepersonal, dort betreut er auf deren Wunsch auch die Bewohner. Beim ersten Besuch wird geschaut, was ist nötig, was bringt Linderung und Hilfe. Der Hospizkreis berät aber auch über mögliche Pflegedienstleistungen, Förderungen und weitere Möglichkeiten, die Situation der betroffenen Familien zu erleichtern.

So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ist der Trost, den sie in diesen Besuchen suchen. Die Hospizhelfer verrichten bei ihren Besuchen allerdings keine pflegerischen Tätigkeiten, sie hören zu, führen Gespräche oder halten, wenn das gewünscht wird, einfach für eine Weile die Hand eines Patienten. Die Dauer der Begleitung variiert stark, der Verlauf von schweren Erkrankungen lässt sich nicht planen. So werden manche Patienten nur ein- oder zweimal besucht, bei anderen dauert es über ein Jahr, bis der oftmals als erlösend empfundene Tod eintritt. Die Arbeit des Hospizkreises ist dabei überkonfessionell. Eine Supervision der Ehrenamtlichen sorgt dafür, dass sie selber psychisch stabil bleiben und lernen, mit Tod und Trauer umzugehen. Das Angebot ist für Betroffene kostenfrei.

Neue Kurse starten im Januar

Bereits am 19. Januar 2024 startet ein neuer Ausbildungskurs für Hospizbegleiter. Für das Wochenende vom 19. bis 21. Januar ist das Grundseminar geplant. Das Hauptseminar beginnt am Donnerstag, 1. Februar. Die Kosten für das Grundseminar betragen 70 Euro, für Mitglieder des Hospizkreises 50 Euro. Für das Hauptseminar betragen die Kosten 130 Euro und für Mitglieder 100 Euro. Die Ausbildung endet am 16. Mai 2024 mit einer Zertifikatsübergabe.

Bedürfnisse der erkrankten Personen sowie deren An- und Zugehörigen, bieten Ihnen Unterstützung und Halt und sind einfach für sie da", erklärt Uwe Kreßner vom Hospizkreis. Wer sich für die Ausbildung zum Hospizbegleiter interessiert, kann weitere Infos im Büro der Geschäftsstelle bekommen. Geöffnet ist das Büro von Mo. bis Do. von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr. Es befindet sich in der Friedensstraße 21 in Ottobrunn. Zu erreichen ist es unter Telefon: 089-66 55 76 70 oder per E-Mail: info@hospizkreis-ottobrunn.de - mehr Infos gibt es auch unter www.hospizkreis-ottobrunn.de

Artikel vom 29.08.2023
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