Mit Wirtshaustheater Geschichte erleben

Schliersee · Auf der Spur von Räuber Kneißl

Freilichttheater im Freilichtmuseum. Foto: Veronika Lammer

Freilichttheater im Freilichtmuseum. Foto: Veronika Lammer

Schliersee · Bayern hat viele Persönlichkeiten, um die sich Legenden ranken. Angefangen bei König Luwig II. über den Schmied von Kochel bis hin zum Wildschützen Jennerwein. Oft erreichen diese Figuren dann auch eine Art Heldenstatus und werden ein bisschen verklärt.

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Mit in diese Reihe gehört ganz sicher auch der Räuber Matthias Kneißl, der auch Schachenmüller ­Hiasl genannt wurde, weil er in der Schachenmühle in der Nähe von Sulzemoos zuhause war. Aber Matthias Kneißl war sicher kein Volksheld. Seine Straftaten waren schwerwiegend und man muss aufpassen, ihn aus heutiger Sicht nicht als einen bayerischen Robin Hood zu betrachten.

Irgendwie scheint ihm eine kriminelle Veranlagung schon in die Wiege gelegt worden zu sein, denn auch sein Onkel war ein bekannter Räuber in der Gegend des Friaul.

Auch seine Vater gab sich viel mit zwielichtigen Personen ab, so wurde das Gasthaus, das die Kneißls in der Mühle betrieben schnell zum Treffpunkt von Wilderern, Dieben und anderen dunklen Gestalten, also kein gutes Umfeld für einen jungen Buben. Mit 15 Jahren saß Kneißl das erste Mal im Gefängnis und noch minderjährig wurde er von seinen Eltern angeleitet, gemeinsam mit seinen Brüdern Altarsilber aus einer Wallfahrtskirche zu stehlen. Die Familie wurde gefasst, die Eltern verhaftet, wobei der Vater starb.

Die minderjährigen Geschwister waren nun sich selbst überlassen und unternahmen zahlreiche Raubzüge, bevor sie gefasst wurden. Mehrfach saß Kneißl im sogenannten Zuchthaus und nach seiner Entlassung hatte er es schwer, Arbeit zu finden. Denn als Zuchthäusler war er gebrandmarkt und niemand wollte ihn anstellen.

De Woch fangt ja scho guat o!

Dies trieb ihn erneut dazu, Einbrüche und Diebstähle zu verüben. Bei einem Festnahmeversuch im Jahr 1900 wurde sogar geschossen und Kneißl verletzte zwei Gendarmen schwer, die anschießend ihren Verletzungen erlagen. Drei Monate war Kneißl auf der Flucht und hier beginnt spätestens die Legendenbildung. So soll er sich zum Beispiel in einem Odelfass aus einem bereits umstellten Gehöft herausgeschmuggelt haben. Am Ende war die Gendarmerie allerdings stärker.

In Geisenhofen umstellten etwa 150 Mann einen Stadel, in dem sich der Räuber versteckt hielt. In den Morgenstunden eröffneten sie das Feuer und Kneißl wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen festgenommen und nach München gebracht, wo er notoperiert wurde. Im Volksmund hat sich danach der Ausspruch »In Geisenhofen hams ihn zuagricht, in München hergricht und in Augsburg higricht« herausgebildet.

Denn Kneißl wurde zum Tod durch die Guillotine verurteilt und das Urteil eben in Augsburg vollstreckt. Hier geht die Legende weiter, denn Kneißl soll an dem Montag, an dem man ihm mitteilte, dass das Gnadengesuch von Prinzregent Luitpold abgelehnt wurde, gesagt haben: »Die Woch’ fangt ja guat o!«. Allerdings weiß man, dass Kneißl an einem Mittwoch von seiner Hinrichtung erfuhr.

In gut zwei Wochen, am 6. August, kommt der Räuber Kneißl zu uns ins Museum, denn die Iberl-Bühne spielt das Stück »Zuagricht, hergricht, higricht« in unserem altbayerischen Wirtshaus als Wirtshaustheater, bei gutem Wetter sogar als Freilichttheater im Biergarten. Das Stück behandelt das Leben des bayerischen Räubers und vermischt am Ende sehr gekonnt Wahrheit und Fiktion. Ein einzigartiges Erlebnis vor eindrucksvoller Bergkulisse erwartet Sie bei uns im Freilichtmuseum.

Genießen Sie bayerische Schmankerl aus unserer Küche zum spannenden und lustigen Stück aus der Feder von Georg Meier.

Übrigens, als Henkersmahlzeit soll Kneißl sechs Bier bestellt haben. Für Sie sind die Aussichten bei uns deutlich besser als für den Schachenmüller-Hias, aber Bier bekommen Sie trotzdem, und zwar unser selbstgebrautes Museumsbier, das wir wie vor 300 Jahren mit viel Handarbeit herstellen. Besuchen Sie das Wirtshaustheater im altbayerischen Dorf, dann fängt Ihre Woche bestimmt gut an.

Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 22.07.2023
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