Holzfässer werden neu mit Pech ausgekleidet

Schliersee · Auf geht’s zum Picherfest

Etliche Fässer müssen neu gepicht werden. Foto: Markus Wasmeier

Etliche Fässer müssen neu gepicht werden. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee · Man hört ja immer wieder vom Frühjahrsputz. Wann man die Fenster am besten putzt, welche Geheimmittelchen man verwendet und viele andere Tricks. Ich habe aber noch nie gehört, dass man flüssiges Harz, also Pech zum Frühjahrsputz verwendet. Aber in einer Brauerei ist bekanntlich alles ein wenig anders und wenn wir unsere Holzfässer kommendes Wochenende wieder auf Vordermann bringen, sozusagen den »Frühjahrsputz« durchführen, spielt das Pech eine ganz wichtige Rolle.

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Denn wie Sie sich leicht vorstellen können, oder vielleicht von der Regentonne kennen, ein Fass, das aus etlichen Dauben besteht und von den Fassringen zusammengehalten wird, ist nicht immer sofort dicht. Gerade wenn Sie sich ein altes ausgetrocknetes Fass als Regentonne besorgt haben, werden Sie merken, dass das Holz geschrumpft ist und das Fass rinnt. Quillt das Holz wieder auf, wird das allerdings schnell besser. Schon früh kamen unserer Vorfahren aber darauf, dass eine zusätzliche Abdichtung, die noch eine weitere wichtige Funktion hat, auf die ich gleich noch komme, sehr wichtig ist. Und so verwendete man bald durch Erhitzen flüssig gemachtes Harz.

Das Harz schafft eine glatte Oberfläche und hat eine antibakterielle Wirkung

Nicht nur für Fässer, auch Brühtröge, in denen man geschlachtete Schweine von den Borsten befreite, wurden so abgedichtet. Und so hatte man ganz nebenbei ein weiteres Problem gelöst. Denn das flüssige Harz schmiegt sich perfekt in alle Riefen des Holzes, an denen sich sonst Keime ablagern könnten, und das Bier verderben würde. Zudem hat die Zusammensetzung aus unterschiedlichsten Harzen eine antibakterielle Wirkung, ist also sozusagen eine natürliches Desinfektionsmittel.

Übrigens, von der Natur hätten wir uns das abschauen können! Denn die Bienen kleiden das Innere ihres Stockes auch mit einer Harzmischung, dem sogenannten Propolis aus, um sich vor Keimen und Bakterien zu schützen. Sie sehen, die Natur hat sich bereits lange vor uns für jedes Problem eine Lösung ausgedacht.

Aber zurück zu den Fässern. Von Zeit zu Zeit muss die Pechauskleidung erneuert werden. Dazu müssen die Pichermeister zuerst das alte Pech entfernen, das passiert durch Ausbrennen. Sie können sich vielleicht vorstellen, was das für eine schweißtreibende Arbeit ist. Danach wird das frische flüssige Pech hineingegossen und durch Drehung und Rollen des Fasses gleichmäßig verteilt. Das ist ein richtiger Tanz, den die Männer da mit dem Fass durchführen und die Fässer haben schließlich ein stolze Größe!

An großen Brauereien gab es früher noch viel größere Fässer als wir sie verwenden. Da war das Bewegen des Fasses auch nicht ganz ungefährlich, denn wenn so ein Koloss ins Wanken kam, musste man schauen, dass man aus der Schusslinie kam. Ich hoffe, Sie können sich das ungefähr vorstellen, aber es ist nicht einfach in Worte zu fassen. Einfacher ist es, Sie machen sich selbst ein Bild davon und besuchen uns in einer Woche beim Picherfest. Am Samstag und Sonntag werden dabei die Holzfässer unserer Museumsbrauerei überarbeitet und Sie können mit allen Sinnen erfahern was das für ein buntes Treiben ist, auch der Geruch ist ganz besonders.

Aber selbstverständlich müssen Sie dabei nicht auf dem Trockenen sitzen, denn zum Glück werden ja nicht alle Fässer der Brauerei gepicht, sodass immer noch ein ausreichender Vorrat an selbstgebrautem Bier für Sie im Bierkeller lagert. Das können Sie dann bei uns im Wirtshaus des altbayerischen Dorfes probieren und im Biergarten den Blick auf die Schlierseer Berge genießen! Selbstverständlich verwöhnt Sie unsere Küchenmannschaft mit allerlei herzhaften oder süßen Schmankerln. Lassen Sie sich diese Möglichkeit einzigartiges Handwerk hautnah zu erleben nicht entgehen. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 15.04.2023
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