Spenderkind aus Moosach gewinnt Rednerpreis

Moosach · Bewegende Geschichte

Britta Waizmann aus München-Moosach siegte beim internationalen Speaker Slam und erhielt den Excellence Award von Veranstalter Hermann Scherer. Foto: Justin Bockey

Britta Waizmann aus München-Moosach siegte beim internationalen Speaker Slam und erhielt den Excellence Award von Veranstalter Hermann Scherer. Foto: Justin Bockey

Moosach · Eines Tages erfuhr Britta Waizmann, dass ihr vermeintlicher Vater gar nicht ihr Erzeuger ist – und sie aus einer anonymen Samenspende entstanden ist. Eine bewegende Geschichte, die der Moosacherin nun sogar zu einem Preis verholfen hat: Beim 13. internationalen Speaker Slam ist sie vor kurzem mit dem Excellence Award ausgezeichnet worden.

147 Finalisten aus 21 Nationen waren bei dem Redewettbewerb, der in Mastershausen (bei Koblenz) stattfand, vertreten, darunter auch die Münchnerin Britta Waizmann, die in Moosach aufgewachsen ist und noch heute im Viertel lebt. Die besondere Herausforderung bei dem live übertragenen Event bestand darin, in 240 Sekunden eine Rede zu halten – denn nach jenen vier Minuten wurde jedem Teilnehmer das Mikrofon abgedreht. In dieser kurzen Zeit auf den Punkt zu kommen, das ist Britta Waizmann gut gelungen.

Die Moosacherin beschrieb in ihrer Rede, wie sie im Jahr 2008 erfuhr, dass ihr Vater, der ihre Mutter und sie bereits 1993 von heute auf morgen verlassen und den Kontakt abgebrochen hatte, gar nicht ihr biologischer Vater ist. Wie sich Britta Waizmann nun eröffnete, ist sie ein sogenanntes Spenderkind, das aus einer Samenspende entstanden ist. Sie sah in den Spiegel, erkannte, dass ihre blonden Haare nicht von dem Mann stammen konnten, der gegangen war, als sie erst vier Jahre alt war – und stürzte in eine tiefe Identitätskrise. Zu diesem Zeitpunkt war Britta Waizmann 19 Jahre alt.

Im Jahr 2019 sollte sich jedoch Hoffnung breit machen: Es tat sich eine Möglichkeit auf, mittels eines DNA-Tests, der normalerweise der Ahnenforschung gilt, Geschwister ausfindig zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, als Spenderkind viele Geschwister zu haben, ist hoch. Kurze Zeit später machte Britta Waizmann den Test und wartete auf das Ergebnis. Einige Wochen später erreichte sie die E-Mail eines Mannes, der im Betreff schrieb: „Schau doch mal in die Datenbank rein, ich bin sehr erfreut und würde mich über Kontaktaufnahme freuen.“

Britta Waizmann folgte der Anweisung – und fiel fast vom Stuhl, als sie feststellte, dass der unbekannte Mann, der ihr da schrieb, ihr biologischer Vater war. Nach kurzem Austausch stellten beide fest, in der selben Stadt zu wohnen. 24 Stunden später und keine 30 Autominuten entfernt, stand Britta also vor dem Mann, dessen blonden Haare sie geerbt hat. Neben ihm lernte sie auch gleich die Menschen kennen, die sie zum Suchen angetrieben hatten – ihre leiblichen Geschwister.

Spenderkindern ein Gesicht geben

Heute sind alle zu einer Familie zusammengewachsen und Britta Waizmann hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Aufklärung auf dem Gebiet zu betreiben, sondern Spenderkindern ein Gesicht zu geben. Zudem möchte die Moosacherin ehemalige Spender aus der Reserve locken sowie Menschen Mut und Zuversicht schenken, in schwierigen Situationen niemals die Hoffnung aufzugeben. Dies tut sie heute teilweise mit ihrem leiblichen Vater zusammen.

Die Fachjury beim Speaker Slam lobte den Beitrag der Münchnerin. Veranstalter Hermann Scherer überreichte ihr in einer feierlichen Gala den Excellence Award. „Ich freue mich natürlich sehr über diese Auszeichnung – aber vor allem freue ich mich über das Gehör, welches uns Spenderkindern geschenkt wird", sagt Britta Waizmann. Schließlich hatte sie die Möglichkeit bekommen, ein heikles Thema vor großem Publikum aus der Tabuzone zu heben. Auch im Fernsehen, beim SWR Nachtcafé mit Michael Steinbrecher, durfte sie ihre bewegende Geschichte vor kurzem erzählen.

Artikel vom 07.03.2023
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