Moosach entwickelt sich – und kämpft gegen Missstände

Moosach · Offene Baustellen

Moosachs Nadelöhr: Der Umbau des Bahntunnels an der Dachauer Straße beginnt 2024. Fährt irgendwann sogar die Tram hier durch? Der BA-Vorsitzende ist skeptisch. Foto: bas

Moosachs Nadelöhr: Der Umbau des Bahntunnels an der Dachauer Straße beginnt 2024. Fährt irgendwann sogar die Tram hier durch? Der BA-Vorsitzende ist skeptisch. Foto: bas

Moosach · Viele Baustellen gibt es in Moosach: aktuelle, kommende, welche im übertragenen Sinne. Dementsprechend gab es für den Vorsitzenden des Bezirksausschusses Moosach (BA 10), Wolfgang Kuhn (SPD), einiges zu berichten bei der Bürgerversammlung, die am vergangenen Mittwoch im Schulzentrum an der Gerastraße stattfand.

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Kuhn leitete die gut besuchte Versammlung gemeinsam mit Münchens Zweiter Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) und informierte über die wichtigsten Themen im Stadtbezirk. Eine von Moosachs anstehenden großen Bauprojekten ist die Entwicklung des Botanikums. Die ehemalige Gärtnerei muss einem Neubaugebiet weichen, das beidseits der Feldmochinger Straße entsteht. Neben Wohnungen sind hier eine Grundschule und ein Jugendzentrum geplant.

Die Neubebauung wird sich auf ein Gelände beschränken, das jetzt noch Ackerland oder Wiese ist. Die alten Gewächshäuser werden dennoch größtenteils abgerissen, denn hier entsteht eine Ausgleichsfläche. Das heißt auch, das die seit Jahrzehnten bestehende Künstlerkolonie ausziehen muss. Die Kunstschaffenden – rund 30 Künstlerinnen und Künstler haben im Botanikum ein Atelier eingerichtet – hatten sich daher im Frühjahr mit einem "verzweifelten Hilferuf" an den Bezirksausschuss gewandt.

Das Gremium hat die Stadt München aufgefordert, zu prüfen, ob man die Ateliers zumindest teilweise in das geplante Jugendzentrum integrieren könnte, berichtete Kuhn. Allerdings gibt es für die Einrichtung noch keine konkreten Pläne.

Nicht komplett neu gebaut, aber auf einen modernen Stand gebracht wird die Karlingersiedlung östlich der Baubergerstraße. Entstanden sind die Häuser Anfang der 1940er Jahre für die Ingenieure und Meister des BMW-Werks in Allach, heute ist die Ausstattung längst nicht mehr zeitgemäß. Die Bauten werden im Laufe der kommenden Jahre zum Teil abgerissen, zum Teil saniert. Insgesamt sollen rund 600 moderne, geförderte Mietwohnungen entstehen, dazu eine Kindertagesstätte und ein Bewohnertreff. Das Viertel gehört zum Sanierungsgebiet Moosach, das etwa ein Drittel des Stadtbezirks umfasst.

Leere Häuser in Hartmannshofen

Allerorts wird neu gebaut, doch in Hartmannshofen steht so manches Haus leer. Kein Wunder, dass die Siedlung ganz im Westen des Stadtbezirks 10 nicht nur die Lokalpolitiker umtreibt. Ab 1919 entstanden auf dem ehemaligen könglichen Jagdgebiet – damals weit außerhalb der Stadt gelegen – Einfamilienhäuser im Erbbaurecht. Aktuell seien laut Wolfgang Kuhn 31 Häuser in Hartmannshofen unbewohnt. Der BA hat sich dafür eingesetzt, dass die Gebäude bald wieder ihren eigentlichen Zweck erfüllen, also Menschen ein Zuhause bieten, egal, ob in Miete oder Eigentum.

Veränderungen stehen rund um den Moosacher St.-Martins-Platz an, allerdings behutsame, wie Kuhn ausführte. Im kommenden Jahr wird für diesen Teil des Sanierungsgebiets ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. "Der Dorfcharakter soll erhalten bleiben", erklärte Kuhn, schließlich genießt der alte Moosacher Ortskern als Ensemble einen besonderen Schutzstatus. Ein "großes Anliegen" des Bezirksausschusses sei ein neuer Kultursaal, meinte der Vorsitzende. Der Saal soll das Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl entlasten, das gut ausgebucht und für manche Veranstaltungen schlicht zu klein ist.

Zu klein und zu eng – diese Adjektive treffen auch auf die Bahnunterführung an der Dachauer Straße zu, Moosachs berühmt-berüchtigtes, weil niedriges Nadelöhr. Immer wieder bleiben dort zu hohe Fahrzeuge stecken, vom Doppeldecker bis zum Betonmischer. Der Umbau soll im Frühjahr 2024 beginnen, der Tunnel wird dann bis zu 1,30 Meter tiefer, breiter allerdings nicht. Um die Sicherheit für Radler und Fußgänger zu erhöhen, sind zwei seperate Röhren vorgesehen.

Langfristig soll auch der Radschnellweg von Dachau in die Münchner Innenstadt durch den Tunnel führen – dafür wären die Röhren zu schmal. Pläne, die Tram von Moosach über Karlsfeld bis Dachau zu verlängern, hat die Landeshauptstadt ebenfalls in der Schublade. Durchqueren zu viele Verkehrsmittel den Tunnel, könnte es auch nach einem Ausbau wieder eng werden, gab Wolfgang Kuhn zu bedenken: "Das bereitet uns schon Kopfzerbrechen."

"Saubären" und volle Container

Keine Baustelle im wortwörtlichen, aber im übertragenen Sinne sind die Wertstoffinseln in Moosach. "Eine tolle Sache, wenn alle mitspielen", meinte Kuhn. "Leider gibt es immer ein paar Saubären." Die privaten Entsorgungsunternehmen leeren nur die Müllcontainer, sind aber nicht dafür zuständig, neben den Behältern abgestellten Abfall mitzunehmen, zumal dieser oft alles andere als sortenrein ist. Ein weiteres Problem sind die immer wieder überfüllten Container. Anfang 2022 erklärte die zuständige Firma Remondis diesen Missstand auf Anfrage des Moosacher Anzeigers mit einem Fahrzeugausfall.

Um den Müllbergen am Straßenrand Einhalt zu gebieten, plant das Kommunalreferat einen Pilotversuch, der das Bring- durch ein Holsystem ersetzen soll. Der BA will den Versuch auch in Moosach durchführen lassen. Dies beträfe aber nur die Sammlung von Plastikmüll, nicht das Altglas, das auch weiterhin in die Container entsorgt werden muss – und keinesfalls daneben abgestellt. Denn das sieht nicht nur hässlich aus, sondern kann wegen der Scherben auch gefährlich werden.

bas

Artikel vom 15.11.2022
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