Der Wandel in der Bestattungskultur und die Folgen

Erding Landkreis · Urnen statt Särge

Nach wie vor nicht genutzt ist die Fläche, die in Langenpreising für eine Friedhofserweiterung vorgesehen war. Sie steht auch schon nicht mehr zur Debatte. Foto: kw

Nach wie vor nicht genutzt ist die Fläche, die in Langenpreising für eine Friedhofserweiterung vorgesehen war. Sie steht auch schon nicht mehr zur Debatte. Foto: kw

Erding Landkreis · Die Städte und Gemeinden im Landkreis Erding erleben einen durchgreifenden Wandel in der Bestattungskultur mit teilweise drastischen Folgen für die kommunalen Planungen. Vor zehn Jahren gab es in Langenpreising eine durchaus heftige kommunalpolitische Auseinandersetzung darüber, ob der bestehende Friedhof erweitert werden kann und soll.

Hierüber gab es auch bereits eine durchaus konkrete Planung. Umgesetzt worden ist sie nie, das Grundstück, dass die Gemeinde seinerzeit mit einem Kredit finanziert hat, ist bis zum heutigen Tag nicht genutzt. Inzwischen gibt es dafür auch ganz andere Pläne und Ideen, von denen allerdings angesichts der dramatischen Baukostensteigerungen der letzten Monate noch höchst unwahrscheinlich ist dass sie schnell umgesetzt werden können. Von einer Erweiterung des Friedhofs jedenfalls redet niemand mehr, obwohl damals Bürgermeister Peter Deimel durchaus eine dringende Notwendigkeit hat darstellen können.

In der Nachbargemeinde, dem Markt Wartenberg wurde es zwar nicht so politisch hochgekocht, die Tendenz aber ist die gleiche: Eine großartige Erweiterung des Friedhofs steht überhaupt nicht zur Debatte, und das, obwohl in beiden Gemeinden die Bevölkerungszahlen steigen. Es gibt einen klaren Trend: Urnenbestattungen liegen im Zug der Zeit. Urnengräber brauchen nicht einmal annähernd so viel Platz wie das klassische Erdgrab, und in der Folge sind Erweiterungen der Friedhöfe geradezu schlagartig kein Thema mehr.

In Wartenberg ging Bürgermeister Christian Pröbst in die Details: „Erdgräber werden praktisch nicht mehr nachgefragt.“ Stattdessen werden Plätze für Urnen knapp, der Markt Wartenberg muss hier investieren. Genau das war Thema einer Ortseinsicht des zuständigen Ausschusses, der sich darauf verständigte, die bestehende Anlage mit Urnenstelen in zwei Abschnitten zu erweitern.

Darüber hinaus kann auf dem bestehenden Gelände die Zahl der Erdgräber für Urnen deutlich erweitert werden, weil bestehende Gräber demnächst aufgelassen werden. Das alles kann auf dem bestehenden Friedhofsgelände passieren. Damit geschieht das, was die höhere Landesplanungsbehörde auch bei kommunalen Planungen für lebende Gemeinde Bürger gerne sieht: Es wird nach verdichtet.

Aber auch auf dem Friedhof gab es Warnungen vor Übertreibungen: An Allerheiligen, wenn die Menschen traditionell die Gräber aufsuchen, möchten die Verantwortlichen auch hier Gedränge vermeiden, nicht zuletzt, weil es doch um sehr persönliche Angelegenheiten geht.

Die Hintergründe liegen auch in einem Wandel der Gesellschaft: So wird diese immer mobiler. Wer aber soll dann die Grabpflege übernehmen? Die muss dann für die 15 Jahre Ruhezeit an eine Gärtnerei vergeben werden, mit allen damit verbundenen Kosten. Für Urnengräber ist die Ruhezeit beispielsweise in Wartenberg aber fünf Jahre.

Kommunalpolitiker sehen das teilweise kritisch, wie die ganze Veränderung der Bestattungskultur. So sprechen einige hinter vorgehaltener Hand schon von der „vorletzten Ruhestätte.“

kw

Artikel vom 27.10.2022
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