Volkssternwarte München ist barrierefrei zugänglich

Berg am Laim · Sternenblick für alle

Manfred Mauz hat das barrierefreie Teleskop in der Volkssternwarte München gebaut. Damit können auch Rollstuhlfahrer bequem in den Sternenhimmel schauen. Foto: bas

Manfred Mauz hat das barrierefreie Teleskop in der Volkssternwarte München gebaut. Damit können auch Rollstuhlfahrer bequem in den Sternenhimmel schauen. Foto: bas

Berg am Laim · Was ist ein schwarzes Loch? Wie groß ist unser Sonnensystem? Die unendlichen Weiten der Galaxie faszinieren viele Menschen. Eine Anlaufstelle haben sie in der Volkssternwarte München (Rosenheimer Straße 145 h), die heuer ihren 75. Geburtstag feiert. Der Blick in die Sterne ist dort seit einiger Zeit auch barrierefrei möglich.

So offensichtlich der Sternenhimmel für jeden sichtbar ist, so versteckt liegt die Volkssternwarte. Im Hinterhaus eines Gebäudekomplexes zwischen Ostbahnhof und Karl-Preis-Platz geht es hinauf in den vierten Stock. Dort haben sich die Mitglieder des Vereins "Volkssternwarte München" ihr Reich eingerichtet – ganz im Zeichen der Astronomie: Ein plastisches Modell unseres Sonnensystems findet man ebenso wie zahlreiche Aufnahmen von Orionnebel bis Andromeda-Galaxie, im Schaukasten liegen echte Meteoritenstücke. Das Herzstück aber sind die Teleskope, die sich auf dem Dach des Gebäudes befinden, das ein ehemaliger Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg ist. Von hier aus hat man nicht nur eine schöne Aussicht über den Münchner Osten, sondern auch einen fast störungsfreien Blick in den Himmel – "ein Fenster ins Weltall", wie es der Verein selbst nennt.

Die Rampe unten vor dem Haus ist steil, die Räumlichkeiten oben eng, der Treppenlift klein – doch grundsätzlich können inzwischen auch mobilitätseingeschränkte Personen den Sternenhimmel per Fernrohr bestaunen. Dafür sorgt ein barrierefreies Teleskop, das auf dem Dach installiert ist und ohne weitere Treppen erreicht werden kann. Konstruiert und montiert hat es Manfred Mauz, der sich ehrenamtlich in der Volkssternwarte engagiert, aber auch beruflich Teleskope baut. Vor etwa zwei Jahren hat die Sternwarte das orangefarbene barrierefreie Teleskop in Betrieb genommen. "Es kommt gut an", sagt Mauz. Im Gegensatz zu den großen Fernrohren, deren Okulare sich auf einer Höhe von etwa 1,50 Metern befinden, können hier auch Rollstuhlfahrer oder Kinder bequem hineinschauen.

700 Mitglieder, viel Engagement

Seit am 31. Mai 1947 die erste öffentliche Führung mit nur einem kleinem Fernrohr stattfand, hat sich die vom gleichnamigen Verein betriebene Volkssternwarte München immer weiterentwickelt. Heute gehört sie zu den größten ihrer Art in Deutschland, besitzt mit die größten Teleskope und hat sich einen Namen in Fachkreisen gemacht: So wurde nach den früheren Leitern Hans Oberndorfer und Peter Stättmayer jeweils ein Asteroid benannt. Wenngleich es die Förderung des städtischen Kulturreferats ermöglicht, sich professionell zu organisieren und hauptamtliche Mitarbeiter im Büro zu beschäftigen, lebt die Sternwarte vor allem durch ihre Mitglieder, die alles in Eigenregie aufgebaut haben und instandhalten. Rund 700 sind es, nicht jeder ist studierter Mathematiker oder Astrophysiker. Was sie alle eint, ist Begeisterung und Engagement, wie der Vorsitzende Volkmar Voigtländer berichtet. Rund 50 Mitglieder bieten regelmäßig Abendführungen an, deren Ziel es ist, Themen rund um Astronomie und Raumfahrt für den Laien verständlich zu präsentieren. Zum Programm gehören auch Vorträge von bekannten Astronomen wie Harald Lesch oder Florian Freistetter.

Besucherzahlen sind gestiegen

Von der Mondlandung 1969 bis zur totalen Sonnenfinsternis 1999 gab es immer wieder markante Ereignisse, die für Zulauf sorgten. Während der Pandemie war die Volkssternwarte wie alle kulturellen Einrichtungen zeitweise geschlossen – doch dann konnte sie ihre Besucherzahlen im Vergleich zu früher sogar steigern. Jährlich zählt die Sternwarte aktuell rund 25.000 Besucher. Sie bietet jedes Jahr über 200 Führungen für Schulklassen und Kindergärten an und richtet um die 200 Geburtstagsfeiern aus. Die Führungen und Vorträge sind teils Wochen vorher ausgebucht. "Viele finden das Nicht-Alltägliche faszinierend", meint Voigtländer, gerade junge Leute seien darunter.

Und manchmal sind es sogar zu viele Besucher: So fanden während der Langen Nacht der Museen Mitte Oktober mehr als 2000 Menschen den Weg in die Sternwarte. Die Folge waren lange Schlangen im engen Treppenhaus, das für einen solchen Ansturm nicht ausgelegt ist. Da das Nachbarhaus im kommenden Jahr abgerissen wird, stehen der Volkssternwarte in nächster Zeit zudem gewisse Einschränkungen beim Zugang bevor. Doch eines ist sicher: Der Leidenschaft ihrer Mitglieder für Sterne, Planeten, schwarze Löcher oder weiße Zwerge wird das keinen Abbruch tun.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 29.10.2022
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