Postkarten aus der Sommerfrische waren angesagt

Schliersee · Fotografie und Tourismus

Camera Minutera in Siena. Foto: Sebastian Schlagenhaufer

Camera Minutera in Siena. Foto: Sebastian Schlagenhaufer

Schliersee · Heute wird ja jederzeit und überall fotografiert. Aber können Sie sich noch an die Zeit der analogen Fotografie mit Film erinnern? An eine Handvoll Urlaubsfotos, die vielleicht weniger scharf waren als heute, aber genauso die Erinnerungen weckten!

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Und noch ein paar Jahrzehnte zuvor musste man gar zum professionellen Fotografen gehen, um ein Bild anfertigen zu lassen. Anfangs tat man dies aus Kostengründen nur zu besonderen Anlässen, später auch in bestimmten Alltagssituationen. Mit dem aufkommenden Tourismus wurde daraus ein wichtiges Geschäft für die Fotografen vor Ort. Reisten bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts nur Adelige und eine kleine Oberschicht, gehörte die Sommerfrische schon bald zum guten Ton der bürgerlichen Bevölkerung.

Die Fotoateliers in den Tourismusorten stellten sich schnell darauf ein. So fotografierten sie die Landschaft und Sehenswürdigkeiten der Gegend und ließen Postkarten drucken. Diese wurden gerne von den Touristen an die Daheimgebliebenen verschickt.

Außerdem hielten die Fotografen Requisiten und Kleidung bereit, sodass der Gast sich wahlweise als Bayer mit Hut und Tracht oder Wildschütz Jennerwein, mit Gewehr und verwegenem Gesicht ablichten lassen konnte. Als Hintergrund dienten bemalte Leinwände, die die Szenerie unterstrichen. Fotografiert wurde nämlich überwiegend im Studio, weil man dort das Licht besser setzen konnte. Eine solche Leinwand habe ich vor einiger Zeit vor der Mülldeponie gerettet und am kommenden Wochenende, dem 24. und 25. September, kommt das etwa 100 Jahre alte Stück zum ersten Mal im Freilichtmuseum zum Einsatz.

Camera Minutera, die Sofortbildfotografie der 20er Jahre

Das altbayerische Dorf bekommt Besuch von Sebastian Schlagenhaufer, der mit seiner Camera Minutera bereits mehrfach als Straßenfotograf in der Toskana war und nun auch hier bei uns in Schliersse nach historischem Vorbild Portraits anfertigt. Diese Technik ist sozusagen das Polaroid der 20er Jahre, denn das Foto wird an Ort und Stelle in der Kamera entwickelt. Dazu kann der Fotograf über einen lichtdichten Stoffschlauch mit einer Hand in das Gehäuse greifen und den Abzug in Entwickler- und Fixierbad geben. In wenigen Minuten ist das Bild dann fertig entwickelt, was für die Menschen in den 20er Jahren einem »Sofortbild« gleichkam. Die Kamera ist ein Nachbau aus antiken Einzelteilen, das Objektiv zum Beispiel stammt aus dem Jahr 1922 und ist voll funktionsfähig. Zusammen mit unserer Leinwand haben wir dann ein kleines historisches Fotoatelier, ich bin gespannt!

In südlichen Ländern konnte man diese Art von Fotografie noch bis in die 70er Jahre häufig antreffen, heute gibt es in Europa nur noch sehr wenige Fotografen, die mit einer Camera Minutera arbeiten. Bei uns im Freilichtmuseum haben Sie also die Gelegenheit, diese seltene Fototechnik kennenzulernen, dem Fotografen über die Schulter zu schauen und über Technik, Geschichte und Tradition dieser Kameraform zu reden. Selbstverständlich können Sie auch ein Portrait von sich oder ihrer Familie machen lassen, als besondere Erinnerung.

Überhaupt ist das Museumsdorf ein hervorragendes Fotomotiv, das sie sicher auch selbst festhalten wollen. Aber legen Sie die Kamera oder das Spartphone auch einmal zur Seite und tauchen Sie ungestört ein in die Geschichte unserer Heimat und in eine Zeit, in der die Arbeit überwiegend von Hand verrichtet wurde und das Bier noch über dem offenen Feuer gebraut wurde, wie in unserer historischen Museumsbrauerei.

Genießen Sie die Schlierseer Berge als Kulisse in unserem gemütlichen Biergarten ganz ohne Fotoleinwand. Unsere Küche versorgt Sie gern mit Brotzeiten, bayerischen Schmankerln, erfrischenden Getränken oder Kaffee und Kuchen.

Ich freue mich auf Ihren Besuch bei uns im altbayerischen Dorf!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 17.09.2022
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