Viele Anlaufstellen für Frauen und Mädchen im Viertel

Moosach/Nymphenburg · Moosacherinnen am Ball

Der SC Amicitia München ist einer von mehreren Moosacher Vereinen, die sich im Frauenfußball engagieren. Allerdings gibt es bisher keine Nachwuchsmannschaften. Foto: bas

Der SC Amicitia München ist einer von mehreren Moosacher Vereinen, die sich im Frauenfußball engagieren. Allerdings gibt es bisher keine Nachwuchsmannschaften. Foto: bas

Moosach/Nymphenburg · Die EM-Spiele der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft haben Millionen Zuschauer vor dem TV begeistert, großen Anteil am starken zweiten Platz hatten sieben Spielerinnen des FC Bayern. Doch nicht nur das erfolgreiche Profiteam des FCB macht München zu einem der bundesweit wichtigsten Standorte im Frauenfußball: Auch an der Basis wird wertvolle Arbeit geleistet.

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Mit rund 55.000 Einwohnern ist Moosach einer der kleineren Stadtbezirke Münchens. Nichtsdestotrotz gibt es hier gleich mehrere Anlaufstellen für Mädchen und Frauen, die Fußball spielen möchten. Von der Bayernliga-Mannschaft bis zu Projekten für fußballbegeisterte Grundschülerinnen ist die Bandbreite groß. Moosachs fußballerisches Aushängeschild ist der SC Amicitia München, der 1919 gegründet wurde: von Männern, für Männer. "Frauenfußball" war damals ein Fremdwort, die Sportart in den Köpfen der Menschen nichts für das vermeintlich schwache Geschlecht. Doch Zeiten ändern sich, ebenso Rollenbilder – und manchmal spielt auch das Schicksal in die Karten.

"Bei einem Hallenturnier vor 20 Jahren haben zum Spaß die Kinder gegen ihre Mütter gespielt. Die Mütter hat der Ehrgeiz gepackt – so kam es beim SC Amicitia rein zufällig zur Gründung eines Frauenteams", erklärt Georg Hirschauer, aktueller Trainer der Frauenmannschaft. Bald bot der Verein, der am Dantebad daheim ist, regelmäßiges Training an, immer mehr fußballbegeisterte Frauen kamen hinzu.

Die Anfangszeit war von Niederlagen geprägt, doch die Amicitia-Damen arbeiteteten sich Schritt für Schritt nach oben. Zum 20. Geburtstag der Frauenmannschaft gelang den Moosacherinnen im Frühjahr 2022 ihr größter Erfolg: Sie holten sich den Meistertitel der Landesliga Süd und stiegen in die Bayernliga auf, die vierthöchste deutsche Spielklasse. Höher spielen in München nur die Frauenmannschaften des FC Bayern und des FFC Wacker.

Ein stabiler Unterbau fehlt

Weniger erfreulich geht es bei der Nachwuchsakquise zu. "Bisher war es dem SC Amicitia nicht vergönnt, ein Mädchenteam zu gründen", bedauert Hirschauer. So fehle ein stabiler Unterbau für das Frauenteam. "Bislang spielen Amicitia-Mädels bis zur D-Jugend in gemischten Teams", sagt Hirschauer. Das nehme den Mädchen oft die Motivation.

Hier setzt der Verein auf die Kooperation mit "Mädchen an den Ball". Das Projekt gibt Fußballerinnen von sechs bis 16 Jahren die Möglichkeit, kostenlos und unverbindlich am Training teilzunehmen. Münchenweit gibt es bereits 15 Standorte, seit Februar 2022 ist auch Amicitia mit dabei. Der Ablauf der Einheiten ist locker: Die Mädchen können ohne Anmeldung innerhalb der zwei Trainingsstunden, die auf dem Vereinsgelände in der Dietrichstraße 11 immer donnerstags von 15 bis 17 Uhr stattfinden, jederzeit dazukommen und ohne Druck ausprobieren, ob ihnen Fußball gefällt.

Der Bezirk Moosach hat, einmalig in München, sogar einen zweiten Standort von "Mädchen an den Ball": Beim FC Olympia Moosach (Saarlouiser Straße 86) wird immer montags von 15 bis 17 Uhr trainiert. Eigene Mannschaften für Mädchen gibt es bei den "Olympioniken" aus dem Nordwesten des Stadtbezirks aber ebenso wenig wie beim SC Amicitia. Der TSV Moosach-Hartmannshofen plant zumindest eine Mädchenmannschaft, auch hier spielen ein paar Mädchen bei den Jungs mit. Eine Damenmannschaft stellt der Verein von der Lechelstraße bereits – diese tritt in der A-Klasse an, also der untersten Liga.

Die "Postler" waren Vorreiter

In der Kreisliga und damit (noch) höher als die vor einem Jahr reaktivierten "Löwinnen" des TSV 1860 gehen die Frauen des PSV München auf Torejagd. Der im Postsportpark an der Franz-Mader-Straße ansässige Traditionsverein war vor rund 20 Jahren einer der Vorreiter des Frauenfußballs im Münchner Westen und Norden. Heute stellen die "Postler" zwei Frauenmannschaften sowie Juniorinnen von der E- bis zur C-Jugend. Die zweite Mannschaft des PSV ging eine Spielgemeinschaft mit der ersten Mannschaft des ESV München aus Nymphenburg ein. Die "Eisenbahner" sind mit über 100 Spielerinnen von der U11 bis zu den Erwachsenen ein weiterer Verein aus dem Münchner Nordwesten, bei dem Mädchen- und Frauenfußball einen hohen Stellenwert hat.

Nimmt man die höherklassigen und lange im Mädchen- und Frauenfußball engagierten Vereine wie den FC Bayern, den FFC Wacker aus Sendling oder den FC Stern aus Trudering hinzu, verwundert es, dass keine deutsche EM-Spielerin in München das Fußballspielen gelernt hat. Mit Sydney Lohmann aus Pürgen (Landkreis Landsberg am Lech), die mit 16 in die Jugend des FC Bayern kam, ist nur eine von ihnen in Oberbayern aufgewachsen. Auch bei der am Mittwochabend beginnenden U20-Weltmeisterschaft in Costa Rica steht mit Gia Corley nur eine frühere FCB-Jugendspielerin im deutschen Kader. Vielleicht sieht das bei den nächsten Turnieren ja schon anders aus: Die Basis ist in München vorhanden – nicht zuletzt in Moosach.

eis/bas

Artikel vom 09.08.2022
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