Nach wie vor "Nein!"

Gegner der 3. Startbahn am Flughafen feierten Jahrestag

Der Widerstand im Kreis Erding gegen die dritte Startbahn bleibt wach. Einlullen lassen durch ein Moratorium gilt nicht. Der Demonstrationszug in Berglern machte das deutlich.  Foto: kw

Der Widerstand im Kreis Erding gegen die dritte Startbahn bleibt wach. Einlullen lassen durch ein Moratorium gilt nicht. Der Demonstrationszug in Berglern machte das deutlich. Foto: kw

Berglern-Erding-Freising · Reporter, die über das Fest berichtet haben, bekommen schon anonyme Anrufe und werden beschimpft: Die dritte Startbahn am Münchener Flughafen spaltet die Gesellschaft nach wie vor. Das Fest, das jetzt in Berglern von der dortigen Bürgerinitiative organisiert wurde, fand aus Anlass des zehnten Jahrestags des Bürgerentscheids in München gegen die dritte Startbahn statt, eine Entscheidung, die gewaltige Kratzspuren hinterlassen hat.

Münchner Flughafen & Projekt: 3. Startbahn
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Aktivisten aus dem ganzen Landkreis kamen nach Berglern, vornehmlich natürlich aus den von einer solchen Runway am meisten betroffenen Regionen. Damals war es Katharina Schulze, heute in der Fraktionsspitze der Grünen im Landtag, die in München das Bündnis gegen die dritte Startbahn geführt hat. Sie war jetzt in Berglern zu Gast und hielt eine flammende Rede, in der sie das Motto von damals wieder aufleben ließ: „Stadt und Land – Hand in Hand.“

In der Tat waren damals aus den Landkreisen Erding und Freising Aktivisten nach München geströmt, um mitzuhelfen bei dem gewaltigen Propaganda-Feldzug, der da entfesselt worden ist. Die Startbahn-Befürworter hatten den weitaus größeren Werbeetat, aber der hat nichts genutzt. Katharina Schulze wusste, warum: Solche Schlachten würden durch die Leidenschaft gewonnen, mit der sie geführt werden. Geld spielte auch letztlich beim Ergebnis eine Rolle.

Analysen wurden zitiert: Die „Bonzenviertel“ waren für, die ärmeren Viertel der Landeshauptstadt dagegen gegen die dritte Bahn. Das Ergebnis ist bekannt: 55 Prozent votierten gegen die dritte Startbahn, was die Staatsregierung „ärgerlich“ fand.

Die aktuelle Landesregierung brachte in den Koalitionsverhandlungen ein „Moratorium“ zustande, was die Freien Wähler, vertreten durch den Betreuungsabgeordneten Benno Zierer (Freising) ausdrücklich als „Zwischenstation“ verstanden wissen wollen. Der Widerstand ist ungebrochen.

Das sollte durch das Fest deutlich werden, und hier war es Bürgermeister Anton Scherer, der offen dazu aufrief, sich bei der kommenden Landtagswahl sehr genau zu überlegen, welche Partei sich wie zur dritten Startbahn stellt. Damit trat er in die Fußstapfen seines Vor-Vorgängers, dem heutigen Ehrenbürger Herbert Knur, der zum Urgestein des Widerstandes wurde. Dessen viel beachtete Rede hatte ebenfalls kampfbetont geendet und hatte unter anderem ein Ziel: Den Bund als weiteren Anteilseigner aus der Reihe der Startbahnbefürworter heraus zu lösen.

Da war der Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter (SPD) genau der richtige Ansprechpartner, weil anwesend. Und siehe da: In seinem Grußwort machte er deutlich, dass er diese Bahn eher als „Zombie“ ansieht: „Eigentlich ist sie schon tot, aber sie läuft uns immer noch über den Weg.“ Dass die Fluggastzahlen diese dritte Bahn noch nie hergegeben haben, weil sie einfach nicht haben erreicht werden können und im Zuge der Pandemie und deren Folgewirkungen wohl auch auf weitere Jahre ein Traum für manche bleiben werden spielt den Startbahngegnern in die Hände.

Flächenfraß und Klimadebatte sind Themen, die ebenfalls die Zeit für die Startbahngegner arbeiten lassen. Nur einlullen lassen wollen sie sich nicht, auch nicht durch das laufende Moratorium. Der durchaus ansehnliche Demonstrationszug mit dem bekannten Motto „zwei Bahnen reichen“ machte das ebenfalls deutlich. kw

Artikel vom 22.07.2022
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