Wichtiger Kilometer

Tram nach Johanneskirchen soll verbinden und entlasten

An der Freischützstraße entsteht eine große Umsteigeanlage zum S-Bahnhof Johanneskirchen. Foto: MVG

An der Freischützstraße entsteht eine große Umsteigeanlage zum S-Bahnhof Johanneskirchen. Foto: MVG

Johanneskirchen · Planungsabschnitt 3 der Tram Nordtangente – was etwas umständlich klingt, ist ganz einfach: Künftig sollen an der Haltestelle Regina-Ullmann-Straße Trambahngleise abzweigen und über die Johanneskirchner Straße zum S-Bahnhof Johanneskirchen führen. Noch heuer soll der Münchner Stadtrat über die Realisierung entscheiden, in Betrieb gehen könnte die neue Teilstrecke schon in knapp drei Jahren.

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Bisher rollt die Tram vom Effnerplatz vorbei am Arabellapark und dann über die Cosimastraße nach St. Emmeram. Wer von Oberföhring ins östlich gelegene Johanneskirchen gelangen möchte, ist auf den Bus angewiesen. Ist die neue, rund ein Kilometer lange Tramtrasse fertiggestellt, kann man an der Haltestelle Regina-Ullmann-Straße ein- oder umsteigen und mit der Straßenbahn direkt zum S-Bahnhof Johanneskirchen fahren. Damit könnten weit mehr Fahrgäste transportiert werden als bisher, informiert die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Mit der Anbindung der Flughafen-S-Bahn an das Tramnetz will die MVG mehr Verbindungen von der Innenstadt in den Nordosten und ins Umland schaffen. Mit der geplanten Tram Nordtangente, laut MVG "eines der wichtigsten Schienenprojekte", entsteht zudem eine Direktverbindung zwischen den dicht besiedelten Stadtteilen Neuhausen, Schwabing, Bogenhausen und Johanneskirchen. So könnten auch die hoch belasteten Innenstadt-Haltestellen im U-Bahnnetz entlastet werden, da mehr Fahrgäste das Stadtzentrum umfahren können. Generell sollen dank eines dichteren Netzes mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen, was den Autoverkehr und damit auch Staub, Abgase und Lärm reduzieren würde.

Dritter Teil der Nordtangente

Der Abschnitt von Oberföhring nach Johanneskirchen ist der dritte Teil der geplanten Nordtangente, die neben dem Bezirk Bogenhausen vor allem Schwabing betrifft: Planungsabschnitt 1 umfasst eine neu zu bauende, etwa 1,2 Kilometer lange Strecke vom Elisabethplatz über die Leopoldstraße bis zur Münchner Freiheit.

Planungsabschnitt 2 sieht eine Strecke von der Kreuzung Leopoldstraße/Giselastraße über die Thiemestraße bis zur Tivolistraße vor, inklusive eines 800 Meter langen Abschnitts durch den Englischen Garten. Wo jetzt Busse fahren, sollen dann Trambahnen der neuesten Generation mit deutlich größerem Fassungsvermögen verkehren. Da sie mit Akku fahren, könnte hier auf eine Oberleitung verzichtet werden – womit die optische Veränderung des Englischen Gartens "auf ein Minimum reduziert" würde, gibt die MVG an.

Die Strecke von der Tivolistraße nach St. Emmeram wird an der Kreuzung Cosimastraße/Johanneskirchner Straße künftig aufgespalten. Neben den bestehenden Gleisen nach Norden kann die Tram dann über die Johanneskirchner Straße nach Osten fahren, teilweise auf Rasengleisen. Die Bahnsteige des Halts Regina-Ullmann-Straße müssen dafür neu angeordnet werden. Ein zusätzlicher Tramhalt ist am Ringofenweg vorgesehen, auf Höhe der Sportanlage des FC Rot-Weiß Oberföhring.

Die Haltestelle soll auch von der Helen-Keller-Realschule aus über eine Ampel zu erreichen sein. An der Freischützstraße entsteht eine zentrale Umsteigeanlage zur S-Bahn mit einer Wendeschleife für die Tram – dort, wo sich jetzt eine Wiese und ein Imbiss befinden, beide müssen weichen. Der Ausbau in Richtung Johanneskirchen beinhaltet die Option, die Tramlinie später in das neu entstehende Stadtviertel östlich der S-Bahn zu verlängern.

Ganztägiger Takt vom Effnerplatz

Während die Linie 17 auch in Zukunft von der Amalienburgstraße über den Max-Weber-Platz bis nach St. Emmeram fährt, wird nach Fertigstellung des neuen Abschnitts zunächst die Linie 16 vom Effnerplatz bis zum S-Bahnhof Johanneskirchen verkehren – und das ganztägig. Wenn die Planungsabschnitte 1 und 2 einmal fertig sind – dies wird erst nach dem Bau des Abschnitts im Nordosten der Fall sein – planen die MVG, eine neue Linie 11 vom Englischen Garten kommend bis nach Johanneskirchen. Bestehen bleiben die Buslinien 50 und 154, die beide in der neuen Wendeschleife am Johanneskirchner Bahnhof halten, wo auch eine MVG-Radstation errichtet wird.

Bei einer Infoveranstaltung im Leonardo Hotel Munich haben Vertreter der MVG und des Mobilitätsreferats kürzlich der Öffentlichkeit die Pläne zur Tram nach Johanneskirchen vorgestellt. Florian Ring, der Vorsitzende des Bezirksausschuss Bogenhausen (BA 13), gab dabei zu bedenken, dass die Planer die "Anwohner mitnehmen und überzeugen" müssten. Obwohl sich der BA 13 mit deutlicher Mehrheit für den neuen Tramabschnitt ausgesprochen habe, gebe es durchaus einige kritische Punkte und offene Fragen. Ring nannte die Baumfällungen und den Lärmschutz in der Cosimastraße.

Laut MVG würde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellt. Eingriffe, die durch den Bau der Tram notwendig sind, sollen bestmöglichst ausgeglichen werden. So müssen unter anderen 145 Bäume entfernt werden, 120 neue sollen dafür gepflanzt werden. Für Schall- und Erschütterungsschutz gibt es ein eigenes Gutachten. Mit dem Ausbau entfallen zudem 134 Pkw-Stellplätze am Fahrbahnrand und drei Pkw-Stellplätze an der Kreuzung Johanneskirchner Straße/Freischützstraße. Der Baubeginn ist für Ende 2024 anvisiert, fertig sein soll die Trasse nach Johanneskirchen Ende 2025. Weitere Informationen finden sich unter www.mvg.de/tnt Benjamin Schuldt

Artikel vom 20.07.2022
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