"Fehlbesetzung" im Teich behoben

Fachberatung für Fischerei holt Goldfische aus Moosacher Biotop

In einem Teich-Biotop nahe der Lassallestraße wurden ausgesetzte Goldfische zur Gefahr für Lurche. Symbolbild: hw

In einem Teich-Biotop nahe der Lassallestraße wurden ausgesetzte Goldfische zur Gefahr für Lurche. Symbolbild: hw

Moosach/Lerchenau · Haustiere frei lassen – das halten viele für eine natürliche Lösung, wenn sie diese nicht mehr im eigenen Haus oder Garten halten möchten. Tatsächlich jedoch führt dies oft zu Leid für die ausgesetzten Tiere und bringt auch andere Arten in Bedrängnis.

Rund um Haustiere und Wildtiere in München und den Landkreisen:

So ging es unlängst Wechselkröte und Laubfrosch in einem Teich-Biotop in Moosach: Ausgesetzte Goldfische, die dort nicht heimisch sind, wurden zur Gefahr für die Lurche. Denn die Exoten, nicht wählerisch bei der Futterwahl, haben immer deren Laich und Kaulquappen im Visier.

Diese "Fehlbesetzung" rief die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern auf den Plan. Gerade im Raum München ist diese häufig gefragt, wenn es darum geht, nicht heimische Arten aus Gewässern zu entfernen. Im Fall eines Tümpels westlich der Lassallestraße kam die Bitte um Unterstützung von der Unteren Naturschutzbehörde München. Anwohnende hatten die Sichtung der Goldfische gemeldet.

Schnell wurde die gemeinsame Aktion in die Wege geleitet, Fischereifachberater Bernhard Gum und sein Kollege Tobias Ruff rückten mit Elektrofischfanggeräten an. Das sind Kescher, die Strom in das Wasser abgegeben, dadurch Fische anziehen und zugleich betäuben. Die Elektrofischerei ist eine effektive und schonende Methode, um Fische aus dem Wasser zu holen. Schnell luden die Fischereiexperten die nur wenige Zentimeter großen Fische in einen Wasserbehälter mit Sauerstoffzufuhr um, in dem diese bereits nach zwei bis drei Minuten wieder aufwachten.

Große Schäden durch fremde Arten

"Immer wieder werden aus Unkenntnis verschiedene Fisch-, Muschel- oder Krebsarten aus Aquarien oder Gartenteichen in Gewässer ausgesetzt. In der freien Natur können diese großen Schaden anrichten – sei es durch die Einschleppung von Krankheiten oder durch Verdrängung heimischer Arten", erklärt Gum. "Solche Abfischaktionen sind meist arbeits- und kostenintensiv. Manchmal kommen sie auch zu spät und geschützte Lebensräume und Tierarten sind bereits angegriffen." Gum appelliert, bereits den Kauf von Goldfischen gut zu überdenken.

Dass die Bevölkerung noch mehr darüber aufgeklärt werden muss, wie schädlich das übrigens auch verbotene Aussetzen von Zierfischen und anderen exotischen Tierarten ist, darüber sind sich die Fachleute der oberbayerischen Fischereifachberatung und der Unteren Naturschutzbehörde München einig. "Viele wissen nicht, welche Folgen das haben kann. In dem Gebiet hier kommt beispielsweise die streng geschützte Wechselkröte vor", sagt Julia Zimprich von der Unteren Naturschutzbehörde München, die die Abfischaktion organisiert hat.

Zwei Drittel des in Bayern ohnehin sehr geringen Artenbestands lebe in München. "Wenn sich Fische im Gewässer befinden, laichen die Wechselkröten nicht mehr ab. Auch Laubfrösche und andere Amphibien können sich in solchen Teichen nicht mehr vermehren", meint Zimprich. Das konnte in dem Tümpel im Münchner Norden gerade noch verhindert werden. Die abgefischten Goldfische wurden in der Reptilienauffangstation abgegeben.

Artikel vom 10.03.2022
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