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Plastik & Zigaretten
Langenpreising/Wartenberg · Unfairmüllt-Initiative kämpft gegen Umweltverschmutzung
Umweltbildung offensiv: Schon 2019 war „Unfairmüllt“ in Wartenberg aktiv und sammelte nicht weniger als 3000 Zigarettenkippen auf. Foto: kw
Langenpreising/Wartenberg · Es ist eine kleine private Initiative, die nicht einmal ein klassischer Verein, aber auf dem Weg ist, in Sachen „Umweltbildung“ eine führende Stellung im Kreis einzunehmen. „Unfairmüllt“ ist eine Gruppe, die normalerweise über soziale Netzwerke arbeitet und immer wieder mit durchaus phantasievollen, aber durchweg eben auch effektiven Aktionen in die Öffentlichkeit geht.
Sie haben sich einen akkubetriebenen Staubsauger beschafft, den sie sich auf den Rücken schnallen können. Damit sammeln sie Zigarettenkippen auf. Sie wandern dann bei ihren öffentlichen Aktionen wie etwa in Erding oder auf dem Marktplatz in Wartenberg in ein durchsichtiges Plastikrohr, um die Menge zu dokumentieren. Als Sprecherin fungiert immer wieder Lisa Gadenne Wurzbacher aus Langenpreising, aber sie hat etliche Mitstreiterinnen gewinnen können. Es ist auffällig, dass es in erster Linie Frauen sind, die hier vorn dran stehen.
Es gibt auch einen unbedingten Schwerpunkt. Plastikmüll steht im Fokus. Dass Zigarettenstummel aus Plastik sind, wissen die wenigsten. Dass sie Giftstoffe enthalten, die das Grundwasser verseuchen können und zudem nur äußerst langsam zerfallen, wissen noch weniger. Oder sie wollen es nicht wahrhaben und schnippen weiterhin völlig gedankenlos die Kippe in die Gegend.
Dieser Gedankenlosigkeit haben diese Frauen den Kampf angesagt. Mit besagtem Staubsauger, Werbematerial, großen Plakaten, und begleitet von einer durchaus professionellen Pressearbeit, gehen sie zu Werke und lassen sich auch von der aktuellen Pandemielage nicht wirklich bremsen. Dass in Wartenberg der vom Landkreis getragene Familienstützpunkt jetzt sogar einen „Spaziergang“ organisiert hatte und dabei die engagierten Damen aus der Nachbargemeinde mit ins Boot geholt hat, passt genau hierher.
Die großen Pulks von Vereinsmitgliedern, die den Müll achtloser Zeitgenossen aus dem Gebüsch ziehen, waren lagebedingt nicht drin, aber Familien mit Bollerwagen für den Nachwuchs, Greifer von der Gemeinde und Müllsäcken vom Landkreis, das war schon machbar. Leider musste diese Aktion krankheitsbedingt ausfallen, ein Nachholtermin stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Fest steht aber schon der nächste Termin: Man trifft sich am 12. März an der Wartenberger Kläranlage, um hier auf Besichtigungstour zu gehen. Der Hintergrund ist ernst: Bei einem Hochwasser war das Einlaufbauwerk der Kläranlage überlastet, der Notüberlauf sprang an, und dabei sind auch Unmengen Feuchttücher über diesen Not-Überlauf in die Strogen gespült worden. Und die hingen dann, als das Hochwasser weg war, in den Büschen über der Strogen und sahen einfach nur eklig aus. Mit einer aufsehenerregenden Aktion, die auch technisch fordernd war, sind die Freiwilligen diesem Unrat zu Leibe gerückt.
Die Politik reagierte seinerzeit: Das sei etwas, was man den Freiwilligen nicht überlassen dürfe, so die Forderung von mehreren Seiten. Bei dem Termin auf der Kläranlage soll es einer Veröffentlichung der Gruppe zufolge unter anderem genau darum gehen, warum Feuchttücher nichts in der Toilette zu suchen haben.
Auch wenn sie sich nicht so anfühlen: Sie sind aus Plastik, verrotten darum auch nicht, sondern können das ganze Abwassersystem lahm legen. Peter Deimel, promovierter Physiker und ehemaliger Bürgermeister von Langenpreising, hat diese Feuchttücher aus gegebenem Anlass einmal „Pumpenkiller“ genannt, nachdem die Gemeinde tatsächlich eine Pumpe hat austauschen müssen. Da tut also Umweltbildung not, und die soll eben hier geleistet werden. kw
Artikel vom 25.02.2022Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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