Altbayerische Herzogstadt

Ein Überblick über Jahrhunderte: Ausflug in die Stadtgeschichte Erdings

Erdinger Stadtansicht von Matthäus Merian, 1665. Foto: gemeinfrei

Erdinger Stadtansicht von Matthäus Merian, 1665. Foto: gemeinfrei

Erding · Die Geschichte Erdings beginnt um das Jahr 500 auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Klettham. Bereits zu dieser Zeit lässt sich hier eine Ansiedlung von Bajuwaren nachweisen. Im Lauf der Jahrhunderte entstehen in der Gegend verschiedene Ortschaften und Siedlungen.

742 wurde der Gemeindeteil Altham das erste Mal urkundlich erwähnt: Ein Familienmitglied der Agilolfinger schenkte Altham dem Kloster Benediktbeuern. 788 wurde die Siedlung Ardeoingas das erste Mal urkundlich erwähnt. 891 schenkte König Arnulf den dortigen Königshof dem Domkapitel in Salzburg.

1228 erhielt Erding von Herzog Ludwig von Bayern die Stadtrechte zuerkannt; die Stadt (Herzogstadt) wurde bewusst als herzoglicher Stützpunkt gegenüber dem Hochstift Freising an der Fernstraße Schongau-München-Landshut angelegt. Die birnenförmige Gestalt der Altstadt ergibt sich aus den beiden Wasserläufen – die Sempt im Osten und der künstlich vertiefte Fehlbach im Westen, was der Stadt gleichsam den Wert einer Wasserfestung gab. Mauer, Graben und Wall sind in kleinen Resten noch bis heute vorhanden.

Im Inneren der Altstadt gibt es typische Kennzeichen einer wittelsbachischen Stadtneugründung des 13. Jahrhunderts. Eine langgezogene, etwa 400 Meter lange Nord-Süd-Achse, die nördlich des Schrannenplatzes Lange Zeile heißt und ursprünglich als Straßenmarkt angelegt wurde. In West-Ost-Richtung – versetzt – einen Straßenzug und in der Mitte den Schrannenplatz. Von den ursprünglichen vier Stadttoren (im Westen das Münchner Tor, im Norden das Freisinger Tor und im Süden das Haager Tor) ist nur noch das Osttor, das Landshuter Tor (Schöner Turm) erhalten geblieben. Dieses war das größte Stadttor, da es zur damaligen Hauptstadt Landshut führte. Im Südwesten lag die heute abgegangene Stadtburg von Erding. Zusätzlich zur strategischen Bedeutung kam später der Rang als Handelszentrum hinzu, speziell für Getreide und Vieh.

Mit der ersten wittelsbachischen Landesteilung wurde Erding Niederbayern zugeordnet, bei dem es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts verblieb. Ab 1300 wurde der Erdinger Stadtturm, das Wahrzeichen der Stadt, an zentraler Stelle erbaut.

1503 wurde Erding im bayerischen Erbfolgekrieg von Herzog Albrecht IV. von Bayern-München erobert. Mit Ende des Erbfolgekrieges wurden Ober- und Niederbayern 1506 wieder miteinander vereinigt. Die zwischenzeitlich vom Salzburger Domkapitel zurückerhaltene Hofmark Altenerding wurde von den Grafen von Haag an Johann Jakob Fugger verkauft.

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges eroberten, brandschatzten und plünderten die Schweden Erding zweimal – 1632 und 1634. Die Folgen waren eine Hungersnot und der Ausbruch der Pest 1634. 1648 wurde Erding Hauptquartier des schwedischen Generals Wrangel. Die Bevölkerung war größtenteils in die noch unbesetzten Gebiete des Landes – die meisten nach Wasserburg am Inn und Traunstein – geflohen. Als die Kaiserlichen unter General Piccolomini auf Erding von Vilsbiburg und Geisenhausen her vorrückten, wurde die Stadt erneut in Brand gesteckt. Der dritte Wiederaufbau wurde durch eine extra eingeführte Biersteuer finanziert.

Während der napoleonischen Kriege – besonders 1800 bei der Schlacht von Hohenlinden – wurde Erding dazu verpflichtet, Soldaten einzuquartieren und zu verpflegen.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs, am Nachmittag des 18. April 1945, warfen amerikanische Streitkräfte 50 Sprengbomben ab; die Altstadt wurde getroffen. 120 Menschen fanden den Tod, 24 erlagen in den nächsten Tagen ihren Verletzungen. Es wird angenommen, dass der Angriff eigentlich Freising gegolten habe. Am 1. Mai 1945 wurde die Stadt Erding kampflos an die US-amerikanischen Truppen übergeben. 1924 kam Heilig Blut von der Gemeinde Altenerding zu Erding und 1938 Siglfing von der Gemeinde Oberding. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Mai 1978 die Gemeinden Altenerding und Langengeisling im Zuge der Gemeindegebietsreform eingegliedert. Mit Wirkung zum 1. Januar 2013 wurde Erding zur Großen Kreisstadt erhoben.

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 24.000 auf 36.000 – der größte prozentuale Zuwachs aller bayerischen Gemeinden über 20.000 Einwohner im genannten Zeitraum.

Artikel vom 09.01.2022
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