Geschenke für Karla

Weihnachtspäckchenaktion für obdachlose Frauen und ihre Kinder

Päckchen packen für die Frauen der Karla 51, eine liebgewonnene Tradition, die Helene Nestler (l.) vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. Foto: hw/Archiv

Päckchen packen für die Frauen der Karla 51, eine liebgewonnene Tradition, die Helene Nestler (l.) vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. Foto: hw/Archiv

München-Neubiberg-Hohenbrunn · Das Karla 51 ist für viele Frauen, die ihr Dach über dem Kopf verloren haben, die letzte Zufluchtsstätte. Corona hat diesen Umstand nochmals verschärft, da sich die Situation nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch in den Familien verschärft hat. Viele der Frauen, die im Karla 51 Unterschlupf suchen, fliehen vor häuslicher Gewalt oder stehen nach einer Trennung ohne Wohnung auf der Straße.

Obdachlose Frauen können hier übernachten, aber auch einfach nur die sanitären Anlagen benutzten, duschen, ihre Sachen waschen, medizinische Hilfe in Anspruch nehmen, sich beraten lassen oder etwas essen. Im Jahr 2020 lebten abwechselnd 142 Frauen im Haus in der Karlstraße 51, im zweiten Objekt in der Karlstraße 40 lebten 60 Frauen, davon waren 48 Mütter mit 57 Kindern – so viel, wie noch nie! Die jüngste der Frauen war gerade einmal 18 Jahre alt, die älteste 90 Jahre. Insgesamt beherbergt das Karla 51 elf Frauen zwischen 70 und 90 Jahren.

Ziel der Karla 51 ist es eigentlich, die Frauen langfristig in andere Einrichtungen, idealerweise in eigene Wohnungen zu vermitteln. Der Aufenthalt im Karla 51 ist eigentlich nur als temporärer gedacht, in Ermangelung anderer Optionen ist er aber für manche der Frauen zur "Dauerlösung" geworden. Aber nicht nur das Notwendige, sondern auch das Wünschenswerte wird versucht hier umzusetzen. So wird normalerweise einmal im Monat im Karla 51 so richtig gefeiert. Mit Kaffee, Kuchen, Musik und Tanz werden all die Geburtstage gefeiert, die in den letzten vier Wochen stattgefunden haben. Ein fröhliches Miteinander im sonst oft schweren Alltag der obdachlosen Frauen. In Zeiten von Corona sind aber auch diese seltenen Lichtblicke weggefallen.

Das Engagement für diese Frauen und immer mehr Kinder, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, ist deshalb umso wichtiger, umso schwieriger die Zeiten werden. Die Ottobrunnerin Helene Nestler engagiert sich schon seit vielen Jahren für diese Frauen, war bereits unzählige Male als ehrenamtliche Helferin mit von der Partie, und hat nun vor bald fünf Jahren das Projekt "Mammalade" aus der Taufe gehoben. Als Helene Nestler damals von einer Spedition hörte, die Obst mit Transportschäden bereitstellt, das sonst vernichtet wird, war die Idee für die »Mammalade« geboren. Das gespendete Obst wird von freiwilligen Einköchnerinnen derzeit im Seniorentreff Kaiserstiftung in Riemerling-Hohenbrunn zu Marmelade verarbeitet, diese wird verkauft, und der Erlös kommt obdachlosen Menschen wie den Frauen und Kindern von Karla 51 zugute. Die köstlichen Fruchtaufstriche sind nicht nur ein echter Leckerbissen, sondern eignen sich auch hervorragend als Weihnachtsgeschenk oder als Mitbringsel.

Mit dem eingenommenen Geld habe man in den letzten Jahren die Zimmer im Karla 51 ansprechender ausgestattet, kocht einmal im Monat für die Frauen oder stelle Hygieneartikel zur Verfügung, zählt Helene Nestler auf.

Die Gründe für die Obdachlosigkeit sind mannigfaltig: Nach der Trennung vom Partner können die betroffenen Frauen die Miete nicht mehr bezahlen, sie flüchten aus gewalttätigen Partnerschaften oder finden als alleinerziehende Mütter keine Wohnung. Ganz egal aus welchen Gründen diese Frauen in Not sind, Helene Nestler und ihre Mitstreiterinnen wollen helfen, diesen Frauen wieder ein wenig Hoffnung und vor allem ihre Würde zurückzugeben. "Vielen dieser Frauen sieht man nicht an, dass sie obdachlos sind. Sie legen viel Wert darauf, sauber und ordentlich gekleidet und soweit das möglich ist, gepflegt zu sein", berichtet Helene Nestler weiter. Aus den Spenden für das Karla 51 werden auch immer wieder begehrte Hygieneprodukte für die Frauen gekauft. Zu Weihnachten sollen zudem alle Frauen ein Paket bekommen. Eine stolze Aufgabe, gilt es doch immerhin zahlreiche obdachlose Frauen und ihre Kinder zu beschenken.

Idealerweise wird der Karton mit haltbaren kulinarischen Köstlichkeiten und auch gerne mit ein paar warmen Socken oder Handschuhen bestückt. Besonders schön wären auch: Kaffee (idealerweise löslicher Kaffee, da die Frauen oftmals keine Kaffeemaschine besitzen, Tee, nicht kühlpflichtige Köstlichkeiten wie haltbarer Schinken, Salami am Stück, Wurst im Glas, Lebkuchen, Schokolade, Plätzchen, kleine Stollen – einfach alles, was lecker und haltbar ist. "Besonders freuen sich die Frauen, wenn es auch Kosmetik wie Gesichts- oder Handcreme, ein duftendes Duschgel oder eine Bodylotion enthält. Für die Frauen im Karla 51 sind diese Artikel reiner Luxus, weil sie sich selber so etwas nicht kaufen können. Es tut gut, sich ein wenig zu pflegen und sorgt für ganz besondere Freude bei den Beschenkten", weiß Helene Nestler zu berichten.

Die Inhalte für die Päckchen kann man bis zum 9. Dezember in Riemerling im Seniorentreff Kaiserstiftung der Gemeinde Hohenbrunn (Rudolf-Diesel-Straße 9 in Riemerling) von Montag bis Freitag, von 10 bis 15 Uhr abgeben.

Wer sich bei dem Projekt engagieren, Mammalade in größeren Mengen kaufen oder weitere Infos haben möchte, kann sich direkt an Helene Nestler unter der E-Mail helene.nestler@mammaladefuerkarla.de wenden. Helfen kann man übrigens auch, indem man ganz einfach die köstliche Mammalade kauft, die es unter anderem in den Filialen der Bäckerei Neulinger in der Wörthstraße 17, am Gotzinger Platz 48, in der Volkartstraße 11, in der Volkartstraße 48 und in der Adlzreiterstr. 21 in München gibt. hw

Artikel vom 21.11.2021
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