Für alle Lebenslagen

Diakonie München-Moosach: Helfen, weil es Freude (und Sinn) macht

Erhard Wnendt, Ulrich Weiß und Eduard Wagner von der Nachbarschaftshilfe, freuen sich über neue "Kollegen und Kolleginnen" die mit ihnen den Fahrdienst übernehmen. Foto: hw

Erhard Wnendt, Ulrich Weiß und Eduard Wagner von der Nachbarschaftshilfe, freuen sich über neue "Kollegen und Kolleginnen" die mit ihnen den Fahrdienst übernehmen. Foto: hw

Moosach · Die Aufgaben, die die Nachbarschaftshilfe der Diakonie München-Moosach übernimmt, reichen von A wie Arztfahrten (Fahrdienst) bis hin zu Z wie Zuhören. "So vielfältig wie die Menschen in Moosach sind, so vielfältig sind auch unsere Aufgaben", erklärt Eduard Wagner, der seit vielen Jahren bei der Nachbarschaftshilfe mitarbeitet.

Gemeinsam mit Gerhard Schubert koordiniert er die vielfältigen Anfragen und versucht für die jeweilige Aufgabe den passenden Helfer zu finden.

Corona hat grundsätzlich an diesem Prinzip nichts verändert, auch wenn die Modalitäten andere geworden sind. "Anfangs sind die Anfragen stark zurück gegangen, weil viele Menschen Angst vor Ansteckung hatten. Auch einige der Helfer, die oftmals auch schon älteren Semesters sind, haben sich zeitweilig zurück gezogen und abgewartet, bis sie geimpft waren, bevor sie ihre ehrenamtliche Arbeit wieder aufgenommen haben", informiert Eduard Wager weiter.

Jetzt steigen die Anfragen wieder und die Nachbarschaftshilfe sucht neue Mitstreiter, die helfen, das Leben im Viertel für alle Bewohner so lebenswert wie möglich zu gestalten. So gibt es beispielsweise den Fahrdienst, der Fahrten zum Arzt, zum Einkaufen oder zu Freunden ermöglicht. Mit einer viertägigen Vorlaufsfrist kann der Fahrtenwunsch innerhalb Moosachs angemeldet werden.

Wagner und Schubert suchen dann im Pool ihrer potenziellen Fahrer nach dem passenden Gegenstück. Für jede angefangene Stunde werden 5 Euro berechnet, der Fahrer bekommt seine Unkosten ersetzt und natürlich sind er und sein Fahrzeug auch für den Fall eines Falles gut versichert. Die Arbeit wird indes rein ehrenamtlich geleistet. Ulrich Weiß und Erhard Wnendt gehören zu denen, die gerne in ihrer Freizeit diesen Fahrdienst übernehmen. So hat Ulrich Weiß kürzlich eine Dame zum Arzt gebracht, eigentlich eine kurze Strecke von nur 800 Metern, aber für die gehbehinderte Frau schier eine ganze Welt weit entfernt.

Fazit: Dank charmanter Begleitung verliert so ein Arztbesuch auch schnell seinen Schrecken. Auch Erhard Wnendt engagiert sich gerne. Er hat bereits mehrfach einen blinden Herrn von A nach B befördert und dabei viel darüber gelernt, wie gut man mit dieser Einschränkung im Alltag zurecht kommen kann. Eine typische Win-Win-Situation für Helfer und der Person, der geholfen werden konnte.

Denn die Dankbarkeit und die Freude über die Hilfeleistungen wärmen das Herz und verleihen dem Leben einen ganz neuen Sinn. "Das ist gelebte Nächstenliebe, auch wenn wir konfessionell völlig ungebunden sind", betont Eduard Wagner. Nichts desto trotz lebt man in hervorragender Nachbarschaft zur evangelischen Heilig-Geist-Kirche, mit der man sich einen wunderbaren Innenhof teilt. "In normalen Zeiten feiern wir mit unseren Helfern ein schön Sommerfest und laden natürlich auch zur Weihnachtsfeier ein", berichtet Schubert.

Momentan muss man auf diese Art der Belohnung für das Ehrenamt leider coronabedingt verzichten. Für Ingrid du Bellier kein Grund, ihren Besuchsdienst bei Anna Uhlmann einzustellen. Seit zwei Jahren besucht die ehrenamtliche Mitarbeiterin die Moosacherin zuhause, geht bisweilen mit ihr auch einkaufen.

"Vor allem aber unterhalten wir uns, verbringen Zeit miteinander", so Ingrid du Bellier. Auf diesen Nachmittag freut sich Anna Uhlmann immer ganz besonders, ihre Augen glänzen, wenn sie von den regelmäßigen Besuchen spricht. "Ich bin so froh, dass ich sie habe", schwärmt die Seniorin. Auf ihrem Balkon machen es sich die beiden Damen gemütlich, schlechtem Wetter wird mit entsprechender Kleidung begegnet. So musste der Kontakt persönlich nur ganz kurze Zeit ausgesetzt werden, telefonisch standen sie aber immer in Verbindung. "Wir haben uns immer etwas zu erzählen", versichert Ingrid du Bellier.

Nachdem sie in den Ruhestand getreten war, hatte sie vor zehn Jahren nach einer Aufgabe gesucht und ist so bei der Nachbarschaftshilfe gelandet. Die jüngste im Bunde der Helfer ist Leonie (15 Jahre). Jeden Samstag trifft sie sich mit den beiden Schwestern Mila (8) und Lia (7). Spielerisch verbessern die Schwestern ihre Deutschkenntnisse beim Verstecken spielen, Fangen oder, wie erst kürzlich beim Eisessen. Die quirligen Mädchen lieben ihre Leonie, Deutsch lernen sie so ganz nebenbei. Das ist aber nicht alles was Leonie einbringt.

Jeden Mittwochnachmittag besucht sie einen einsamen alten Herrn. Der 85-Jährige ist gehbehindert und kommt alleine kaum aus seiner Wohnung heraus. Sein Lichtblick ist die junge Frau, die von ihrer Freizeit gerne ein wenig für andere abgibt. "Es macht einfach Spaß anderen zu helfen", meint Leonie bescheiden.

"Eigentlich kann jeder etwas, was für einen anderen von Nutzen ist", fasst Eduard Wagner die Aufgabenvielfalt zusammen. Angebote gibt es, wie beschrieben, unendlich viele, von Besuchsdienste bei Menschen, die die Wohnung nicht verlassen können, Einkaufshilfen, kleine Reparaturen (keine Elektro- oder Sanitärarbeiten), Fahr- und Begleitdiensten aber auch Kinderbetreuung oder Nachhilfe. Neben diesen wichtigen Alltagshilfen sind es gerade die persönlichen Kontakte und die gemeinsamen Erlebnisse mit anderen, die einem Menschen trotz Krankheit, Behinderung oder anderer persönlicher Probleme ein Stück mehr Lebensqualität vermitteln.

Wer Teil des ehrenamtlichen Teams werden möchte, erreicht die Nachbarschaftshilfe unter Tel. 230 69 57 44, gerne kann man sich auch via E-Mail: nachbarschaftshilfe@diakonie-moosach.de an die Nachbarschaftshilfe wenden.

Aber auch Menschen, die Hilfe brauchen, sich einsam fühlen, sind herzlich willkommen, sich bei der Nachbarschafshilfe zu melden. Sie alle laden Eduard Wagner und Gerhard Schubert ein Teil der großen Familie Nachbarschaftshilfe zu werden, wo jeder das findet, was er gerade braucht. hw

Artikel vom 29.07.2021
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