Bayern · Pflegereform sieht Einschränkungen vor

Die geplante Pflegereform sieht vor, Gelder anders zu verteilen und dadurch die stundenweise Verhinderungspflege zu beschneiden. Foto: geralt, CC0

Bayern · Aktuell ist es pflegenden Angehörigen möglich Leistungen der Verhinderungspflege stundenweise in Anspruch zu nehmen und das Budget flexibel zu nutzen – eine große Entlastung im schwer planbaren Alltag und bei hoher Belastung der Familie.

Dagegen sieht die geplante Pflegereform vor, dies ab dem 01.07.2022 auf 40 Prozent zu reduzieren. Mit der Petition wird gefordert aus dem Budget für Kurzzeit- und Verhinderungspflege ein flexibles Gesamtjahresbudget zu bilden, das zu 100 Prozent für die stundenweise Verhinderungspflege zur Verfügung steht.

Wie sieht das Leben mit Verhinderungspflege aus?

„Schön, dass Sie da sind, meine Frau freut sich schon auf Sie!“, begrüßt Herr B. die Ehrenamtliche der AWO Nachbarschaftshilfe. Jeden Mittwoch kommt sie zur Unterstützung zu dem älteren Ehepaar. Sie kocht und bäckt mit der dementen Ehefrau, weil diese früher Köchin war und auch heute noch viel Freude daran hat. Während die zwei Frauen im Rahmen der stundenweisen Verhinderungspflege Spaß in der Küche haben, erledigt der Ehemann seine Angelegenheiten: Arzttermine, Einkäufe, Behördengänge. Er kann seine Frau aufgrund ihres Geisteszustandes nicht mehr alleine lassen. „Dass Frau L. jede Woche zu uns kommt, erleichtert unser Leben enorm“, sagt Herr B.

Auch Familie v.H. nutzt die stundenweise Verhinderungspflege, um ihren Alltag zu erleichtern. Sie haben eine 9-jährige Tochter mit Rett-Syndrom. Diese braucht eine 24 Std.-Betreuung. Die Familie holt sich z.B. Unterstützung, wenn der Ehemann/ Vater auf Dienstreise ist, um kritische Situationen besser meistern und sich gleichzeitig um das jüngere Kind kümmern zu können. Auch wenn die Eltern Besorgungen oder eigene Termine wahrnehmen und die Kinder zuhause bleiben müssen, kommt jemand ins Haus, der die Tochter betreut. Deswegen ist die stundenweise Verhinderungspflege sehr wertvoll für Familien mit pflegebedürftigen Kindern.

Selbst wenn die Familie sich für eine stationäre Verhinderungspflege entscheiden würde, wozu 60 Prozent des Gesamtbetrages zur Verfügung stehen werden, gäbe es keine geeigneten Einrichtungen in denen sie ihre Tochter in einer 1:1 Betreuung unterbringen könnten.

Konsequenzen dieser Pflegereform: 60 Prozent des Budgets verfallen in vielen Fällen ungenutzt - an Stellen, an denen es dringend gebraucht wird. Zudem wird es oft nur noch möglich sein, pflegebedürftige Angehörige für einen gewissen Zeitraum im Jahr stationär unterzubringen. Der Weg von ambulanter Betreuung und einem Leben zuhause in die Pflegeeinrichtung würde unnötig verkürzt. Wer sich genauer über die Petition informieren möchte findet unter www.openpetition.de/petition/online/keine-einschraenkung-der-flexibilitaet-von-verhinderungspflege-durch-die-pflegereform-2021-2?fbclid=IwAR1noaSQfleo7nbPDvKKGp-8He-f3Xrd8a7rpXzr2AQbJr3MQzAgBZLVRpI https://bit.ly/3tBfXPV mehr Informationen und die Möglichkeit, diese gleich zu unterzeichnen.

Artikel vom 20.05.2021
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