Lässt Maximilian Kothny notwendigen Respekt vermissen?

Abreibung für Türkgücü-Geschäftsführer

Verheddert sich: Türkgücüs Geschäftsführer Maximilian Kothny. Foto: Anne Wild

Verheddert sich: Türkgücüs Geschäftsführer Maximilian Kothny. Foto: Anne Wild

München-Giesing-Perlach · Beim TSV 1860 München empfindet man einige öffentliche Äußerungen des jungen Geschäftsführers von Türkgücü München, Maximilian Kothny, als despektierlich. Nachdem der 24-Jährige zu Saisonbeginn mit breiter Brust angekündigt hatte, künftig vor den Löwen sportlich die zweite Geige in der bayerischen Landeshauptstadt spielen zu wollen, sprach er der Mannschaft von Trainer Michael Köllner vergangene Woche die Klasse ab, um im Aufstiegskampf bestehen zu können. Das kam nicht gut an in Giesing.

Im Oktober vergangenen Jahres wurde der selbstbewusst, aber wenig diplomatisch auftretende Kothny erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als er nach einem verlorenen Rechtsstreit gegen den Bayerischen Fußball-Verband (BFV), mit dem er eine Teilnahme seines Klubs am finanziell lukrativen DFB-Pokal hatte erzwingen wollen, den Gang vor den Bundesgerichtshof ankündigte, um von ihm vermutete kartellrechtliche Verstöße des BFV klären zu lassen.

Die Entscheidung des unabhängigen Schiedsgerichts des Bayerischen Fußball-Verbandes mochte Kothny nicht akzeptieren. Er bezeichnete das Gremium öffentlich als »Micky-Maus-Gericht«, das sein Urteil »hingerotzt« habe. Der von ihm angerufene Zivilsenat des Bayerischen Obersten Landesgerichts (BayObLG) sah das anders und wies Türkgücüs Antrag auf die Feststellung der Unzulässigkeit des Schiedsgerichtsverfahrens ab. Mit dem Rechtsstreit um den DFB-Pokal-Startplatz gerieten der Geschäftsführer und sein Klub bundesweit in die Medien.

Ein weiteres Mal schlagzeilenträchtig gefordert war Kothny, als zum Jahreswechsel Klubbesitzer und Präsident Hasan Kivran seinen finanziellen Ausstieg aus dem Profifußball bekannt gab, den der als temperamentvoll bekannte Unternehmer wenige Wochen später revidierte. Derzeit ringt Türkgücü um die Lizenz für die kommende Saison. Dem Klub fehlt es an einer tauglichen Spielstätte und einem Trainingsgelände. Ein Nachwuchsleistungszentrum will man errichten. Die Landeshauptstadt München soll dabei mit einem Grundstück helfen.

Begleitet wurde der rasante sportliche Aufstieg von Türkgücü München von spektakulären Transfers, aber auch immer wieder von Arbeitsgerichtsverfahren mit ehemaligen Spielern und Angestellten, die so schnell angeheuert wie wieder gefeuert wurden. Der Klub diente als Durchlauferhitzer. Trainer Reiner Maurer wurde nach dem feststehenden Aufstieg in die Dritte Liga ebenso entlassen wie Geschäftsführer Robert Hettich, dessen direkte Nachfolge der vormalige Praktikant Kothny antrat. Mittlerweile ist mit Alexander Schmidt schon der nächste Trainer wieder weg. Trotz der zahlreichen eigenen Baustellen findet Kothny Zeit, sich über den TSV 1860 München Gedanken zu machen. Dass er seine Überlegungen coram publico anstellt, finden die Giesinger respektlos.

Ex-Trainer Schmidt enthüllte unlängst in einem Gespräch beim Podcast »Giesinger Bergfest«, er habe im vergangenen Sommer Sascha Mölders zu Türkgücü lotsen wollen, sei mit seinem Ansinnen jedoch beim Stürmer abgeblitzt. Dem TSV 1860 traut Schmidt im Saisonendspurt den Aufstieg zu, hält die Spieler für hungrig und mental stark genug. Kothny dagegen will von einem Aufstieg der Giesinger nichts wissen, wie er in der Pressekonferenz seines Klubs vor dem Ligaspiel gegen die Münchner Löwen verriet. Er zähle die Sechzger nicht zu den besten Mannschaften der Liga und hoffe persönlich, dass andere Vereine aufsteigen.

Die Retourkutsche folgte nach dem Schlusspfiff am vergangenen Samstag. Türkgücü war dem TSV 1860 München im Olympiastadion eben mit 0:2 unterlegen. Löwen-Trainer Michael Köllner erklärte bei »Magenta Sport«: »Die Ansage der Verantwortlichen von Türkgücü, wir könnten vorne nicht mit dabei sein, das entscheiden nicht die, sondern das entscheidet das Duell. Das haben wir geregelt – jetzt sind wir 14 Punkte vor ihnen.«

Noch deutlicher äußerte sich Mölders vor der Kamera des Bayerischen Fernsehens. Der Löwen-Kapitän verpasste, bevor er auf das Spiel eingehen wollte, in der ihm ganz eigenen Diktion Türkgücüs Geschäftsführer eine kräftige verbale Abreibung: »Ich muss erstmal ’ne andere Sache sagen, die mich seit Monaten schon stört. Der Sportskamerad Kothny hat, glaub ich, vor ein paar Monaten mal gesagt, Türkgücü möchte Sechzig ablösen in München. Also wirklich, da kann ich nur eine Sache zu sagen: Wenn Sechzig München eines Tages mal in der Kreisliga C spielen sollte, mit dieser Wucht, die dieser Verein hat, mit dieser Fanbase und alles, was drumherum ist (…), es ist unmöglich, dass Sechzig in München von irgendwem abgelöst wird. Das wollt ich einfach nur mal sagen. Für mich ist es unerklärlich, so ’ne Aussage zu treffen und er würde gut daran tun, wenn er sich um seine eigene Mannschaft kümmert.«

(as)

Artikel vom 19.04.2021
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