„Sorgearbeit ist nach wie vor Frauenarbeit!“

MdL Doris Rauscher (SPD) virtueller Gast beim Ebersberger Lions Club

Doris Rauscher war zu Gast bei einem Online Abend zum Thema Frauen in sozialen Berufen. Foto: VA

Doris Rauscher war zu Gast bei einem Online Abend zum Thema Frauen in sozialen Berufen. Foto: VA

Ebersberg · „Sorgearbeit ist nach wie vor Frauenarbeit!“ Zu dieser zentralen Thesen diskutierte die Ebersberger Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) auf Einladung der Präsidentin des Ebersberger Lions Clubs Sonja Tittmann mit den Mitgliedern des Vereins.

Passend zum Motto des diesjährigen Lionsjahres „Lebenswirklichkeit von Frauen in Beruf und Gesellschaft“ legte die Sozialpolitikerin den Fokus auf Frauen in sozialen Berufen.

Doris Rauscher spannte in ihrem Beitrag den Bogen von den Anfängen der Frauenbewegung und ihren Errungenschaften für die Erwerbstätigkeit der Frauen bis hin zur Gegenwart, in der sich Frauen oftmals noch immer mit Rollenklischees auseinandersetzen müssen: „Noch bis 1977 war die Verteilung der Aufgaben zwischen Ehepartnern gesetzlich geregelt, unabhängig davon, ob diese Aufgabenteilung den Wünschen der Frauen und Männern entsprach. Der Mann war für den finanziellen Unterhalt der Familie zuständig, die Frau für die Haushaltsführung und Kindererziehung. Hier hat sich einiges getan – zum Glück. Doch trotz aller Fortschritte ist Sorgearbeit nach wie vor überwiegend Frauensache – im beruflichen Bereich, beispielsweise im Erzieherwesen oder in der Pflege, aber auch im Privatleben.“

In Bayern seien beispielsweise 75 % der Beschäftigten in sozialen Berufen Frauen. „Die Anforderungen an die sozialen Berufe und damit an die dort tätigen Frauen steigen und steigen – die angemessene Entlohnung, gute Arbeitsbedingungen und vor allem mehr Wertschätzung für die geleistete Arbeit bleiben allerdings nach wie vor auf der Strecke. Das hat Folgen, gerade auch im Alter – denn auch Altersarmut ist vor allem weiblich“, berichtete Doris Rauscher. Auch im privaten Bereich sind es meist die Frauen, die den Hauptteil unbezahlter Sorgearbeit leisten. „Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit, Ehrenamt - Frauen wenden pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für diese Dinge auf als Männer. Möglich ist das nur, weil sie gleichzeitig bei anderen Dingen zurückstecken. Auch das mit Folgen für die eigene Erwerbsbiografie.“

In der anschließenden Diskussion mit den Mitgliedern der Lions ging es insbesondere darum, woran sich für eine Gesellschaft der Wert von Sorgearbeit bemisst. Anders als in der Wirtschaft steht nach einem langen Arbeitstag kein fertiges Produkt oder ein Gewinn an der Börse. Das darf aber nicht davon abhalten, soziale Berufe sichtbarer zu machen und finanziell aufzuwerten. Doris Rauscher warb dabei für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Entlohnung, aber auch ganz grundsätzlich für mehr Gerechtigkeit am Arbeitsmarkt.

„Familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle, mehr Aufstiegschancen auch für Mütter und eine Familienarbeitszeit zur gerechteren Aufteilung von Sorgearbeit zu Hause – all das würde Frauen mehr Möglichkeiten eröffnen“, so die Vorsitzende des Sozialausschusses im Bayerischen Landtag zum Ende des Abends. „Die Gesellschaft muss sich entscheiden zwischen Aufwertung sozialer Berufe oder einem Kollaps in diesen Berufsfeldern.“

Die Ebersberger Lions wurden 1987 gegründet. Die derzeit 46 Mitglieder treffen sich regelmäßig, um über kulturelle und gesellschaftliche Themen zu diskutieren und sich auszutauschen. In Ebersberg engagieren sich die Vereinsmitglieder zugunsten des Gemeinwohls in Form von Spenden, Sachleistungen oder tatkräftiger Unterstützung vor Ort.

Artikel vom 05.03.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...