Artgerechte Fütterung mit Maß und Ziel

Wildtiere in Eis und Schnee

Wildtiere sind vor allem im Winter auf besondere Rücksichtnahme von Waldbesuchern angewiesen. Foto: CCO

Wildtiere sind vor allem im Winter auf besondere Rücksichtnahme von Waldbesuchern angewiesen. Foto: CCO

München/Landkreise · Die schön verschneite Landschaft ist verlockend für Kinder, Spaziergänger und Langläufer, sich draußen aufzuhalten. Bewegungsbeschränkungen aufgrund von Corona führen dazu, dass die Freizeitaktivitäten jetzt bei uns in Wald und Feld vor Ort und nicht in den Bergen auf den Skipisten stattfinden. Deshalb fordert der Vorsitzende der Kreisgruppe Ebersberg im Landesjagdverband Bayern, Dr. Karem Gomaa, dazu auf, auf das Ruhebedürfnis des Wildes dabei Rücksicht zu nehmen und einige einfache Regeln, die dem Wild aber viel helfen, zu beachten.

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Unser Wild, vor allem die warmblütigen Pflanzenfresser wie z. B. Rehe oder Hasen, sind während der Wintermonate einer doppelten Belastung ausgesetzt. Ihnen steht weniger Nahrung und diese von schlechterer Qualität zur Verfügung. Auf der anderen Seite müssen sie mehr Energie für die Suche nach Futter und für die Wärmeregulation aufbringen.

Deshalb haben unsere Wildtiere im Laufe der Evolution Strategien entwickelt, um über die winterliche Notzeit zu kommen. Sie legen sich im Herbst Fettreserven zu und wechseln das kurze Sommerfell zu einem dichten, warmen Winterpelz. Dr. Gomaa: „Die Wildtiere fahren auch ihre Stoffwechselaktivität zurück, sie senken die Körpertemperatur ab und bewegen sich so wenig wie irgend möglich, um ihre Energiereserven zu schonen.“

Dieses Energiesparprogramm lässt sich aber nur aufrechterhalten, wenn die Tiere ungestört in den „Einständen“, ihren Wohnzimmern, bleiben können und bei der Nahrungsaufnahme – oder wie der Jäger sagt „beim Äsen“ - nicht ständig aufgeschreckt und beunruhigt werden, denn dies zehrt am überlebenswichtigen Energievorrat. Sie begeben sich dann panikartig in Flucht und verbrauchen im Schnee noch mehr Energie als normal.

Deshalb bittet Gomaa eindringlich, die üblichen Wege nicht zu verlassen und keine Wanderungen querfeldein zu unternehmen, so verlockend das auch sein mag. Denn Freizeitaktivitäten abseits der Loipen oder Schneeschuhwandern mitten durch das Gehölz können das heimische Wild in Angst und Schrecken versetzen. „Sie möchten ja auch nicht, dass Fremde plötzlich in ihren Wohn- und Esszimmern zu Hause ungefragt auftauchen. Auch sollen Hunde in Wald und Flur an der Leine geführt werden. Beachten Sie auch, dass Wild v.a. morgens und abends Nahrung aufnimmt; seien Sie deshalb besonders dann rücksichtsvoll“, bittet Gomaa eindrücklich.

Artgerechte Fütterung hilft bei hohen Schneelagen über den Winter, dabei werden die Tiere nicht gemästet, sondern nur der so genannte Erhaltungsbedarf wird gedeckt. „So gut Sie es auch meinen, überlassen Sie das Füttern den Fachleuten, uns Jägern“, bittet Gomaa, „Wildtiere haben spezielle Anforderungen an die Zusammensetzung ihrer Nahrung, Brotreste beispielsweise sind keine geeignete Nahrung.“ Nicht-artgerechte Äsung kann zu schweren Verdauungsstörungen führen und mehr Schaden anrichten als nützen; z. B. beim Rehwild bedeutet das z. B. vor allem rohfaserreiche Futtermittel.

Artikel vom 23.01.2021
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