Die Pandemie führt zu ökonomischen und sozialen Veränderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen

München · Sozialreferat zieht Bilanz

3. Bürgermeisterin Verena Dietl. Foto: Christian Pfaffinger

3. Bürgermeisterin Verena Dietl. Foto: Christian Pfaffinger

München · Das Sozialreferat hat in der gemeinsamen Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses und des Sozialausschusses des Stadtrats den Steuerungsbericht für 2020 bekanntgegeben. In dem Bericht sind Entwicklungen des ersten Halbjahres 2020 anhand ausgewählter Themen dargestellt, die für das Sozialreferat von herausragender Bedeutung sind. Das Jahr 2020 ist vor allem geprägt von der Corona-Krise und ihren sozialen Folgen.

Die Covid-19-Pandemie führt zu teils deutlichen ökonomischen und sozialen Veränderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Über Ausmaß und Dauer der damit verbundenen Wirtschaftskrise gibt es unterschiedliche Prognosen. In München sind die Folgen auf dem Arbeitsmarkt bereits jetzt deutlich spürbar.

Corona-Erkrankung (COVID-19) mit Virus SARS-CoV-2
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Immer mehr Betroffene verlieren durch Kurzarbeit oder Entlassungen einen beträchtlichen Teil ihres oft ohnehin knappen Einkommens und sind deshalb auf staatliche Unterstützung angewiesen. Durch ein vereinfachtes Antrags- und Zugangsverfahren ist es gelungen, die Betroffenen schnell und unkompliziert finanziell zu unterstützen. Bis Ende des Jahres geht das Jobcenter München davon aus, dass voraussichtlich 40.000 Bedarfsgemeinschaften auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen sein werden. Das sind etwa 6.000 mehr als noch im Dezember 2019.

Mehr Zulauf in den Münchner ASZ

„Ein großes Anliegen war und ist uns, die Versorgung der älteren Menschen während der Pandemie sicherzustellen. Wir haben deshalb als erstes einen Einkaufs- und Besorgungsservice über die Alten- und Service-Zentren (ASZ) und die Sozialbürgerhäuser organisiert. Hier hat sich gezeigt, wie gut es war, dass die Stadt München auf ein bestehendes Netzwerk der ASZ und anderer Einrichtungen der offenen Altenhilfe zurückgreifen konnte. So konnten wir die Senior*innen auch unter den gegebenen Umständen mit bestmöglichen Strukturen und alternativen Angeboten versorgen”, so Bürgermeisterin Verena Dietl.

Menschen mit geringem Einkommen erhielten im ASZ die Möglichkeit, kostenlos Essen auf Rädern sowie eine Versorgung mit Hygiene- und Pflegeartikeln zu bekommen.

Eine vom Sozialreferat durchgeführte qualitative Befragung ergab, dass alleine im Zeitraum vom 16. März bis 14. Mai mehr als 15.000 Senioren erreicht werden konnten. Dabei handelte es sich nicht nur um diejenigen, die im jeweiligen ASZ bereits bekannt waren. Ein Drittel der ASZ konnte mehr als 20, ein weiteres Drittel zehn bis 20 neue Kontakte herstellen. Seit Mitte Juni 2020 kehrten die ASZ unter Beachtung der entsprechenden Schutzmaßnahmen schrittweise zum Regelbetrieb zurück.

Menschen mit Behinderungen sind besonders von der Covid-19-Pandemie betroffen. Insbesondere die notwendige Schutzausrüstung war in den ersten Wochen das wichtigste Thema. Durch eine Kooperation zwischen dem ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten, dem Sozialreferat, dem Bezirk Oberbayern und der Vereinigung Integrations-Förderung e.V. ist es gelungen, die Versorgung sicherzustellen.

Auch im Bereich Unterhaltsvorschuss und Beistandschaften sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie deutlich zu spüren, da viele zahlungspflichtige Elternteile wegen Kurzarbeit bzw. Arbeitslosigkeit ihrer Unterhaltspflicht nicht oder nur noch eingeschränkt nachkommen konnten bzw. können. Im Bereich der Beistandschaften sind die Beratungen im Mai und Juni 2020 um zirka. 25 Prozent angestiegen.

Das Oster- und Pfingsferienangebot mussten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Als Alternative wurden digitale Angebote zur Verfügung gestellt. Bei der Planung und Organisation des Sommer- und Herbstferienprogramms 2020 musste für jedes einzelne Angebot ein auf die Örtlichkeit angepasstes Hygienekonzept erstellt werden. Wichtig war dabei, die pädagogischen Inhalte und Angebote so anzupassen, dass der Spaß an den Ferienangeboten nicht verloren geht. Dank des großen Engagements der freien Träger und des städtischen Anbieters von Ferienangeboten im Stadtjugendamt war es trotz vieler Hürden und Ungewissheiten möglich, innerhalb einer relativ kurzen Zeit für den Sommer 2020 ein attraktives Ferienprogramm zur Verfügung zu stellen.

Auch die städtische und verbandliche Wohnungslosenhilfe ist von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Gesamtzahl wohnungsloser Menschen belief sich zum Jahresende 2019 auf 8.710 Personen. Das Sozialreferat hat deshalb gleich im März und April zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen zu mildern, das Infektionsgeschehen in den Unterkünften einzudämmen und Risikogruppen zu schützen.

Beispiele hierfür sind etwa die Ausweitung des Übernachtungsschutzes auf eine ganztägige Unterbringung, die Akquise von Objekten zur Unterbringung von Quarantänefällen sowie besonders gefährdeten Personen. „Funktioniert hat das vor allem, weil wir im Bereich der Wohnungslosenhilfe seit Jahren eine sehr gute Kooperation mit den freien Trägern haben, die gemeinsam mit der städtischen Bezirkssozialarbeit wohnungslose Menschen auch während des Höhepunkts der Pandemie weiter betreut haben. Nur so konnte die Zahl an Covid-19-Ausbrücken in den Unterkünften minimiert werden“, so Sozialreferentin Dorothee Schiwy.

Sozialreferat will Wohnungslosigkeit vorbeugen

Das Sozialreferat entwickelt derzeit Szenarien, um einen etwaigen Anstieg der Wohnungslosigkeit aufgrund wirtschaftlicher Folgen der Covid-19-Pandemie abfedern beziehungsweise Präventionsmaßnahmen frühzeitig verstärken zu können. 2017 hatte der Stadtrat das Sozialreferat beauftragt, jährlich zirka 600 Plätze in Flexi-Heimen zu realisieren. Derzeit befinden sich fünf Flexi-Heime mit zirka 736 Plätzen im laufenden Betrieb. Ein weiteres wird im Laufe dieses Jahres mit zirka 85 Bettplätzen eröffnet. Drei weitere Standorte werden in den Folgejahren fertiggestellt. Bedarfsanmeldungen für zusätzliche 15 Standorte wurden bereits abgegeben, unter anderem für die Neubaugebiete Bayernkaserne und Lerchenauer Feld.

Artikel vom 19.11.2020
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