Laternenumzug mit der Familie

Schliersee · St. Martin im November

Unsere Gänse kommen auch an St. Martin nicht in den Ofen. 	Foto: Markus Wasmeier

Unsere Gänse kommen auch an St. Martin nicht in den Ofen. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee/München · Kommende Woche hätten wieder die traditionellen Martinsumzüge stattgefunden. Dieses Jahr ist natürlich nicht daran zu denken, aber deshalb muss es kommenden Mittwoch nicht dunkel bleiben. Am Tag der Beerdigung des heiligen Martins, dem 11. November wird dem Heiligen traditionell mit einem Laternenumzug gedacht.

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Die Legende des römischen Offiziers, der mit einem frierenden Bettler den Mantel teilte kennt jedes Kind. Oft wird die Szene in den Kindergärten auch nachgespielt, bei manchen sogar mit einem echten Pferd. Ein weiterer Brauch um den beliebten Heiligen ist die Martinsgans, die ihm zu Ehren gebraten wird. Auch hierzu gibt es eine Geschichte: Martin sollte zum Bischof ernannt werden, wollte dies aber nicht und versteckte sich vor den Kirchenmännern im Gänsestall. Die aufgescheuchten Gänse schnatterten aber so laut, dass Martin entdeckt wurde.

Aber es gibt noch eine andere Erklärung, die weit früher schon überliefert ist und wohl die wahrscheinlichere Geschichte darstellt. Die Gänse haben im November ihr volles Mastgewicht und die Bauern, die oft auch Felder und Acker gepachtet hatten, mussten Pachtabgaben entrichten. Dazu gehörten eben auch fette Gänse. Wie dem auch sei, der Martinstag war für die Bauern immer ein wichtiges Datum. Das Weidejahr war zu Ende und die Hirten erhielten ihren Lohn. Zudem war der 11. November ein Wetterlostag, an dem man angeblich vorhersehen konnte, wie der bevorstehende Winter werden würde.

Die Gänse haben St. Martin verraten!

Für uns heute ist der Laternenumzug ein fester Bestandteil des Brauchtums um St. Martin. Woher der Brauch genau kommt, konnte ich allerdings nicht ganz ergründen. Es gibt Quellen, die einen Licht- und Lärmumzug erwähnen, allerdings von Erwachsenen. Vielleicht war dies auch zum Vertreiben der bösen Geister oder auch der Wölfe gedacht, denn im Bayerischen Wald gibt es zum Beispiel an St. Martin ein Wolfauslassen, bei dem alle Hirten mit Glocken und Peitschen gehörig Krach veranstalten. Bei unseren Laternenzügen geht es nicht ganz so laut zu, sondern es wird zusammen gesungen. Ich kann mir vorstellen, dass die Kinder, die sich schon darauf gefreut haben, jetzt traurig sind, dass der Umzug nicht stattfinden kann. Aber vielleicht können Sie ja im Kreise der Familie für Ersatz sorgen. Mit etwas Transparentpapier, Karton und einem Stöckchen ist die Laterne schnell gebastelt.

Und wenn Sie dann mit den Kindern eine Runde gehen, ist es nicht nur eine Freude für die Kleinen. Denn auch die anderen Menschen, die die Laternen vorbeiwandern sehen, werden sich bestimmt über etwas Licht und Freundlichkeit freuen. Vielleicht bereiten Sie zuhause einen Punsch vor, dass man sich bei der Rückkehr etwas aufwärmen kann. Und wenn Sie einen Garten haben, können Sie sich eventuell auch um ein kleines Feuer stellen, denn das Martinsfeuer ist auch ein alter Brauch. Ich wünsche Ihnen an dieser Stelle alles Gute und vor allem Gesundheit.

Vielleicht klappt es ja, dass wir im Dezember unser weihnachtliches Museum öffnen dürfen, und Sie in eine Weihnachtsstimmung eintauchen können, wie sie unsere Vorfahren gehabt haben könnten. In kleinen Familienführungen hören Sie dann alte Weihnachtsgeschichten, Sagen und Legenden, überliefert aus längst vergangenen Tagen. Wenn möglich hat auch unser Weihnachtswirtshaus für Sie geöffnet.

Ich hoffe, dass es bald wieder weitergeht und freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 07.11.2020
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