Kein Sommer wie jeder andere

Hüttenbetrieb in Coronazeiten: Zwischenbilanz der Sommersaion

Das Karwendelhaus (1.765m) in Tirol: Vor allem die Tagesgäste sorgten heuer für gute Umsatzzahlen. Bild re.: Die Corona-Auflagen stellten die Hüttenpächter - wie hier auf der Priener Hütte - vor große Herausforderungen. F.: Stefan Dohl / Hauke Bendt/DAV

Das Karwendelhaus (1.765m) in Tirol: Vor allem die Tagesgäste sorgten heuer für gute Umsatzzahlen. Bild re.: Die Corona-Auflagen stellten die Hüttenpächter - wie hier auf der Priener Hütte - vor große Herausforderungen. F.: Stefan Dohl / Hauke Bendt/DAV

München · Durch die Corona-Pandemie gestaltete sich der Bergsommer 2020 für alle Beteiligten anders als erwartet: Die Saison begann für viele Hütten in Bayern und Österreich etwas später als üblich und brachte einige Änderungen mit sich.

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Besonders die Abstands- und Hygienevorschriften, die zu Beginn der Saison umgesetzt werden mussten, verlangten nach flexiblen Lösungen auf den Hütten. Hinzu kam die Ungewissheit, wann und ob neue Auflagen beschlossen würden. Auch der Gästeansturm nach Ende der Reisebeschränkungen und der Run auf die Alpen durch den Wegfall der üblichen Urlaubsziele überraschte viele Wirtsleute. Dennoch konnten die meisten Hüttenpächter mit viel Kreativität das beste aus der Situation herausholen.

Im Übernachtungsbetrieb sah die Lage aber gerade auf den 67 Hütten in Bayern nicht gut aus: Die Gleichstellung mit Hotels im Tal und die Auflage, dass sich pro Schlafraum maximal zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten aufhalten dürfen, brachte vor allem die Hütten in Bedrängnis, die über große Matratzenlager verfügen. Sie konnten in der Regel ihre Kapazitäten nur zu 25 bis 40 Prozent auslasten. Manche Hütten, wie das Soiernhaus oder die Hochlandhütte, hielten ihre Zimmer und Lager komplett geschlossen.

Die verminderte Bettenkapazität hatte auch Auswirkungen auf die Natur: In diesem Jahr klagten Naturschutzverbände und Nationalparks verstärkt über Wildcamper. Noch ist die Situation in Bayern unverändert, Treffen zwischen dem Deutschen Alpenverein und verschiedenen Staatsministerien im Sommer dieses Jahres bringen für die nächste Sommersaison hoffentlich Erleichterungen. Denn eins ist klar: Corona wird die Hütten und ihre Gäste auch 2021 beschäftigen.

Die 183 DAV-Hütten in Österreich mussten von behördlicher Seite etwas weniger restriktive Abstandsregeln umsetzen – besonders in den Schlaflagern: Hier genügt es derzeit, zu allen Personen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören, 1,5 Meter Abstand zu halten.

Auch die Gäste wurden vor neue Herausforderungen gestellt: Die unterschiedlichen Bestimmungen in den Ländern bei Beherbergung und Gastronomie führten oftmals zu Mißverständnissen vor Ort. Zudem ist es bis heute auf manchen Hütten notwendig, einen eigenen Schlafsack und Kissen mitzuführen, weil das Waschen der Bettwäsche nach jedem Gast nicht möglich ist. Auch eine Reservierungspflicht gilt derzeit noch in beiden Ländern. „Das ist natürlich keine Gemeinheit unserer Hüttenwirtsleute, sondern nur die Umsetzung der Verordnungen. Für uns steht der Schutz der Gesundheit von Gästen und Personal an oberster Stelle“, erklärt Miriam Roth vom Ressort Hütten und Wege beim Deutschen Alpenverein.

Unterm Strich kamen vor allem jene Hütten gut durch den Sommer, die hauptsächlich von Tagesgästen besucht werden. Darunter waren übrigens viele Wander-Einsteiger, die ihren Urlaub in den heimischen Bergen statt im nahen und fernen Ausland verbrachten. Problematischer war die Situation hingegen auf den Hütten, die hauptsächlich als Stützpunkt für Ausbildungen oder als Unterkünfte für Hochtouren und Hüttentrekkings wie den E5 genutzt werden: Dort konnten nicht die vollen Übernachtungskapazitäten genutzt werden und die Umsätze gingen stark zurück.

Ausblick auf die Wintersaison 20/21

Auch in der kalten Jahreszeit wird sich die Situation der Hütten in den bayerischen Bergen nicht verändern. Allerdings haben auch nur wenige Unterkünfte während des Winters geöffnet. Bergsteigerinnen und Bergsteigern stehen in normalen Zeiten jedoch unbewirtete Winterräume an 12 Hütten in Bayern zur Verfügung, die sie während der Schließzeit für Touren nutzen können. Diese Räume sind in der Regel unversperrt und bieten Schlaf- sowie Kochgelegenheiten.

Das Problem seit Corona: Ohne Aufsicht und Vorreservierung können die in Bayern geltenden Abstandsregeln in den Winterräumen nicht überwacht werden. Deshalb hat sich der Deutsche Alpenverein gegen eine touristische Nutzung in diesem Jahr entschieden. Dennoch bleiben die Winterräume geöffnet, allerdings ohne Decken und Kochmaterial. Schutzsuchende können dort im Notfall also unterkommen, geplante Übernachtungen sind nicht möglich. Für die Winterräume des DAV in Österreich gibt es derzeit noch keine Regelungen, sie werden aber demnächst herausgegeben.

Artikel vom 22.09.2020
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