Joachim Rott zeigt detailreiche Straßenszenen aus dem Viertel

Haidhausen analog

Ein Stück Zeitgeschichte: Hier hat Joachim Rott eine Straßenszene am Max-Weber-Platz, im Bereich der Einbiegung zur Kirchenstraße, eingefangen. Foto: Joachim Rott

Ein Stück Zeitgeschichte: Hier hat Joachim Rott eine Straßenszene am Max-Weber-Platz, im Bereich der Einbiegung zur Kirchenstraße, eingefangen. Foto: Joachim Rott

Haidhausen · Von 30. September bis 10. November zeigt das Haidhausen-Museum (Kirchenstraße 24) die Ausstellung "Haidhausen analog" von Joachim Rott mit Fotos aus den Jahren 2004 bis 2006. Die offizielle Eröffnung findet bereits am Sonntag, 29. September, um 19 Uhr statt.

Seit nahezu 47 Jahren lebt und arbeitet Joachim Rott in Haidhausen. Seine detailreichen Fotografien spiegeln die intime Kenntnis des Lebens im Stadtviertel wider. Die Reduzierung seiner Aufnahmen auf die Schwarz-Weiß-Fotografie verstärkt den genauen Blick. Neben der Darstellung von Straßenszenen sind Rotts Aufnahmen auch ein Stück Zeitgeschichte. In seinen Bildern sind auch die Veränderungen der Straßen und Plätze, der Werbung, der Kleidung und das Aussehen und Benehmen der Menschen festgehelaten.

Geboren wurde Joachim Rott 1947 bei Berlin. Aufgewachsen ist er in Erding, seit 1972 lebt er in Haidhausen. Rott hat in München studiert und einen Abschluss als Diplom-Psychologe. Doch wie kam er zur Fotografie? "Meine ersten wichtigen Anregungen erhielt ich aus meinem Freundeskreis", erläutert Rott in einer Selbstdarstellung. "Als ich Anfang der 1970er Jahre den Film „Blow Up“ sah, war das für mich ein richtiges Erweckungserlebnis. So wurde der Wunsch immer größer, mir einen eigenen Fotoapparat zuzulegen."

Ganz wichtig für sein sich entwickelndes Bildbewusstsein war und ist die Beschäftigung mit den Bildern der großen Fotografen, meint Joachim Rott ‒ und mit den Werken der großen Maler: "Es war damals noch die hohe Zeit der Schwarzweiß-Fotografie. Ich denke dabei an die „Pariser“ Fotografen und an die amerikanischen Straßenfotografen, sowie an die Ausstellungskataloge von „Family of Man“oder zur „1. Weltausstellung der Fotografie“. Rott war und ist nach wie vor Autodidakt, er fotografiert nicht professionell und mit Vorliebe analog.

"Meine Bindung an Haidhausen reicht weit in die Kindheit zurück", erläutert Joachim Rott. "Fuhr man vor 1972 mit der Bahn nach München, war der Ostbahnhof der Umsteigebahnhof, um ins Zentrum zu gelangen. Haidhausen war so für mich der erste bleibende Eindruck von München." Lange Zeit fotografierte er hauptsächlich auf Reisen oder zu bestimmten Anlässen, wie der Auer Dult oder dem Faschingsdienstag am Viktualienmarkt. "Im Lauf der Jahre entwickelte ich das Bedürfnis, mit meinen Bildern näher an mein eigenes Leben und Umfeld heranzurücken", erklärt der Künstler. "So begann ich während der täglichen Spaziergänge mit meinen Hunden eine Kamera mitzunehmen."

„Mit den Augen eines Flaneurs“ versuchte Joachim Rott sodann Haidhauser Straßenszenen festzuhalten, "spontan zu reagieren auf das Leben, wie es sich vor meinen Augen abspielte", wie er sagt. "Die Fotos, die so entstanden, waren für mich wie ein fotografisches Tagebuch meiner Spaziergänge, meine Art, über den Haidhauser Alltag zu erzählen – ungeschönt, nicht gestellt oder inszeniert."

Der Entschluss, aus dem Fundus der damals entstandenen Bilder eine Ausstellung zu konzipieren, sei erst in den vergangenen Jahren gereift. "Es ging mir nicht um ein Portrait des schicken, coolen „In-Viertels“ Haidhausen. Ich war kein junger Wilder mehr, sondern bald 60 Jahre alt", sagt Rott. So spielte bei der Auswahl der Motive die eigene Persönlichkeit und Biografie eine große Rolle.

Die Ausstellung "Haidhausen analog" hat bis 10. November zu folgenden Öffnungszeiten geöffnet: sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie montags, dienstags und mittwochs jeweils von 17 - 19 Uhr.

Artikel vom 25.09.2019
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