Pedalritter gesucht

Aktion Stadtradeln startet am 29. Juni für den Landkreis München

Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner und ihre Rathauscrew, die eifrig mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Foto: hw

Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner und ihre Rathauscrew, die eifrig mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Foto: hw

Hachinger Tal · "Wir sind nicht nur ein Rathaus, sondern auch ein Radhaus", erklärt Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner stolz, als sie sich mit einem Großteil ihrer Belegschaft spontan zu einem Foto für die Aktion "Stadtradeln" bereit erklärt.

"In Sauerlach radelt man, wenn es irgendwie geht und wenn es die Strecke zulässt", erklärt sie. Dafür, dass das so ist, hat der Gemeinderat auch eine Menge getan. Zum Beispiel ein Bonusprogramm für Rathausmitarbeiter auf den Weg gebracht. Wer fleißig zur Arbeit radelt wenn es das Wetter erlaubt, der hat jeden Monat für den Zeitraum eines Jahres einen kleinen Zuschuss für den Kauf eines neuen Fahrrads bekommen. Und weil das Fahrradfahren mit einem schönen neuen Rad noch mehr Spaß macht, kommen die Rathausmitarbeiter immer gerne mit ihren Rädern zur Arbeit geflitzt.

"Auch die Altkirchner und Argeter haben wir überzeugen können vermehrt aufs Rad umzusteigen", freut sich die Sauerlacher Rathauschefin. Jetzt hofft sie, dass möglichst viele bei der Aktion Stadtradeln mitmachen und fleißig Kilometer sammeln. Und so funktioniert die Aktion (auch außerhalb von Sauerlach): Der Landkreis München und der Landkreis Ebersberg beteiligen sich vom 29. Juni bis 19. Juli an der deutschlandweiten Aktion.

Erstmalig gibt es heuer einen gemeinsamen Startschuss im Rahmen des EBERMUC-Festivals der Energieagentur Ebersberg München. Mit der Teilnahme am Stadtradeln möchten die Landkreise den Klimaschutz fördern, den Radverkehr voranbringen und die Landkreisbürger von den Vorteilen des Radfahrens überzeugen. Im Landkreis München nehmen heuer von Aschheim bis Unterschleißheim 28 Kommunen an der Aktion teil – das sind so viele wie nie zuvor.

Der landkreisübergreifende Auftakt findet am Samstag, 29. Juni, am Windrad in Hamberg bei Grafing (Landkreis Ebersberg) statt. Der Startschuss fällt um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst samt anschließender Radlsegnung. Bis zum Abend erwartet die Radler dann ein abwechslungsreiches Familienprogramm mit Kletterturm, Kasperltheater, Infoständen und vielen weiteren Aktionen, wie einem Wettbewerb rund um die älteste Lederhose und das älteste Dirndl. Etwas ernster, aber nicht weniger unterhaltsam wird es im Festzelt. Dort haben Persönlichkeiten aus der Region München jeweils exakt 99 Sekunden Zeit, um über ihr Engagement für den Klimaschutz zu berichten. Die daran anschließende Diskussion soll zeigen, wer das Publikum überzeugen konnte.

Auf www.stadtradeln.de können Interessierte eigene Teams (ab zwei Personen) gründen oder einem bereits bestehenden Team in ihrem Ort beitreten. Mit von der Partie ist man auch in Taufkirchen. Bürgermeister Ullrich Sander betont: "Mit dem Umstieg aufs Fahrrad soll ein Zeichen für den Klimaschutz gesetzt werden. Weniger Fahrten mit dem Auto bedeutet weniger CO2-Ausstoß. Damit wird der Klimaschutz vorangebracht, aber auch für den innerörtlichen Verkehr bedeutet der Umstieg vom Auto aufs Rad eine deutliche Entlastung".

In Taufkirchen gibt es sogar einen "Stadtradel-Star". Das bedeutet, ein Teilnehmer verpflichtet sich in den Aktionswochen komplett auf das Auto zu verzichten und statt dessen nur das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Der leidenschaftliche Radfahrer und Grüne Gemeinderat David Grothe ist dieses Jahr Stadtradel-Star für Taufkirchen. Während des Aktionszeitraumes wird er sich nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen.

Über seine Motivation berichtet er: "Seitdem ich von der Aktion Stadtradeln gehört habe, bin ich begeisterter Teilnehmer. Dieses Jahr möchte ich beim Stadtradeln auf ein nächstes Level gehen und den Versuch machen: 21 Tage kein Auto von Innen sehen. Eine Entscheidung für den Klimaschutz und für mehr Lebensqualität. Ich bin leidenschaftlicher Radfahrer und nutze das Fahrrad im Alltag häufig – zum Beispiel auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Doch bei Einkäufen, Familienbesuchen oder Freizeitaktivitäten habe ich gelegentlich als Fahrer oder Mitfahrer das Auto meiner Frau genutzt. Für drei Wochen soll sich das nun ändern. Auch nach dem Aktionszeitraum möchte ich mehr Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen. Die Neuanschaffung eines Lastenfahrrads soll mir dabei helfen. Auch meine kleine Tochter kann dann mitfahren."

"Auch den gesundheitlichen Aspekt bei der Aktion sollte man ebenfalls nicht außer Acht lassen, mahnt Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer. Schließlich tue es gut, sich auch im Alltag regelmäßig in der frischen Luft zu bewegen. Ganz zu schweigen von dem Stress, den man sich erspare, wenn man gemütlich mit dem Fahrrad fahre, statt im Stau zu stehen.

Der Unterhachinger Rathauschef erhofft sich von der Aktion auch eine Entlastung der heimischen Straßen. So hat die Gemeinde Unterhaching unlängst ein E-Lastenrad angeschafft, damit man auch für größere Einkäufe auf das Rad umsteigen kann. Dieses kann man sich kostenlos bei der Gemeinde ausleihen. Eine ganze Aktionswoche zum Thema Radverkehr hat die Gemeinde Oberhaching erst im Mai abgehalten.

"Wer den Individualverkehr eindämmen will, der muss sowohl den Öffentlichen Nahverkehr als auch das Fahrrad attraktiver machen", erklärt Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle. Oberhaching gehört genau wie Unterhaching und Taufkirchen zu den Gemeinden, in denen man auch ab sofort auf das MVG-Radsystem zurückgreifen kann. Der Umstieg vom Auto aufs Rad und den ÖPNV soll damit noch attraktiver gemacht werden.

Im vergangenen Jahr waren bei der Aktion Stadtradeln übrignes 942.417 Kilometer erradelt worden. Das entspricht einer Einsparung von 134 Tonnen CO2. 4.397 Radler waren angemeldet, davon 104 Mitglieder von Kommunalparlamenten. hw

Artikel vom 26.06.2019
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