Ein Platz zum Wohlfühlen

Ramersdorf · Tagestreff für Wohnungslose in der Rosenheimer Straße eröffnet

Im Tagestreff "otto & rosi" in der Rosenheimer Straße können obdach- und wohnungslose Menschen kochen, duschen, Wäsche waschen und sich beraten lassen. Bei der Eröffnung machte sich Oberbürgermeister Dieter Reiter ein Bild von den Räumlichkeiten. Foto: bs

Im Tagestreff "otto & rosi" in der Rosenheimer Straße können obdach- und wohnungslose Menschen kochen, duschen, Wäsche waschen und sich beraten lassen. Bei der Eröffnung machte sich Oberbürgermeister Dieter Reiter ein Bild von den Räumlichkeiten. Foto: bs

Ramersdorf · München ist wohlhabend, München ist angesagt, doch in München zu wohnen, muss man sich leisten können. Manche Menschen können das nicht: Über 500 Obdachlose und rund 10.000 Wohnungslose leben in der Landeshauptstadt. Doch eine reiche Stadt wie München zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie Hilfsangebote schafft: So gibt es in der Rosenheimer Straße 128 d nun eine Anlaufstelle für Obdach- und Wohnungslose.

Der neue Treffpunkt "otto & rosi" im Ramersdorfer Norden, nur ein paar hundert Meter vom Ostbahnhof entfernt, ersetzt ein Provisorium in Giesing, das seit Januar 2019 in Betrieb war. Schon dieses Angebot in der Schwanseestraße war von Menschen ohne feste Bleibe gut angenommen worden, beim Umzug in die Rosenheimer Straße halfen dann auch einige regelmäßige Besucher tatkräftig mit.

Vor zwei Jahren hatte der Stadtrat beschlossen, im Münchner Osten einen Treffpunkt für Wohnungslose einzurichten - nicht zuletzt, weil die "Teestube" in der Isarvorstadt, die ein ähnliches Konzept verfolgt, längst an die Grenzen ihrer Kapazität gelangt ist. Träger des neuen Angebots ist die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die als einer der wichtigsten Sozialverbände den Zuschlag erhielt. Die Räumlichkeiten in einem Haus der Gewofag mussten zunächst entsprechend umgebaut werden.

Frauen genießen besonderen Schutz

Am 1. Mai hat "otto & rosi" seine Tore geöffnet. Der Name soll deutlich machen, dass der Fokus besonders auf Besucherinnen liegt, betonte Verena Dietl, SPD-Stadträtin und stellvertretende Vorsitzende der AWO München-Stadt, bei der offiziellen Eröffnung. So gibt es im "otto & rosi" einen besonderen Schutzraum für Frauen. "In der Szene sind Männer präsenter", erklärte Dietl. "Bei Frauen tritt Obdach- und Wohnungslosigkeit eher versteckt auf".

Frauen wie Männer können in den Räumen Wäsche waschen, duschen, kochen, den Computer nutzen oder sich beraten lassen. Zudem gibt es Schließfächer, in denen die Besucher persönliche Dinge, Dokumente und Wertsachen aufbewahren können. Der Treffpunkt bietet den Wohnungslosen einiges, das für die meisten Bürger selbstverständlich erscheint: Besucher können sich zum Beispiel eine Postadresse einrichten, um Schreiben von Behörden zu erhalten und überhaupt auffindbar zu sein. "Menschen ohne Anschrift gibt es praktisch nicht", erläuterte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der Eröffnungsfeier.

Der Rathauschef sprach dabei von einem zweischneidigen Schwert: Einerseits sei es bedenklich, dass in einer Stadt, die jährlich eine Milliarde Euro Überschuss verzeichne, überhaupt Leute auf der Straße leben müssten. Andererseits habe München aber die Möglichkeiten und den Willen, Menschen zu helfen, denen es schlecht geht. Zum ersten Mal übrigens hatte Reiter laut eigener Aussage die Ehre, bei einem offiziellen Termin gemeinsam mit seiner Ehefrau zu sprechen: Petra Reiter ist Schirmherrin des "Netzwerkes Wohnungslosenhilfe". Sie lobte den "zentralen Standort" des Treffpunkts und das "gute Konzept".

"Uns ist bewusst, dass die Stadt München die Problematik der Wohnungslosigkeit nicht über Nacht wird lösen können", ergänzte Einrichtungsleiter Stefan Kühn. "Umso wichtiger ist, dass wir dauerhaft und engagiert für die Betroffenen da sind.“ Die Räume sind für 80 Personen ausgelegt, geöffnet hat "otto & rosi" montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr und an den Wochenenden von 12 bis 20 Uhr.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 24.05.2019
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