Eine ernste Angelegenheit

München · Machbarkeitsstudie für geplantes »Forum Humor« liegt vor

Die Machbarkeitsstudie von Stefan Iglhaut (li.) ist ein ordentlicher Wälzer geworden; für Reinhard G. Wittmann und Marianne Wille eine gute Nachricht. Foto: cr

Die Machbarkeitsstudie von Stefan Iglhaut (li.) ist ein ordentlicher Wälzer geworden; für Reinhard G. Wittmann und Marianne Wille eine gute Nachricht. Foto: cr

München · Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Die Initiatoren des »Forums Humor und komische Kunst« haben derzeit Grund für echte gute Laune. Denn ihr Herzensprojekt hat eine wichtige Voraussetzung für die Realisierung erfüllt. Vor wenigen Tagen stellte Stefan Iglhaut im Beisein von Dr. Reinhard G. Wittmann und Marianne Wille vom Verein »Forum Humor und komische Kunst« eine Machbarkeitsstudie vor.

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Darin erläutert der Ausstellungsentwickler und Kulturmanager aus Berlin – er hat selbst lange Zeit in München gelebt – das Konzept und die Finanzierung der Ausstellung. Nein, es geht gerade nicht um ein neues Museum. Auf diese Tatsache legt Wittmann großen Wert. Das Forum Humor setzt konzeptionell auf eine dynamische Ausstellung rund um Humor in allen Varianten. Hier zeigt Iglhaut auf stattlichen 180 Seiten plus Anhang, wie das Forum Humor nach seiner Realisierung aussehen kann – im Jahr 2022, wenn’s nach dem Wunsch des Vereins geht. Diese Machbarkeitsstudie ist die Voraussetzung für die finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand. Deshalb gehört auch ein Finanzierungskonzept dazu. Dieses sieht die Beteiligung der Stadt München und des Freistaats Bayern vor. Es geht um einmalige Investitionskosten und einen laufenden Zuschuss, der das zu erwartende Defizit deckt. Das fällt mit kalkulierten 800.000 Euro pro Jahr vergleichsweise überschaubar aus. »Die Einrichtung erwirtschaftet viel selbst«, prognostiziert Iglhaut. Wittmann hält den erforderlichen Zuschuss für tragbar: »Der Kulturhaushalt der Stadt München umfasst 330 Millionen Euro.« Damit würde die Förderung des Forums Humor gerade mal 0,25 Prozent dieses Etats beanspruchen. Kritikern, von denen es bislang nicht allzu viele gibt, hält er entgegen: »Ist denn komische Kunst nicht förderungswürdig?«

Folgt man dem Co-Inspirator des Projekts, Gerhard Polt, so bedient das Forum Humor ein gesamtgesellschaftliches Interesse: »Demokratie ist ohne Humor nicht denkbar«, sagt er. Und das sollte doch den staatlichen Institutionen auch was wert sein, so die implizite Schlussfolgerung. Genau hier bewegt sich das Forum noch unfreiwillig auf dünnem Eis. »Die CSU steht hinter dem Projekt«, berichtet Wittmann. Der Freistaat würde sich demnach mit einer einmaligen Förderung an den Investitionskosten beteiligen. Insgesamt seien 18 Millionen Euro erforderlich, bis das Forum Humor seine Pforten erstmals öffnen kann. Bei fünf Millionen steht die Finanzierung theoretisch schon. Die fehlenden 13 Millionen wird der Freistaat nicht aufbringen, aber auf drei bis fünf Millionen hofft der Verein durchaus. Zugesagt ist aber noch nichts. Die SPD im Stadtrat zeigt sich nach Wittmanns Darstellung etwas zurückhaltender. Zwar wolle auch sie das Projekt, legt aber Wert darauf, dass nicht die Stadt München allein Fördermittel freigibt. Sie sieht hier den Freistaat ebenfalls in der Pflicht. Dem Verein stehen noch mehrere Verhandlungsrunden ins Haus, bevor die Finanzierung als gesichert gelten kann. Es gebe Kontakt zum Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und auch zu Ministerpräsident Söder. Die Klärung der Finanzierung ist für den Verein jetzt die drängendste Aufgabe und dabei soll die Machbarkeitsstudie helfen.

Die Studie geht bereits von einem Standort im Schlachthofviertel aus. Die ehemalige Viehmarkt Bank, auch Viehbank genannt, steht leer. Sie biete für die dynamische Dauerausstellung und die Sonderausstellungen beste räumliche Bedingungen. Weil das Forum aber kein Museum sein soll, sondern – der Bedeutung von »Forum« folgend – vor allem als Treffpunkt konzipiert ist, umfasst die Studie ein Café mit Bühne, die täglich bespielt werden soll. Ein Shop ist in Planung, ebenso eine »Akademie der komischen Künste«. Das Forum Humor will nicht allein komische Kunst zeigen, sondern fördern und machen – und vermitteln. »Humorschaffende« sollen über das Forum buchbar sein für jeden, der Bedarf hat, gerne auch an soziale Einrichtungen. Nicht zuletzt plant der Verein die Vermietung von Flächen innerhalb der Komikkunstbranche, was auch die Betriebskosten entlasten würde. »Das Forum Humor soll die vielen Einzelaspekte der Komik in München bündeln«, erläutert Iglhaut. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich bislang nur wenige Häuser verschrieben haben, zum Beispiel in Hannover, Frankfurt und Basel. In München aber noch nicht. Diese Lücke soll geschlossen werden. »Aus meiner Sicht wäre das eine echte Chance für München«, urteilt Iglhaut und ergänzt: »Wir meinen es ernst.« Das kann man schon in naher Zukunft sehen. Die Macher sprechen von der Planung einer »Langen Nacht der Komik«, vielleicht schon in diesem Jahr. Trotzdem: Beim Geld hört der Spaß auf und bis der Punkt nicht geklärt ist, kann das Forum Humor nicht Realität werden. Da wird der Vorstand des Fördervereins noch so manches dicke Brett bohren müssen.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 01.02.2019
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