Frieden braucht Vielfalt

Am dritten Advent kommt das Friedenslicht nach München

Auch an die Politik geht die Friedensbotschaft. Die Pfadfinder bringen das Friedenslicht jedes Jahr in die Staatskanzlei. Foto: Carsten Clever-Rott

Auch an die Politik geht die Friedensbotschaft. Die Pfadfinder bringen das Friedenslicht jedes Jahr in die Staatskanzlei. Foto: Carsten Clever-Rott

München · Pfadfinderinnen und Pfadfinder bringen das „Friedenslicht aus Betlehem“ am dritten Adventssonntag, 16. Dezember, nach München. Bei einem der größten ökumenischen Jugendgottesdienste im deutschsprachigen Raum wird das Licht um 15.30 Uhr im Münchner Liebfrauendom feierlich in Gemeinden und Gruppen ausgesandt.

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Gemeinsam mit zahlreichen jungen Menschen feiern den Aussendungsgottesdienst in diesem Jahr Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, der evangelisch-lutherische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis. Das Friedenslicht wird jedes Jahr im November von einem Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Betlehem entzündet und anschließend nach Wien gebracht. Von dort aus verteilen es Pfadfinderinnen und Pfadfinder in die Städte und Dörfer Europas.

Beim Gottesdienst im Liebfrauendom sind zahlreiche katholische und evangelische Pfarreien, Kirchengemeinden und Jugendgruppen vertreten. Von ihnen wird das Friedenslicht anschließend weitergetragen. Während der Weihnachtsgottesdienste werden die Kerzen in den Kirchen am Friedenslicht angezündet. Viele Gläubige nehmen das Licht dann für die Weihnachtsfeiertage mit nach Hause.

Pfadfinderinnen und Pfadfinder tragen es außerdem in Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen, in Einkaufszentren, Rathäuser, Polizeistationen und Justizvollzugsanstalten, in Asylbewerberunterkünfte, Altersheime, zu Obdachlosen und in benachbarte Moscheen und Synagogen. Darüber hinaus wird das Friedenslicht politischen Vertretern gebracht.

In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto „Frieden braucht Vielfalt – zusammen für eine tolerante Gesellschaft“. Agnes Arnold, Diözesankuratin der Deutschen Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) im Erzbistum München und Freising und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Friedenslicht München“, erklärt: „Die diesjährige Friedenslichtaktion ermutigt junge Menschen, die Vielfalt unserer Gesellschaft als Bereicherung zu erleben. Sie werden eingeladen, sich mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen: Wie gehen wir miteinander um? Welche Sprache benutzen wir, die der Ausgrenzung oder die der Toleranz und des Miteinanders? Was braucht es, damit Friede in unserer vielfältigen Gesellschaft gelingen kann?“

Toleranz ist für Andrea Jaumann, ebenfalls Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, vor allem eine Frage der Einstellung: "Ich muss nicht alles kritiklos hinnehmen, ich muss nicht alles nachmachen. Vor allem muss ich für mich entscheiden, was ich möchte." Dabei gibt es Grenzen, die zu respektieren seien: "Meine Freiheit geht bis dahin, wo die Freiheit der anderen beginnt."

Grundsätzlich aber schätzt Jaumann, die im Pfadfinderstamm Nemeta in Hörlkofen (Kreis Erding) der Pfadfinderinnenschaft St. Georg vorsteht, die Vielfalt der Charaktere und Kulturen: "Es ist eine Bereicherung, keine Bedrohung. Bei den Pfadfindern leben wir das jeden Tag." Übrigens auch bei der Verbreitung des Friedenslichts. Die Pfadfinder hätten es in den letzten Jahren in Flüchtlingsunterkünfte gebracht. Dort hätten sich auch die Angehörigen des muslimischen Glaubens über das Symbol, das sich stark mit dem Christentum identifiziert, gefreut. Eine Seite reicht die Hand, die andere nimmt sie an.

Das passt zum Leitmotiv "Frieden braucht Vielfalt". Der Frieden in der Gesellschaft wird in jüngerer Vergangenheit immer wieder gestört. Die Ursache vermutet Andrea Jaumann in der inneren Unzufriedenheit jedes Einzelnen: "Wer nicht mit sich selbst in Frieden lebt, der kann den Frieden nicht nach außen tragen." Hier will die Botschaft des Friedenslichts zum Nachdenken anregen – auch bei Politikern. So wird das Friedenslicht seit Jahren in die Bayerische Staatskanzlei gebracht. Doch auch bei dem Gottesdienst am dritten Advent kommen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder immer wieder mit Politikern ins Gespräch.

Einen statt spalten, diese Botschaft ist nicht an das Friedenslicht gebunden, nicht ans Christentum und nicht an die Pfadfinderstämme in aller Welt. Diese Botschaft richten die Pfadfinder an alle Menschen. Das Friedenslicht trägt diese Botschaft, ab 16. Dezember einmal mehr in viele Wohnstuben in München.

Hintergrundinfo
Die Aktion „Friedenslicht aus Betlehem“ wurde 1986 vom Österreichischen Rundfunk ins Leben gerufen und wird in Bayern von den rund 40.000 Mitglieder zählenden Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbänden getragen. Diese sind neben der PSG die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Verband deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG).

Artikel vom 14.12.2018
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