Interview mit 1860-Futsal-Spartenleiter Edin Kulasic

»Feuer und Flamme für diesen Sport«

Futsal-Pionier bei den Löwen: Edin Kulasic mit neuem Saisontrikot. Foto: TSV 1860 Futsal

Futsal-Pionier bei den Löwen: Edin Kulasic mit neuem Saisontrikot. Foto: TSV 1860 Futsal

München/Giesing · Die Futsal-Abteilung des TSV 1860 München spielt in der neuen Saison 2018/2019 erstklassig. Drei Jahre nach der Gründung ist es den Machern um Gründer und Trainer Edin Kulasic gelungen, die Futsal-Löwen zu etablieren. Die Münchner Wochenanzeiger sprachen mit dem UEFA-Futsal-Diplom-Inhaber Kulasic über die in Deutschland noch wenig bekannte Trendsportart.

Verbreitet ist Futsal vor allem in Südamerika, Süd- und Osteuropa. Dort gibt es wie in Spanien sogar Ligen mit Profi-Spielbetrieb. Mittlerweile wird der Sport aber auch in Mitteleuropa bekannter. Ihr leistet Pionierarbeit. Edin, wie bist du selbst zum Futsal gekommen?

Edin Kulasic: Ich habe ja kroatische Wurzeln und Futsal wird schon seit Jahrzehnten in Kroatien und generell auf dem Balkan gespielt. Mit Straßenfußball, Handballtoren aus Metall und Asphaltboden bin ich groß geworden. Und Halle spielte ich immer gern, schon als ich klein war. Zum ersten Mal habe ich Futsal auf Eurosport live gesehen – ich glaube das war 2003 als Italien Europameister wurde. Ich war sofort Feuer und Flamme für diesen Sport. Leider gab es damals nur eine Handvoll Futsal-Vereine in Norddeutschland. Ich war traurig, dass ich in Bayern nicht Futsal spielen konnte und beschloss nach meinem Abitur 2010 einfach die erste Mannschaft im Freistaat zu gründen und allen Futsal-Liebhabern diesen atemberaubenden und spannenden Sport zugänglich zu machen.

Was unterscheidet Futsal vom hierzulande eher bekannten Hallenfußball?

Da gibt es sehr viele Dinge, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist schneller, attraktiver und spektakulärer – bleibt immer bis zur letzten Minute spannend. Warum? Die Zeit läuft rückwärts ab und es werden zwei mal zwanzig Minuten netto gespielt – bei jeder Spielunterbrechung wird die Zeit angehalten. Es fallen immer viele Tore, im Schnitt fünf pro Spiel. 6:7, 5:5 oder 6:2 sind normale Ergebnisse bei uns.

Die Zuschauer bekommen etwas geboten. Es ist ein technisch anspruchsvolles Spiel. Traumtore wie Vinolys Lupfer aus dem toten Winkel in das Kreuzeck oder Lujics Freistoß aus spitzem Winkel ins Kreuzeck, dazu Dribblings, Emotionen, schnelle Angriffswechsel wie im Basketball, Handball oder Eishockey.

Aber zurück zur Frage. Die Unterschiede zum Hallenfußball alter Schule: Anstelle eines Filzballs der Größe 5 wird beim Futsal mit einem speziellen Ball der kleineren Größe 4 gekickt, der schwerer ist und nicht so stark springt. Gespielt wird auf einem Handballfeld und auf Handballtore mit Seitenaus. Es sind unbegrenzt fliegende Wechsel erlaubt. Der Ball wird eingekickt statt eingeworfen. Der Torabschlag ist durch einen Abwurf ersetzt. Alle Standardsituationen wie Freistöße und Ecken müssen innerhalb von vier Sekunden ausgeführt werden. Der Torwart kann durch einen Feldspieler ersetzt werden. Das Spiel ist viel stärker taktisch geprägt, als es der frühere Hallenfußball war.

Wie viele Ligen gibt es in Deutschland und wie viele Vereine spielen überhaupt Futsal?

Diese Frage kann ich nicht sicher beantworten. In Deutschland sind es bestimmt mehr als 20 Ligen. In Bayern gibt es die Bayernliga und die Bezirksliga – die wiederum ist aufgeteilt in Regionen wie etwa Oberbayern. Das gibt es eigentlich in jedem Bundesland, so weit ich weiß. In Berlin sind es sogar fünf bis sechs Ligen. Die höchste Leistungsklasse bilden jedenfalls die vier Regionalligen.

Wie viele Vereine Futsal spielen? Bei der Frage müsste man unterscheiden. Für mich sind richtige Futsalvereine nur diejenigen, die das ganze Jahr über Futsal trainieren und auch eine eigene Mannschaft haben und nicht normale Fußballer für ein paar Spiele antreten lassen. Futsal spielen locker über 1.000 Vereine. Alle offiziellen Hallenturniere in Deutschland werden mittlerweile nach Futsalregeln gespielt. Richtige Futsalteams dürfte es schätzungsweise etwa 300 geben. Vielleicht mittlerweile sogar mehr.

Der TSV 1860 München ist in der kommenden Saison in der höchsten Leistungsklasse vertreten. Ihr seid vergleichsweise schnell dort angekommen. Konnte eure Struktur in dieser Geschwindigkeit mitwachsen? Wie rekrutiert ihr Nachwuchs?

Ja, nach zwei Saisons aufzusteigen, ist wirklich schnell. Ob wir die Struktur dafür haben, muss sich zeigen. Ich denke für die aktuelle Situation ist es noch angemessen. Nachwuchs können wir leider nicht rekrutieren, weil die Stadt uns nicht mehr Hallenzeiten gibt, die wir aber bräuchten, um ein Kinder- und Jugendtraining anbieten zu können. Jugendteams wären essenziell für uns. Erst mit einer eigenen Halle wird das vermutlich möglich sein. Das könnte den Futsal entscheidend voranbringen. Noch fehlen uns dafür aber die nötigen Mittel.

Wer ist für dich der Favorit auf den Deutschen Meistertitel und was ist euer eigenes sportliches Ziel in der Regionalliga?

Ich hab keinen Favoriten. Holstein Kiel hat in den letzten Jahren einen verdammt guten Futsal gespielt. Die Panthers Köln sind wieder erstarkt. Weilimdorf wird nach den enttäuschenden letzten Jahren heuer sicher was drauf legen. Die HSV-Panthers sind Deutscher Rekordmeister und nie abzuschreiben. Unser Ziel als Neuling in der Regionalliga ist ganz klar der Nichtabstieg. Das wird schwer genug. Wir geben unser Bestes und hoffen, dass das dann am Ende reicht.

Wo tragt ihr euere Heimspiele in München aus?

Das steht noch nicht fest. Vermutlich entweder am Gymnasium München Nord oder an der Werner-von-Siemens-Schule wie in der letzten Saison. Oder ganz woanders, da sind wir von der Stadt München abhängig.

Wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer kommen zu euch?

Letzte Saison waren durchschnittlich 100 Fans bei unseren Heimspielen da. Und wir hatten noch ordentlich Platz. Offiziell dürften 200 bis 300 Personen in die Hallen reinpassen. Ab dieser Saison sind wir verpflichtet, Eintritt zu verlangen – vier Euro für Regionalliga und zwei Euro für Bayernliga. Daher lohnt es sich bei unserem Crowdfounding mitzumachen, hier kann man Jahreskarten günstig erwerben und uns gleichzeitig unterstützen

Gibt es bekannte Fußball-Profis, die aus dem Futsal kommen?

Da gibt es sehr sehr viele. Um nur paar Schmankerl zu nennen: Ronaldinho, Messi, C. Ronaldo, Zidane, Neymar, Xavi, Iniesta, Hazard, Robinho, Kaka, Pele, Maradonna.

Beim TSV 1860 München ist es aber noch keiner?

Nur indirekt. Julian Weigl und Lukas Aigner haben beispielsweise beide auch Futsal gespielt.

Habt ihr Kontakt zum Junioren-Fußball beim TSV? Tauscht ihr euch aus?

Wir haben Kontakt, kennen uns und tauschen uns über Futsal aus. Vorletzte Saison konnten wir die U15-Junioren bis zum 5. Platz bei der Deutschen Futsal-Meisterschaft fachlich begleiten. Die Hallenmeisterschaften des DFB werden nach Futsalregeln gespielt. Da können wir natürlich unser Knowhow einbringen.

Wann ist Saisonpremiere und gegen wen geht es zum Auftakt?

Unser erstes Spiel in der Regionalliga haben wir am 22. September auswärts beim 1. FC Germania 08 Ober-Roden. Das ist im Landkreis Offenbach in Hessen. Adressen und Anstoßzeiten können unserer Website unter www.tsv1860-futsal.de entnommen werden.

(as)

Artikel vom 15.07.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...