Antrag im Landtag eingereicht – Königsplatz in der Diskussion

Dokustelle Ja oder Nein?

Zentrum · Bis heute existiert in München, der einstigen „Hauptstadt der NS-Bewegung“ keine zentrale Dokumentationsstelle, die an die Schrecken der NS-Herrschaft erinnert. Entsprechende Initiativen gab es immer wieder, allerdings ohne konkrete Ergebnisse.

Nun hat die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Hildegard Kronawitter einen neuen Vorstoß gewagt. In einem Parlamentsantrag, der von der SPD-Landtagsfraktion unterstützt wird, fordert sie, dass die Bayerische Staatsregierung erneut mit der Stadt München wegen eines ortsbezogenen Dokumentationszentrums in Verhandlung treten soll.

„Stadt und Staat müssen hier zusammenarbeiten“, betont Kronawitter. Sie knüpft mit ihrem Antrag an eine Initiative des Bezirksausschusses Maxvorstadt vom Dezember 2000 an. Darin war u. a. gefordert worden, im Bereich der ehemaligen Parteibauten am Königsplatz (v. a. Musikhochschule und Zentralinstitut für Kunstgeschichte) Räumlichkeiten für die Erinnerungsarbeit zu erschließen. Im April 2001 hatte die Stadt München deshalb Beratungen mit Staatsminister Dr. Kurt Faltlhauser aufgenommen.

Wie Kronawitter in ihrem Antrag hervorhebt, hat der Stadtrat schon 1988 einstimmig beschlossen, im ehemaligen „Parteiviertel“ zwischen Karolinenplatz und Königsplatz eine ständige Ausstellung zur Münchner NS-Vergangenheit einzufordern. Damals hatte der Freistaat den Antrag mit Hinweis auf den Bebauungsplan abgelehnt. Der jedoch wurde nie verwirklicht. Vielmehr hat sich die Planungssituation durch den Bau der Pinakothek der Moderne und die Umplanungen auf dem Universitätsgelände wesentlich verändert.

Unterdessen wächst auch die öffentliche Kritik am Umgang mit der Münchner NS-Vergangenheit. Erst im September hat Winfried Nerdinger, Professor für Architektur an der TU München, betont, die bayerische Landeshauptstadt stehe im Städtevergleich äußerst schlecht da. Kritik äußert auch Klaus Bäumler, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt, der sich schon seit langem für eine Dokumentationsstätte einsetzt.

„Nun, wo das Nürnberger Dokumentationszentrum am ehemaligen Reichsparteitagsgelände fertig ist, wird es auch für München höchste Zeit, sich um das NS-Erbe zu kümmern“, findet Bäumler. Bis in München tatsächlich eine solche Stelle eingerichtet ist, können allerdings noch Jahre vergehen. (rme)

Artikel vom 08.11.2001
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