Evangelische Familienbildungsstätte feiert 40-Jähriges

Bräutekurse haben ausgedient

Zentrum · Als Elly-Heuss-Knapp-Schule – Mütterschule und Mädchen-Bildungsstätte wurde 1961 die heutige Münchner Evang. Familien-Bildungsstätte (EFBS) gegründet.

Namenspatin war die Sozialpolitikerin Elly Knapp, Frau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss.

Vieles hat sich verändert seit damals: Statt Haushaltslehre und Bräutekursen stehen heute Geburtsvorbereitung, Mini-Clubs und Vater-Kind-Freizeiten auf dem Programman, das inzwischen jährlich von fast zehntausend Erwachsenen und Kindern genutzt wird.

Eine Festschrift mit historischen wie aktuellen Fotos und vielen lebendigen Textbeiträgen dokumentiert die vierzigjährige Geschichte. Zu Wort kommen TeilnehmerInnen und MitarbeiterInnen sowie verschiedene Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und sozialen Institutionen: Also all diejenigen, mit deren finanzieller, ideeller und tatkräftiger Unterstützung die Arbeit der Familienbildung gelingt. Sigrid Hlasny (Leiterin der EFBS) konnte sich über die zahlreichen Gäste freuen, die am 9. November zur Jubiläumsfeier in die Herzog-Wilhelm-Straße kamen.

Die Andachtsworte Dieter Stracks (Evang. Stadtdekan) betonten die zentrale Bedeutung der Kinder in unserer oft lieblosen Gesellschaft. Dr. Gabriele Müller-Rückert (Geschäftsführerin des Trägervereins Bayer. Mütterdienst der Evang.-Luth. Kirche e.V.) sowie Ingeborg Leitz (Vorsitzende des Trägervereins) beschrieben die erfolgreiche und zukunftsweisende Arbeit: So veränderten Männer und Väter hier bereits vor fast dreißig Jahren zunehmend das Angebot der ursprünglichen Mütterschule; In diesem Jahr konnte die EFBS auch eine Zweigstelle im multikulturellen Stadtteil Westend eröffnen.

Diese Fähigkeit, auf gesellschaftlichen Wandel innovativ zu reagieren, hob auch Bürgermeisterin Dr. Gertraud Burkert hervor; sie sieht die EFBS als wichtige Partnerin bei der Aufgabe, das Leben in München kinder- und familienfreundlicher zu gestalten.

Das Thema Familie auf neuen Wegen stand im Zentrum des sich anschließenden Fachgesprächs. Prof. Dr. Gudrun Cyprian berichtete von den Veränderungen des traditionellen Familiensystems: Andere Lebensformen wie bewusst kinderlose Paare, Nicht-eheliche-Lebensgemeinschaften (auch mit Kindern), Alleinerziehende und Patchworkfamilien nehmen zu. Doch viele überlieferte Normen halten sich hartnäckig: So setzen, trotz teilweise veränderten Rollenverhaltens, Väter weiterhin eher auf berufliche Karriere, Mütter dagegen zunächst auf Erziehungsurlaub, Haushalt und Teilzeit-Erwerbsarbeit.

Alleinerziehende waren auch der zentrale Punkte von Reinhild Krugmann (Alleinerziehende Mütter und Väter/Evang.-Luth. Dekanat). Peter Eckarddt (Väterinitiative für engagierte Elternschaft) forderte die Ablösung des Unterhaltssystems durch eine Erziehungsversicherung.

Reinhard Neuhofer (EBFS) möchte, dass Frauen Männer im Bereich Familie nicht ausgrenzen und ihnen mehr zutrauen und dass Männer künftig mehr sichere und verbesserte Teilzeitarbeitsplätze vorfinden.

Somit ist die Zeit der Bräutekurse wohl endgültig vorbei: Frauen, Männer, Kinder, Familien (in ihren unterschiedlichsten Formen) werden bei der Evang. Familien-Bildungsstätte weiterhin zeitgemäße und qualifizierte Orientierung und Begleitung finden.

Artikel vom 22.11.2001
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